Fußball-Bayernliga:Scheibenwischer vor der Sechserkette

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Für Patrick Irmler (unten) und sein Team war die Partie gegen Sonthofen unangenehm anstrengend. Stets tauchte ein Gegner auf, wie hier Markus Settele. (Foto: Claus Schunk)

Verschossener Elfmeter, äußerst defensive Gäste: Unterföhring müht sich gegen Sonthofen zu einem 1:0-Erfolg

Von Christoph Leischwitz, Unterföhring

Im Nachhinein, sagt Yasin Yilmaz, wäre es ihm trotz des Sieges fast lieber gewesen, der Gegner hätte in der 31. Minute keine rote Karte gesehen. Der Mittelfeldspieler des FC Unterföhring ist sich jedenfalls ziemlich sicher, dass der Ball in dieser unübersichtlichen Szene hinter der Linie war, womöglich sogar zweimal. Der Schiedsrichter hätte also einfach auf Tor entscheiden und den Karton für Daniel Schäffler vom FC Sonthofen stecken lassen können. Der hatte knapp vor dem Kasten stehend den Ball mit der Hand berührt und somit ein sicheres Tor verhindert. Und danach verschoss Unterföhrings Kapitän Andreas Brandstetter den Elfmeter (33.). "So war es ein schweres Spiel", sagte Yilmaz später schwer atmend, die Hände in die Hüften gestützt. Vor allem für Unterföhrings Regisseur geriet die Partie zu einer permanenten Suche nach Abwehrlücken, weil Sonthofen in Unterzahl eben noch defensiver spielte als sonst. Doch auch, wenn letztlich ein wenig Glück im Spiel war, hatte Unterföhring beim 1:0 (0:0)-Sieg gegen den Tabellenzweiten alles richtig gemacht.

Vor der hektischen 31. Spielminute war so gut wie nichts passiert in diesem Spiel, das lange von gegenseitigem Respekt geprägt war. Dann flog eine Freistoßflanke von Yilmaz in den Sonthofener Strafraum, Dominik Hofmann kam zum Kopfball und traf die Unterkante der Latte. Sekunden später traf Andreas Faber mit einem Schuss fast die gleiche Stelle des Gehäuses, doch diesmal eben von einer Hand dorthin gelenkt. Es gab keine Sonthofener Proteste, als Schäffler mit gesenktem Kopf den Rasen verließ. Weil Brandstetter den anschließenden Strafstoß, halbhoch und halbrechts, schwach platzierte und Gästekeeper Kevin Fend abwehren konnte, blieb das Spiel trotz der Unterföhringer Überzahl lange ausgeglichen. Faber hatte unmittelbar vor der Pause zwei Möglichkeiten, einmal verzog er um einen guten Meter aus der Distanz (43.), danach versuchte er vergeblich, Fend mit einem Schuss aus spitzem Winkel zu überlisten (45.). Zu diesem Zeitpunkt hätte Sonthofen allerdings schon führen können: Nach einem seltenen, aber gut vorgetragenen Angriff traf Florian Makoru (41.) den Pfosten.

Nach dem Seitenwechsel gab es exakt eine halbe Stunde lang keine einzige nennenswerte Torchance. Die dezimierten Allgäuer verteidigten oft mit einer Sechserkette und drei wie Scheibenwischer agierenden Spielern davor, die fleißig Unterföhrings Spielmacher anliefen. Das traf vor allem Yilmaz, der mit Abstand die meisten Ballkontakte hatte. "Ich gehe natürlich voran, das erwartet der Trainer auch von mir", sagt der 26-jährige ehemalige Profi. Wie wichtig Yilmaz für Andreas Pummer ist, konnte man nach einer guten Stunde erleben, als Yilmaz gefoult wurde. Pummer regte sich darüber minutenlang auf, auch nach dem Schlusspfiff führte er mit Sonthofens Trainer Esad Kahric eine emotionale Diskussion. "Er tritt ihm aufs Knie, obwohl der Ball schon weg war. Und er ist bekannt dafür", sagte Pummer über den Sonthofener Andreas Maier. Genau wegen solch eines Fouls habe Yilmaz in dieser Saison schon einmal wochenlang gefehlt.

Doch Yilmaz blieb diesmal unverletzt, und in der 75. Minute fand er sie dann doch noch, die Lücke. Da steckte er durch für Leonard Mayer, der unbedrängt in den Strafraum eindringen konnte. Mayer schloss zwar etwas überhastet ab, doch dann wurde er noch von den Beinen geholt - es gab den zweiten Unterföhringer Elfmeter. Trainer Pummer hatte nach dem verschossenen Strafstoß in der Halbzeit Routinier Daniel Jungwirth für den nächsten Elfer eingeteilt. Freilich ohne zu ahnen, dass dieser noch in der laufenden Partie folgen sollte. Und Jungwirth schoss ähnlich unplatziert wie Brandstetter, auf die gleiche Stelle des Tores: "Aber er hat sich den Torwart vorher ausgeschaut", sagte Pummer zufrieden.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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