Fußball-Bayernliga:Verspielter Zentaur

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Auf und davon: In dieser Szene setzt Pullachs Torschütze Lukas Dotzler (li.) gegen den Landsberger Jonas Meichelböck zum Überholen an. (Foto: Claus Schunk)

Winterzugang Lukas Dotzler trifft erstmals für den SV Pullach und bereitet beim 5:1-Erfolg gegen den TSV Landsberg zwei weitere Tore vor. Das Publikum feierte ihn - sowohl live vor Ort, als auch vor dem Smartphone zu Hause.

Von Fabian Swidrak, Pullach

Vielleicht hatte Lukas Dotzler bis zum Samstag absichtlich kein Tor geschossen. Vielleicht wollte er sich seinen ersten Treffer im Trikot des SV Pullach für ein möglichst großes Publikum aufheben. Nun kamen zum Heimspiel gegen den TSV Landsberg zwar gerade einmal drei Dutzend Zuschauer. Nicht mitgezählt sind allerdings die Daheimgebliebenen an ihren Laptops und Smartphones. Seit diesem Wochenende nämlich, erklärte der Stadionsprecher vor dem Anpfiff, übertragen die Pullacher ihre Spiele mithilfe einer auf Höhe der Mittellinie angebrachten Kamera ins Internet. Live und auf Abruf.

Stürmer Dotzler, in seinen ersten beiden Spielen für Pullach ohne Treffer, ließ sich unter digitaler Beobachtung jedenfalls nicht lange bitten: Keine drei Minuten benötigte er für seine Torpremiere. Vom rechten Strafraumeck aus schoss er den Ball flach ins lange Eck. Trainer Frank Schmöller rief seinen Stürmer beim Vornamen, signalisierte mit nach oben gerecktem Daumen: Gut gemacht, weiter so.

Dass der SV Pullach sein Heimspiel gegen den TSV Landsberg am Ende sehr deutlich mit 5:1 (4:0) gewann und im dritten Anlauf den ersten Sieg nach der Winterpause einfuhr, war auch Dotzlers Verdienst. Schmöller sagte: "Der frühe Treffer hat unserem Spiel äußerst gut getan." Dotzler war im ersten Durchgang an zwei weiteren Toren direkt beteiligt. Mit einem abgefälschten Schuss ermöglichte er den Treffer von Tim Sulmer (16.). Das Tor von Christoph Dinkelbach bereitete er mit einer flachen Hereingabe nach Sprint an die Grundlinie (37.) vor. Einzig mit Martin Bauers Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 hatte der Stürmer nichts zu tun.

Dotzler, 21, kam im Januar vom Regionalliga-Klub TSV Buchbach. Vor der Winterpause war er dort nur zu elf Einsätzen gekommen, oft wurde er in der zweiten Halbzeit erst eingewechselt, ein Treffer gelang ihm nicht. Im Oktober und November lief er für die zweite Mannschaft der Buchbacher in der Kreisliga auf. "Für ihn war wichtig, dass er spielt. Das haben wir im Winter genutzt", sagt Schmöller, der den Stürmer von einem Wechsel in die Bayernliga Süd überzeugen konnte, obwohl klar war, dass der Klub trotz fest eingeplanter Meisterschaft nicht in die Regionalliga aufsteigen würde. "Ich denke, es war schön für ihn, zu sehen, dass sich ein Trainer um ihn bemüht." Dotzler sagt: "Bislang war der Wechsel eine gute Entscheidung."

Gleich in seinem ersten Pflichtspiel für Pullach vor zwei Wochen gegen den SV Heimstetten (0:1) war Dotzler mehrmals nah dran an einem Treffer. Bei seinem dritten Auftritt hat es nun geklappt. "Wichtig ist, dass der Knoten geplatzt ist, wie man so schön sagt", meinte Dotzler erleichtert. Schmöller sagte: "Ich weiß, wie wichtig Tore für einen Stürmer sind." In den Achtzigern und Neunzigern war er selbst unter anderem für den HSV, Hertha BSC, Fortuna Köln und Unterhaching auf Torejagd gegangen. Dotzler hat großes Potenzial, Schmöller hält ihn für einen ungeschliffenen Diamanten: "Er hat einen Schuss wie ein Pferd und einen Körper wie ein Gott." Dotzler, der Zentaur mit der Nummer 28. "Mit seiner Geschwindigkeit ist er wie ein D-Zug. Er bringt alle Voraussetzungen mit, um ein richtig guter Stürmer zu werden. Und ich sage absichtlich: zu werden."

Denn noch, so glaubt Schmöller, ruft Dotzler sein Potenzial nicht vollständig ab. "Ein Spieler mit seinen Voraussetzungen muss geiler sein auf den zweiten Treffer. Ein Robert Lewandowski hört nach einem Tor auch nicht auf", sagte Schmöller. "Ein wenig Kritik muss sich ein Spieler mit seinen Möglichkeiten nach so einem Spiel daher auch gefallen lassen. Einige Situationen hat er zu locker gelöst." Bereits vor zwei Wochen hatte Schmöller erklärt, Dotzler agiere vielfach noch zu verspielt.

Im zweiten Durchgang verpasste Dotzler im Eins-gegen-eins mit Landsbergs Keeper Philipp Beigl seinen zweiten Treffer (54.). Auch Dotzlers Mitspieler ließen aufgrund des deutlichen Vorsprungs die letzte Konsequenz vermissen. Immerhin traf Pullachs Dinkelbach zum zweiten Mal (55.), Landsbergs Philipp Siegwart erzielte den Ehrentreffer (83.). Für sich genommen endete die zweite Halbzeit unentschieden. "Natürlich nimmt man sich in der Pause vor, dass genau das nicht passiert. Aber es ist einfach schwer, da so konzentriert weiterzumachen", sagte Dotzler.

Vielleicht hätte Schmöller seine Mannschaft ja noch einmal an die vielen Zuschauer an Laptops und Smartphones erinnern sollen.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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