Fußball-Bayernliga:Trainer­tausch bei Türkgücü

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Im Sommer soll der ehemalige Löwe Reiner Maurer den Spitzenreiter übernehmen. Andreas Pummer wird Assistent, sein Co-Trainer Jungwirth geht enttäuscht.

Von Stefan Galler, München

Dass sich in der Winterpause einige Weichen stellen würden, wie es beim ambitionierten SV Türkgücü-Ataspor München im kommenden Sommer weitergehen wird, hatte sich schon gegen Ende der Vorrunde abgezeichnet. Nun sind die ersten Neuigkeiten der künftigen Aufstellung des Trainerstabes beim souveränen Tabellenführer der Bayernliga Süd bekannt geworden. Demnach soll Reiner Maurer die Mannschaft in der neuen Saison als Chefcoach leiten. Der frühere Übungsleiter des TSV 1860 München ist seit seinem Engagement beim thailändischen Erstligisten Ang Thong, das im November 2017 ausgelaufen war, ohne Verein. Wie aus dem Umfeld von Türkgücü zu hören ist, besteht zwischen Klub und Coach grundsätzlich Einigkeit, es fehle nur noch die Unterschrift des 58-Jährigen. Das sei auch der Grund, warum die Verpflichtung noch nicht öffentlich gemacht wird. "Wir wollen uns an Spekulationen nicht beteiligen", sagte Kaderplaner Robert Hettich auf SZ-Nachfrage.

Ex-Löwe Reiner Maurer kommt wohl als Cheftrainer. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Maurer ist einer der wenigen Spieler, die aktiv bei den drei großen Klubs aus München und der Region gespielt haben, also bei Unterhaching (1982/83), Bayern (1983/84) und Sechzig (1989-1995). Als Trainer war der Allgäuer neben seinen beiden Engagements bei den Löwen vor allem in Griechenland tätig (OFI Kreta, AO Kavala, AS Rhodos, Skoda Xanthi).

Es zeichnet sich also ab, dass Andreas Pummer, 36, der Türkgücü-Ataspor in der vergangenen Saison aus der Landesliga in die Bayernliga geführt hatte und sich nun angesichts von zehn Punkten Vorsprung in der Bayernligatabelle anschickt, auch den direkten Durchmarsch in die vierthöchste Spielklasse zu schaffen, die Verantwortung abgeben muss. Pummer wird dem Verein, das bestätigt er auf Nachfrage, allerdings als Assistenztrainer erhalten bleiben. Ein Grund für die Rochade sei die Tatsache, dass der frühere Trainer des FC Unterföhring lediglich die B-Lizenz besitzt, als Regionalligatrainer jedoch den A-Schein benötigt. "Deshalb werde ich diese Gelegenheit nutzen und die Schulbank drücken", sagt Pummer, der zunächst die DFB-Elite-Jugend-Lizenz erwerben möchte und später den A-Schein. "Ich habe eine entsprechende Vereinbarung mit dem Verein, der die Kosten übernimmt", sagt Pummer, der mit der Konstellation nach eigener Aussage gut leben kann: "Auf Dauer wäre ich immer wieder an meinen fehlenden Lizenzen gescheitert. Deshalb ist das eine gute Lösung." Zumal Pummers Frau in der Endphase ihres Studiums steckt und er deshalb in näherer Zukunft mehr Zeit in die Kinderbetreuung investieren muss.

Rotation: Eigentlich hätten Andreas Pummer (re.) und Assistent Daniel Jungwirth (li.) im Sommer die Rollen tauschen sollen. Nun kommt es wohl anders. (Foto: Claus Schunk)

Zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Reiner Maurer will sich Pummer nicht äußern, so lange nicht definitiv klar ist, ob der gebürtige Mindelheimer tatsächlich kommt. " Egal, ob der Trainer Maurer, Meier oder Huber heißt, ich werde ihm zuarbeiten - mehr kann ich dazu nicht sagen."

Dafür äußerte sich zuletzt Pummers bisheriger Assistent Daniel Jungwirth ziemlich eindeutig via Pressemitteilung: "Der Verein fühlt sich nicht mehr an seine ursprünglichen Absprachen für die kommende Saison gebunden", schreibt der 37 Jahre alte frühere Profi. "Daraus habe ich meine Konsequenzen gezogen und mein Amt zur Verfügung gestellt." Jungwirth geht offensichtlich davon aus, dass die Gerüchte um Maurer richtig sind, anders lässt sich diese kurzentschlossene Reaktion nicht deuten. Er behauptet, ihm sei versprochen worden, dass er und Pummer im kommenden Sommer die Rollen tauschen, er also dann in die Chefrolle schlüpfen und Pummer ihm als Co-Trainer zur Seite stehen sollte. Bereits am Montagabend hat sich der gebürtige Münchner, der beim FC Bayern ausgebildet worden war, von der Mannschaft verabschiedet.

Für Pummer ist das ein harter Schlag, schließlich sei der Aufstieg noch lange nicht gesichert: "Es ist sehr traurig, dass er aufhört. Im Verein rumort es jetzt ein bisschen. Wir sollten das so schnell wie möglich in den Griff kriegen, damit wir unsere Ziele nicht noch gefährden", sagt der immer noch amtierende Trainer.

Pummer bestreitet die Vorbereitung mit einem leicht veränderten Kader: Während Mittelfeldspieler Dominik Schmitt, 26, den Verein verlassen hat und sich bereits mit dem vietnamesischen Erstligisten Da Nang auf die in einem Monat beginnende neue Saison dort vorbereitet, gab der Klub gestern einen Zugang bekannt: Defensiv-Allrounder Fabio Leutenecker, 28, zuletzt ohne Verein und vergangene Saison beim insolventen Drittliga-Absteiger Chemnitzer FC, hat einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben, der sich im Falle des Regionalligaaufstiegs um ein Jahr verlängert. "Ich bin überzeugt von dem Weg, den Türkgücü eingeschlagen hat. Als Teil des Teams werde ich alles geben, damit wir unser Saisonziel erreichen", sagt Leutenecker, der bei den Stuttgarter Kickers ausgebildet worden ist und für die Kickers, den MSV Duisburg und Chemnitz binnen sechs Jahren insgesamt 174 Drittligapartien (fünf Tore, 20 Vorlagen) bestritt. Fraglich ist dagegen, ob Stürmer Martin Holek bei Türkgücü bleibt. Der Tscheche absolviert derzeit ein Probetraining beim schottischen Zweitligisten Dunfermline.

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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