Fußball-Bayernliga:Tirade der Chefs

Lesezeit: 3 min

Viel Verkehr: Heimstettens Offensivkräfte hatten Schwierigkeiten, den dicht gestaffelten Abwehrriegel des SV Erlbach zu überwinden. (Foto: Claus Schunk)

SV Heimstetten kommt gegen den Drittletzten Erlbach über ein 2:2 nicht hinaus und agiert dabei bisweilen ohne die nötige Leidenschaft. Manager Michael Matejka und sein Vater Ewald sparen hinterher nicht mit Kritik

Von Stefan Galler, Kirchheim

Wenn seine Spieler sich diesen Montag auf den Weg zur Theresienwiese machen, wird sich Heiko Baumgärtner nicht anschließen. "Ich wäre nur mitgegangen, wenn wir in den beiden Spielen davor sechs Punkte geholt hätten", sagte der Trainer des Fußball-Bayernligisten SV Heimstetten am späten Samstagnachmittag. Soeben hatte der Sportverein gegen den Drittletzten der Tabelle, den SV Erlbach, 2:2 (1:1) gespielt, vergangene Woche war Baumgärtners Elf beim BCF Wolfratshausen gar mit 0:2 unterlegen. "Wenn ich so etwas ankündige, dann stehe ich auch dazu", sagte der Trainer zu seiner selbst auferlegten Oktoberfest-Sperre. "Die Jungs sollen Gas geben und Spaß haben, vielleicht ist das ja mal ganz gut."

Während der Übungsleiter ob des mageren Remis sichtlich geknickt war, herrschte bei den beiden Bossen des SVH ein anderes Gefühl vor: Manager Michael Matjeka, vor allem aber dessen Vater Ewald, Präsident des Vereins, ließen beide ihrem Ärger über die Darbietung der Mannschaft freien Lauf: "In der ersten Halbzeit hätte ich mit meinen 63 Jahren noch mitspielen können. Das war Standfußball, dabei standen bei uns bis auf wenige Spieler nur Leute mit Regionalligaerfahrung auf dem Platz", polterte Matejka, der Ältere. Und, weil er schon mal so schön in Rage war, ging die Tirade gleich noch weiter: "Wir haben lauter Kranke und Mimosen. Hätten wir fünf Steimels und einen Akkurt, wären wir in der Regionalliga auf dem vierten Platz." Lediglich der stets hochmotivierte Mittelfeldrackerer Daniel Steimel und der auch diesmal wieder treffsichere Mittelstürmer Orhan Akkurt fanden also Gnade vor den Augen des Spartenchefs.

Coach Baumgärtner blieb bei seiner Analyse deutlich sachlicher, er machte die Taktik des Gegners und die in manchen Situationen fehlende Leidenschaft seiner Mannschaft für den doppelten Punktverlust verantwortlich: "Erlbach war von Anfang an sehr kompakt und hat uns das Leben schwer gemacht. Das war nicht einfach, sich da durchzuspielen", sagte der Coach. "Und dafür, welche Ansprüche wir haben, war einfach zu wenig Feuer drin."

Gegen den massiven Beton, den die Gäste aus dem Landkreis Altötting anrührten wäre ein Führungstreffer das einzig wirksame Mittel gewesen. Doch Akkurt zimmerte bei seiner ersten Chance die Kugel aus rund 16 Metern an die Latte (3.). Es sollte bis auf Weiteres die letzte gute Gelegenheit für die "Hoaschdenger" bleiben, der Außenseiter war in der Folge stabiler und hatte seinerseits Möglichkeiten, doch einmal konnte SVH-Kapitän Sebastian Paul in allerletzter Sekunde klären (5.), später verstolperte Harald Bonimeier (14.). Der dritte Versuch aber saß, eine bereits geklärte Ecke kam ein weiteres Mal in den Strafraum, diesmal stand Sebastian Leitmeier frei und köpfte zum 0:1 ein (30.).

Doch die warmen Worte, die Ewald Matejka hinterher für Orhan Akkurt fand, hatten ihren Grund: Der 30-Jährige setzte sich kurz vor der Halbzeit im Strafraum durch und traf entschlossen zum 1:1 (42.) - Saisontor Nummer zehn im zwölften Spiel.

Während der Pause informierten sich die Verantwortlichen dann über die Ergebnisse auf den anderen Plätzen, wo samt und sonders die Partien schon beendet waren. "Die Jungs wussten, dass von den vorderen Mannschaften keine gewonnen hatte und wir mit einem Sieg bis auf Rang zwei vorrücken konnten", sagte Baumgärtner.

Doch diese Aussicht schien das Team eher zu lähmen: Kurz nach Wiederanpfiff schlief die Heimstettener Defensive bei einem schnell ausgeführten Freistoß, Christopher Popp tauchte völlig ungedeckt vor Torwart Markus Aigner auf und ließ diesem keine Abwehrchance - 1:2 (50.). Der jüngste Negativlauf mit nur einem Sieg und vier Niederlagen aus den vergangenen fünf Partien machte sich nun bemerkbar. Sichtlich gehemmt fiel den Gastgebern kein Mittel ein, den Erlbacher Riegel zu knacken. Und so wäre um ein Haar das womöglich vorentscheidende 1:3 gefallen, doch Leitmeier und Johannes Maier scheiterten innerhalb weniger Sekunden an Aigner (66.). Auf der anderen Seite jagte der eingewechselte Ali Kartal den Ball aus sechs Metern per Volleyschuss gut vier Meter über den Balken (71.), ehe dann doch noch einer im dicht gestaffelten Erlbacher Abwehrverbund den Durchblick behielt: Sebastiano Nappo wurde von Rechtsverteidiger Felix Sträußl gut freigespielt, eine Körpertäuschung, dann setzte er die Kugel ins linke Eck - 2:2 (77.).

Es begann die beste Phase der Gastgeber, doch bis zum Ende mussten die SVH-Anhänger bei einigen Kontern gleichzeitig um den Punkt zittern. "Es ist eine Verkrampfung drin", sagte Baumgärtner. "Die bekommst du nur mit Siegen raus." Oder mit einem enthemmten Wiesnbesuch.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: