Fußball-Bayernliga:Viele Dämpfer und ein Omen

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Im Schwitzkasten: Ismanings Daniel Steinacher (li.) lässt im Zweikampf mit dem Unterföhringer Uwe Schlottner keinen Zweifel daran, dass er die drei Punkte unbedingt mit nach Hause nehmen will. Der Aufsteiger sollte am Ende tatsächlich im Saison-Eröffnungsspiel mit 2:1 die Oberhand behalten. (Foto: Claus Schunk)

Zum Saisonauftakt müssen Unterföhring, Wolfratshausen, Heimstetten und Dachau zum Teil arg überraschende Niederlagen hinnehmen. Pullach wird seiner Favoritenrolle gerecht, Ismaning jubelt

Von C. Bernhard, S. Galler und M. Schmid

Aufsteiger Ismaning gelingt ein perfekter Start, Meisterschaftsaspirant Heimstetten kassiert auswärts ein bitteres 1:4 und der SV Pullach, der schon vor der Saison weiß, dass der Aufstieg aus strukturellen Gründen kein Thema sein wird, präsentiert sich souverän und siegt mit 3:0: Der Auftakt des Fußball-Bayernliga Süd hatte es aus Sicht der Klubs aus der Region München wahrlich in sich.

Unterföhring - Ismaning 1:2

Schon das Eröffnungsspiel der Bayernliga Süd hatte den ersten Paukenschlag parat: Aufsteiger FC Ismaning setzte sich beim ambitionierten Nachbarn FC Unterföhring mit 2:1 (1:0) durch. "Wenn man gewinnt, ist man immer happy", sagte FCI-Coach Xhevat Muriqi nach dem Spiel. "Vor allem die Art und Weise, wie wir gespielt haben, hat mir gefallen. Ein verdienter Sieg." 600 Zuschauer verursachten vor dem Spiel ein mittleres Parkplatzchaos an der Bergstraße, chaotisch war dann die erste aufregende Szene der Partie nach einer halben Stunde: Michael Kain übersah bei einem Rückpass Ismanings Stürmer Mijo Stijepic, der mit all seiner Routine zum 1:0 abschloss (31.). Föhring war keineswegs schwach, dennoch sollte zunächst in der Offensive nur wenig gelingen. Auch deshalb, weil Trainer Andreas Pummer dem Neuling nicht ins offene Messer laufen wollte. "Ich war überrascht, wie defensiv die begonnen haben", so Muriqi. Das änderte sich nach der Pause: "Wir haben mehr in die Offensive investiert", so Pummer, "mussten weite Wege gegen ballsichere Ismaninger gehen und wurden dann eiskalt erwischt". Der eingewechselte Manuel Ring schloss einen Konter zum 2:0 ab(78.). Und dennoch wurde es noch einmal eng, weil Jakub Dora in der vorletzten Minute aus 20 Metern der Anschluss gelang. In der Nachspielzeit traf Alex Hollering für den FCU den Pfosten, Andreas Faber wurde geblockt - dann war's vorbei. "Wir hätten die Ismaninger bestrafen müssen", fand Pummer.

Dachau - Hankofen-Hailing 2:4

Fabian Lamotte hatte seine Mannschaft gewarnt. Die SpVgg Hankofen sei bei Standardsituationen sehr gefährlich, betonte der Spielertrainer des TSV 1865 Dachau vor dem ersten Spiel der Saison. Am Samstagnachmittag konnte er konstatieren: Seine Mannschaft hatte diesen Teil des Jobs gut erledigt, sie blieb ohne Standard-Gegentor. Das Problem: Stattdessen fing sie sich vier Kontertore ein und musste sich zu Hause 2:4 (0:0) geschlagen geben. "Wir haben zwar überlegen gespielt", erklärte Lamotte, gute Chancen sprangen aber lange Zeit nicht heraus. Elf Horror-Minuten zu Beginn der zweiten Halbzeit raubten dem TSV alle Chancen auf einen Punktgewinn. Zwischen Minute 52 und 62 stellten die Gäste auf 3:0, die Dachauer Treffer von Zugang Qendrim Beqiri (72.) und Dominik Schäffer (87.) zum 1:3 beziehungsweise 2:4 reichten nicht. Lamotte, der in seine erste komplette Saison als Spielertrainer startete und wie immer im Abwehrzentrum agierte, hatte im Angriff auf Rückkehrer Christian Doll verzichten müssen. Beqiri, Alexander Weiss und Michael Berchtold waren so die einzigen Neuen, die zum Einsatz kamen. Im Tor bekam Toni Schröter den Vorzug vor Maximilian Mayer, die vier Gegentore konnte er nicht verhindern.

