Fußball-Bayernliga:Seltsame Stille

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Verunsicherter Ex-Profi: Pipinsrieds Abwehrchef Denny Herzig fand wie seine Kollegen nie richtig ins Spiel. (Foto: T. Heigl)

Pipinsried plagen beim 0:2 im Derby gegen Dachau nicht nur technische Probleme

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Konrad Kirschberger lief zwischen Haupttribüne und Seitenlinie auf und ab, der Abteilungsleiter des TSV 1865 Dachau sehnte den Abpfiff herbei. Einerseits ist das verständlich: Ein Bayernliga-Derby beim FC Pipinsried, noch dazu stecken beide Klubs im Abstiegskampf. Andererseits war es objektiv betrachtet überhaupt nicht mehr spannend. Dachau führte hochverdient 2:0, und die gefährlichste Aktion der Gastgeber in der Schlussphase bestand aus einem Fernschuss, der vier Meter über das Tor ging. Als die niveauarme Partie dann zu Ende war, riss Kirschberger die Arme in die Luft und umarmte den Nächstbesten. Traurig fand er nur, dass es in der kommenden Saison dieses Derby vielleicht nicht mehr geben wird. "Das täte mir sehr leid", sagte er. Denn Dachau steht dank des Sieges im Nachholspiel drei Punkte vor den Relegationsplätzen. Pipinsried auf Rang 15 allerdings steckt ausgerechnet jetzt im Formtief.

"Das stand alles von Beginn an unter keinem guten Stern heute", sagte Pipinsrieds Trainer Bernd Weiß. Wobei er mit "Beginn" schon einen Zeitpunkt vor dem Anstoß meinte. Zwei Spieler kamen erst spät aus der Arbeit und hatten sich nicht aufgewärmt. Und Linksverteidiger Vincenzo Potenza stand im Stau und wurde durch Zelimir Tosic ersetzt. Der gelernte Angreifer musste als Außenverteidiger ran. Und ihm war anzumerken, dass ihm das nicht behagte. Mitte der zweiten Halbzeit, Pipinsried hatte immer noch nicht ins Spiel gefunden, entlud sich auch der Zorn des Präsidenten Konrad Höß in Richtung des glücklosen Bosniers: "Toosiiic!" schrie er mehrmals ins Feld, gefolgt von variantenreichen Schimpftiraden.

In der ersten Halbzeit war es allerdings oft ungewohnt ruhig gewesen im Pipinsrieder Stadion. Das lag zum einen daran, dass die Lautsprecheranlage aufgrund von technischen Problemen nicht funktionierte. So konnten die frühen Auswechslungen nicht durchgegeben werden, die Pipinsried weiter schwächten: Kapitän Thomas Berger und Ruben Popa mussten nach einer halben Stunde verletzt vom Platz. Und auch die beiden einzigen Tore des Spiels wurden erst in der Pause nachgetragen, als das Mikrofon wieder funktionierte. Diese Gegentore waren bezeichnend gewesen für den Auftritt der Pipinsrieder an diesem Mittwochabend.

Schon in der 7. Minute hatte Fabian Negele getroffen, als er einen verunglückten Befreiungsschlag von Markus Achatz direkt abnahm und per Bogenlampe aus spitzem Winkel ins Tor setzte. Die FC-Abwehr um den Ex-Profi Denny Herzig wirkte verunsichert, einfache Dachauer Doppelpässe genügten, um immer wieder bis zur Grundlinie durchzukommen. Der x-te Doppelpass war dann auch erfolgreich, Michael Hutterer traf auf Zuspiel von Florian Wolf (18.). Ausgespielt worden war: Tosic, der auch im anschließenden Laufduell mit Hutterer nicht gut aussah. Ruhig war es zum anderen deshalb, weil die Pipinsrieder Abwehr seltsam still war. Man redete nicht miteinander, man meckerte sich nicht einmal an, obwohl es genug Grund dazu gegeben hätte.

Wie uninspiriert und ineffizient der Pipinsrieder Auftritt war, zeigte eine Szene in der 70. Minute, als Dachaus Wolf zu einem Solo ansetzte. Während Markus Achatz, wohl aus Angst vor einem Foulspiel, dem Angreifer im Mittelfeld geradezu aus dem Weg sprang, wurde dieser 15 Meter weiter vorne von Emre Arik von den Beinen geholt - Arik musste eine gute Torchance verhindern und sah dafür Gelb. Eigene Angriffsbemühungen blieben weitgehend aus, die beste Chance für den FC hatte Manuel Eisgruber in der 30. Minute mit einem Kopfball, der knapp über das Tor strich. Dabei wäre Dachau angreifbar gewesen, auch in den Reihen der 65er war vielen Spielern die Nervosität anzumerken, etwa, wenn sie im Spielaufbau attackiert wurden. "Wir waren angespannt", gab auch Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte zu, "wir haben es am Schluss gut runtergespielt." Allerdings hatten die Gäste dabei auch zahlreiche Kontermöglichkeiten liegen lassen.

Pipinsrieds Trainer wirkte nach der Partie frustriert. Spieler, die zu einem Abstiegskampf-Derby nicht rechtzeitig erscheinen. Unkonzentriertheiten, technische Schwächen, ein uninspirierter Auftritt - in einem Spiel, mit dem man die Relegationsränge hätte verlassen können. All dies bündelte Weiß zwei Minuten nach Abpfiff: "All das hat mit Bayernliga-Fußball nix zu tun."

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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