Fußball-Bayernliga:Schorle schlägt Weißbier

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Nicht mehr schießen, bitte: Christian Duswald (links) nimmt die Hände hoch, aber Atilla Arkadas und der FC Unterföhring ballern einfach weiter. (Foto: Pöstges)

Nach drei Niederlagen feiert der FC Unterföhring einen lockeren 4:2-Sieg in Wolfratshausen - BCF-Trainer Leitl hadert mit seiner Aufgabe

Von Matthias Schmid, Wolfratshausen

Sebastian Pummer fiel nach dem letzten Pfiff des Nachmittags einfach um. So, als ob ihn eine höhere Macht zu Boden gerissen hätte. Einige Minuten lang lag der Stürmer des BCF Wolfratshausen auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt. Sein Bruder Andreas, der ein paar Meter weiter lächelnd und bestens gelaunt an ihm vorbeitrottete, dachte nicht daran, seinen zwei Jahre jüngeren Bruder zu trösten, er dachte nicht einmal daran, ihn mit irgendeiner Geste aufzumuntern. Er lief einfach vorbei. "Wir haben schon so oft gegeneinander gespielt", sagte der Trainer des Fußball-Bayernligisten FC Unterföhring, "dass ich mehr mit meiner Mannschaft fühle als mit meinem Bruder". War ja auch das angenehmere Gefühl. Unterföhring gewann in Wolfratshausen 4:2 (4:1).

In der Tat hatte Andreas Pummer die drei Punkte genauso herbeigesehnt wie Sebastian. Drei Niederlagen hatten die Unterföhringer, die vor ein paar Wochen noch die Tabelle anführten, zuvor hinnehmen müssen, die Mannschaft hatte ihre Leichtigkeit verloren, ihre spielerische Raffinesse. Umso erleichterter war Pummer nach dem überzeugenden Sieg, mit dem er nun "in die Erfolgsspur zurückgefunden" zu haben hofft. "Meine Spieler haben sich für eine super Trainingswoche belohnt", sagte Andreas Pummer.

Der 33-Jährige war nach dem ersten Rückrundenspieltag entspannt wie lange nicht mehr und bestellte sich vor der Pressekonferenz zur Feier des Tages eine Johannisbeerschorle. Seinem Wolfratshauser Kollegen Reiner Leitl war eher nach einem Weißbier zumute. "Es gibt solche Tage, an denen man sich wünscht, nicht Trainer einer Mannschaft zu sein", bekannte Leitl. Diese Tage kommen bei ihm zurzeit in immer kleineren Abständen vor. Der BCF-Trainer war verärgert, leer, wieder einmal. Seine Mannschaft nähert sich allmählich bedrohlich der Abstiegszone. Das Spiel gegen Unterföhring war schnell entschieden, die Gäste führten schon nach 35 Minuten nach teils schrecklichen Fehlern der Wolfratshauser 4:0. "Es macht mich mürbe, Woche für Woche auf die Spieler mit den immer gleichen Worten einreden zu müssen", klagte Leitl: "Sie müssen endlich beginnen, es einmal anders zu machen."

Die Chance, es zumindest besser zu machen, war da. Aber der 18 Jahre alte Luca Faganello scheiterte in der 17. Minute an sich selbst, als er einen präzisen Querpass von Werner Schuhmann freistehend aus fünf Metern am leeren Tor vorbeischob.

"Wir hätten in der ersten Halbzeit schon 3:0 führen können", haderte BCF-Abteilungsleiter Manfred Fleischer. Das war natürlich übertrieben. Aber statt 1:0 hieß es kurze Zeit später eben 0:4. Daniel Jungwirth (7.) hatte nach einer Freistoßflanke am zweiten Pfosten gelauert und den Ball volley ins Tor gewuchtet. Drei Minuten später spielten die Wolfratshauser einen Querpass direkt in den Lauf von Andreas Faber, der die Einladung gerne annahm und erhöhte. "Wir haben sehr aggressiv gespielt und teilweise schön kombiniert", fand Jungwirth. Besonders der vierte Treffer taugte für jeden Lehrfilm über Kontertore, als Alexander Hollering eine feine Hereingabe von Atilla Arkadas abschloss. Dominik Hofmann hatte zuvor zum 3:0 getroffen (33.).

Dass das Spiel für den BCF - Schuhmann (41.) und Marco Höferth (84., Foulelfmeter) hatten das Ergebnis auf 2:4 geschminkt - nicht im Debakel endete, lag auch daran, dass Unterföhring immer wieder "Phasen der Verunsicherung offenbarte", wie es Andreas Pummer ausdrückte. Er saß noch im Klubheim, als sich sein Bruder Sebastian bei ihm verabschiedete. Und ankündigte, dass er mit dem Vater nach Hause fahren werde.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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