Fußball-Bayernliga:Sie lassen die Leute reden

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Ein Bild mit Symbolkraft: Dachaus Torschütze Christian Doll (links) lässt sich drücken, während Ismaning trauert. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der FC Ismaning zeigt beim 0:2 gegen Dachau erneut eine schwache Leistung. Die Zuschauer fordern eine Trainerentlassung, doch die Vereinsführung hält weiterhin an Rainer Elfinger fest. Die Frage ist: Wie lange noch?

Von Christoph Leischwitz, Ismaning

Trostlos war es sogar schon vor dem Anpfiff. Die Spieler waren noch nicht da, die Rasensprenger liefen, die letztlich 160 Zuschauer fanden sich nur ganz langsam im Stadion des FC Ismaning ein, da erzählte der Präsident und Stadionsprecher Roland Boenke, dass der heutige Gegner 1865 Dachau Mitte der Woche "5:0 gegen Kirchanschöring gewonnen" hatte. Und dass der Sportliche Leiter Marcel Richter mit dem Spiel seiner Mannschaft gar nicht mal so sehr zufrieden gewesen sein soll. Richter saß da schon auf der Ersatzbank, reglos, den Kopf schüttelte er zumindest nicht. "Solche Sorgen", sagte Boenke dann mit langsamer, monotoner Stimme, "hätten wir hier in Ismaning auch gerne einmal."

Die Sorgen sind nach einem recht trostlosen 0:2 am Samstagnachmittag nicht kleiner geworden. Nach dem Spiel standen Trainer Rainer Elfinger und der Technische Leiter Florian Hahn noch lange auf dem Rasen und unterhielten sich. Was die Spieler untereinander nicht geschafft hatten, tat dann plötzlich ein Zuschauer: Er wurde laut. "Trainer raus", schrie der Fan vom Balkon des Vereinsheims. Als Elfinger eine Viertelstunde später Richtung Kabine ging, war von irgendwo noch ein "Auf Wiedersehen" zu hören. Viele findet man nicht, die noch an Elfinger festhalten, nach acht Bayernliga-Spielen ohne Sieg. Doch ein Wiedersehen ist trotzdem wahrscheinlich - denn ein Großteil der Verantwortlichen im Verein tut es bislang. Hahn zum Beispiel stellt sich recht deutlich vor den erfahrenen Coach. "Ich will doch auch als Spieler keine acht Spiele so dastehen", sagte der ehemalige Profi. Obwohl auch diesmal "zu wenig Leben drin" gewesen sei, gehe er davon aus, dass die Spieler auch nicht gegen den Trainer spielen würden. Er werde diesbezüglich allerdings noch einmal genauer nachhören, "denn vielleicht haben manche auch einfach nicht die Eier, es zu sagen", so Hahn. Elfinger blickte meist nachdenklich auf den Rasen. "Ich bin ja nicht blauäugig", sagte er. Jede Niederlage verschlechtere die Stimmung im Verein, natürlich stehe er da zur Disposition.

Boenke legte nach dem Spiel eine CD ein. Während Elfinger sprach, lief über die Lautsprecher ein Lied der Ärzte: " Lass die Leute reden, und hör ihnen nicht zu, die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun..."

In der ersten Halbzeit war so gut wie gar nichts passiert. Dachaus Sebastian Brey lief auf der rechten Angriffsseite seine Gegner müde, was später noch wichtig werden sollte, und verbuchte eine Halbchance. Auf der anderen Seite scheiterte Manuel Ring mit einem Heber aus etwa 40 Metern (33.). "Ismaning hat mit Sicherheit eher gewartet, sie haben relativ wenig hier gemacht", sagte Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte. Seiner Mannschaft habe er vorher mit auf den Weg gegeben: Nicht euphorisch werden, absichern. So entwickelte sich ein Spiel zwischen den Strafräumen. Letztlich ging Dachaus Plan auf. Die nun müden Ismaninger konnten für Brey in der 79. Minute nur noch Spalier stehen, als er aus spitzem Winkel die Dachauer Führung erzielte. Zehn Minuten später düpierte Onur Korkmaz den sichtlich erschöpften Anton Siedlitzki an der Torlinie, seine Hereingabe verwertete Thomas Doll zur Entscheidung (89.). Dazwischen hatte Dachau aber auch einmal Glück gehabt: Endurance Ighagbon schoss aus fünf Metern Dachaus Keeper Maximilian Mayer an (87.). Dachau hat nun schon 14 Punkte mehr als Ismaning und steht auf Rang drei. Elfinger ärgerte sich über Fehler und Verletzte. Tobias Killer etwa musste zur Pause runter, Dominik Hofmann wurde deshalb viel früher als geplant trotz einer Erkrankung eingewechselt.

Boenke will sich zur Trainerfrage nicht äußern, er tritt bei den nächsten Vorstandswahlen am 21. September ohnehin nicht mehr an und hält sich deshalb schon jetzt in Personalfragen zurück. Der zweite Vorsitzende Frank Stenner war am Wochenende nicht in München, aber telefonisch erreichbar. Von Aktionismus hält er überhaupt nichts nach acht Spieltagen. "Wenn wir jetzt nur noch acht Spiele hätten, dann wäre die Lage eine andere", sagte er.

Rainer Elfinger sei "sehr engagiert, auf und neben dem Platz". Die Chemie stimme, auch wenn Stenner einräumt, dass es kurzzeitig Suspendierungen von Spielern gegeben habe. Und die Rufe nach einem neuen Trainer habe es nach Niederlagenserien auch schon früher gegeben. Kaderveränderungen seien derzeit übrigens ebenfalls nicht geplant.

Und so ist das "einzige, das hilft, ein Sieg", sagt der Trainer. Rainer Elfinger weiß aber nicht, wie viel Zeit ihm dafür tatsächlich noch bleibt.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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