Bogen - Wolfratshausen 1:0

Wenn man es gut mit dem BCF Wolfratshausen meint, war sein Samstags-Ausflug ins niederbayerische Bogen ein kleiner Erfolg. Nach drei Gastspielen mit jeweils mindestens vier Gegentoren in den vergangenen Jahren, kassierten die Grün-Weißen diesmal beim TSV Bogen nur einen Gegentreffer. An der Punkteausbeute änderte das allerdings rein gar nichts, da die Gäste selbst nicht ins gegnerische Tor trafen. Der 0:1-Endstand schmeichelte dem BCF sogar. "In der ersten Halbzeit hatten wir auch ein bisschen Glück, dass wir nicht höher in Rückstand geraten sind", erklärte der neue Wolfratshauser Trainer Patrik Peltram, Nachfolger von Reiner Leitl. Die zweite Halbzeit seiner Mannschaft hatte ihm schon besser gefallen, dennoch sei der Bogener Sieg "auf jeden Fall" verdient gewesen, wie Peltram konstatierte, der bei seinem ersten Ligaspiel für Wolfratshausen gleich auf neun Spieler verzichten und schon in der ersten Spielminute einen weiteren Schock verdauen musste: Nico Beigang traf für die Gastgeber, die auch danach noch druckvoll nach vorne spielten: "Drei bis fünf Top-Chancen" hatte Bogens Trainer Sepp Beller alleine in Halbzeit eins notiert. Da BCF-Torhüter Kevin Pradl in der 78. Minute einen Elfmeter von Beigang parierte, hielt er die Hoffnung auf ein Remis trotzdem bis zum Schluss am Leben - allerdings blieb sie unerfüllt.

Kottern - Heimstetten 4:1

Der Präsident hatte schon bei der Abfahrt der Mannschaft ein ganz schlechtes Gefühl: "Die waren mir ein bisschen zu locker", sagte Ewald Matejka über die Körpersprache seiner Heimstettener Fußballer. Für das vermeintlich leichte Auftaktspiel beim TSV Kottern fiel auch noch Torjäger Orhan Akkurt aus beruflichen Gründen aus, dennoch hatte abgesehen vom Chef keiner einen Zweifel daran, dass der Aufstiegsaspirant aus dem Landkreis München die Punkte mit nach Hause nehmen würde. Doch die Allgäuer hatten ihre Hausaufgaben gemacht, sie überraschten die Gäste vom Start weg mit mutiger Offensive. Schon in der achten Minute brachte Christoph Mangler den TSV nach gelungenem Alleingang in Führung; die Elf von Trainer Heiko Baumgärtner ließ sich jedoch nicht beirren, keine sechs Minuten später gab es Foulelfmeter für Heimstetten, Lukas Riglewski verwandelte eiskalt - 1:1 (14.). Kottern ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, setzte den SV weiter unter Druck. Und ging durch Manuel Purschke nach einem Freistoß abermals in Führung (43.). Nach der Pause legte Kottern nach, Roland Fichtl köpfelte einen Eckball zum 3:1 (59.) ein. Heimstetten konnte den Schalter nicht mehr umlegen, stattdessen gelang Purschke kurz vor Schluss sein zweiter Tagestreffer zum 4:1-Endstand (81.). Und Präsident Matejka zog den einzig positiven Schluss: "Garching hat letztes Jahr das erste Spiel 0:3 verloren und ist dann aufgestiegen. Ein gutes Omen."

Pullach - Schwabmünchen 3:0

Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel: An diesem Fußball-Aphorismus rüttelt auch Frank Schmöller nicht, der Cheftrainer des SV Pullach. Besonders dann nicht, wenn die nächste Partie schon wieder drei Tage später auf dem Programm steht. "Zehn Minuten Auslaufen und danach in die Eistonne", rief er seinen Spielern zu, nachdem die gerade gegen den TSV Schwabmünchen mit 3:0 (2:0) gewonnen hatten. Am Mittwoch muss Pullach beim Aufsteiger FC Ismaning ran, den der SVP im Pokal erst mit 2:0 besiegt hatte. Mit dem Ergebnis am ersten Bayernliga-Spieltag gegen Schwabhausen war Schmöller natürlich zufrieden, weniger aber mit der Spielweise. "Wir waren noch zu hektisch, besonders beim letzten Pass. Und mir hat auch nicht gefallen, wie wir teilweise von hinten rausgespielt haben", monierte der ehemalige Profi. Den Führungstreffer für Pullach erzielte Menelik Ngu'Ewodo bereits in der siebten Minute, auch das 2:0 erzielte der wuchtige Stürmer, indem er einen an ihm verschuldeten Foulelfmeter sicher verwandelte (31.). Das 3:0 resultierte dann aus dem schönsten Spielzug des Nachmittags, den entscheidenden Pass des eingewechselten Zugangs Sean Erten bugsierte Tim Sulmer über die Linie (72.).

Pipinsried - Sonthofen 0:1

Die runderneuerte Mannschaft des FC Pipinsried durfte sich im ersten Punktspiel unter dem neuen Spielertrainer Fabian Hürzeler gegen starke Sonthofener nicht über ein Erfolgserlebnis freuen. Ein Treffer von Thomas Thönnessen (63.) entschied die Partie für die Gäste, denen im dritten Versuch der erste Sieg im Dachauer Hinterland gelang. Dabei hätte auch der FCP in Führung gehen können, etwa als Marco Bläser aus fünf Metern nur die Latte anköpfelte (52.). Später vergaben Junis Ibrahim und Coach Hürzeler gute Ausgleichschancen. Kuriosität am Rande: Referee Tobias Schultes pfiff schon nach 39 Minuten zur Pause, bemerkte seinen Irrtum jedoch und ließ dann doch weiterspielen.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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