Fußball-Bayernliga:Rückschlag für die Geröllheimers

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Steinstarke Haltungsnoten: Garchings Dennis Niebauer probiert sich hier in Heimstetten mit einem Seitfallzieher. (Foto: Claus Schunk)

Heimstetten lässt beim 0:2 gegen Garching eine Vielzahl von Chancen ungenutzt

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Zum Abschluss dieses Bayernliga-Derbys stand die Gästemannschaft im Kreis und brüllte "Yabba Dabba Doo - Heimsteeeeten", was wohl so viel bedeuten sollte wie: Auswärtssieg! Die im Stadion verbliebenen Fans des SV Heimstetten reagierten mit Unmutsbekundungen. Doch diese Szene war so ziemlich die einzige an diesem Abend, in der die Rivalität zwischen dem SVH und dem VfR Garching aufflammte. Diese ist zwar nicht so alt wie die Familie Feuerstein, der dieser Jubelruf zugerechnet wird, hat aber doch so einige Episoden erlebt. Am Gründonnerstag indes schien es beiden Mannschaften vor allem um die drei Punkte im Kampf um den Aufstieg zu gehen. Und die hatte sich mit einem 2:0 (1:0) der VfR Garching geholt.

Auf dem Papier kam die Schlussphase recht hektisch daher: rote Karte für den Heimstettener Maximilian Hintermaier nach einer Notbremse (81.), Gelb-Rot für SVH-Stürmer Orhan Akkurt (90.+1). Doch Hintermaiers Zupfer am Trikot von Dennis Niebauer war nur der Tatsache geschuldet, dass die Abwehr komplett offen und mehrmals in Garchinger Konter gelaufen war. Und Akkurts Platzverweis in der Nachspielzeit trug sich nach Aussage des Angreifers ebenfalls ziemlich unsteinzeitlich zu: Er habe lediglich auf einen Gegenspieler gezeigt und gesagt: "Der spielt seit der 46. Minute auf Zeit, und du checkst es nicht." Dann sei der Schiedsrichter auf Akkurt zugelaufen und habe beim Zeigen der Karten geantwortet: "Aber ich habe gecheckt, was du gesagt hast." Akkurt checkte nun vermutlich gar nichts mehr.

Was in den folgenden Minuten passierte, dürfte das angespannte Verhältnis zwischen den Bayernliga-Schiedsrichtern auf der einen und Heimstettens Funktionären Ewald und Michael Matejka auf der anderen Seite ehr nicht lockern - Präsident und Abteilungsleiter des SVH warfen dem Schiedsrichtergespann Unfreundlichkeiten vor, umgekehrt dürfte es sich ähnlich verhalten. Nur: Mit dem Gegner Garching hatte all das wenig zu tun.

Die Partie hatte auch sportlich einiges zu bieten. "Zur Pause müsste es eigentlich 4:2 für Heimstetten stehen. Ich hätte nicht so ein chancenreiches Spiel erwartet", sagte VfR-Trainer Daniel Weber. Lukas Riglewski hatte die erste Chance nach drei Minuten, in der 25. Minute war Orhan Akkurt nach einem Stockfehler von Georg Ball auf und davon - Torwart Daniel Maus lenkte Akkurts Schuss zur Ecke. Acht Minuten später wurde ein Schuss von Memis Ünver nach starker Vorarbeit von Riglewski gerade noch geblockt. "Wenn du solche Chancen gegen Garching hast, dann musst du zumindest eine davon machen", ärgerte sich Trainer Heiko Baumgärtner.

Mit zunehmender Spieldauer wurden auch die Chancen der Gäste besser. Auch Heimstettens Keeper Marijan Krasnic zeichnete sich nun aus, zum Beispiel bei einem Kopfball von Dennis Niebauer aus kurzer Distanz (35.). Garching hatte dann Glück, dass unmittelbar vor dem Pausenpfiff ein Ball irgendwie den Weg ins Tor fand: Alexander Rojek stand nach Vorarbeit von Mike Niebauer frei und traf in einer unübersichtlichen Situation aus spitzem Winkel (45.). Beinahe hätte Akkurt kurz nach der Pause ausgeglichen, doch Maus reagierte bei dessen Kopfball erneut spektakulär (48.). Danach allerdings fiel Heimstetten nicht mehr allzu viel ein, Hektik bestimmte fortan das Spiel nach vorne - und ein Ballverlust des eingewechselten Sebastiano Nappo: Den Konter verwertete Mario Staudigl mit einem ansatzlosen Schuss zum 2:0 (68.). "Wir sind dann natürlich auch ein gewisses Risiko gegangen", sagte Baumgärtner, Garching habe clever verteidigt. Mit anderen Worten: Das Spiel war schon vor der roten Karte für Hintermaier entschieden. Während sich Weber darüber freute, jetzt wohl "bis zum Schluss oben dabei" zu sein, sprach Baumgärtner von einem "Rückschlag".

Weber hält es dennoch für möglich, noch von Heimstetten eingeholt zu werden, und schob die Favoritenrolle "stabilen Pullachern" zu. Ohnehin gab sich Garchings Coach ungewohnt sanftmütig, lobte sogar Heimstettens Fan-Gruppierung "Hoaschdenger Buam" für ihr lautstarkes Engagement. Und relativierte dann auch noch den Hype um die angebliche Rivalität der beiden Teams: "Heiko und ich haben ein bisschen gewitzelt, ob wir uns während des Spiels ein bisschen beschimpfen sollen." Aber die Partie habe das überhaupt nicht hergegeben, "es war einfach nicht hitzig", fand er. Alte Rivalität hört sich anders an. Alles wirkte fast, als seien da zwei befreundete Familien gegeneinander angetreten, die Feuersteins und die Geröllheimers.

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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