Fußball-Bayernliga:Rückkehr mit der Abrissbirne

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Am letzten Spieltag sichert sich der notorische Aufsteiger Garching endlich auch einen Titel. Das Klubheim übersteht die Feier. Pullach und Unterföhring ziehen zufrieden Bilanz, Heimstetten bleibt ein Trostpreis

Von Christoph Leischwitz

Gesucht wird: ein Stadion. Ein Regionalliga-taugliches. Hätte der SV Pullach ein solches, ginge er nun in die Aufstiegsrelegation. Weil er wieder Zweiter wurde, wie vor einem Jahr. Nur hat er, wie vor einem Jahr, immer noch keine Spielstätte, die den Vorgaben entspricht. Im Gegensatz zum VfR Garching, der sich am letzten Spieltag den Titel sicherte. In die Relegation geht nun 1860 Rosenheim.

Pullach - Heimstetten 1:1

Das Plakat am Eingang ließ erahnen, dass man sich bei seiner Anfertigung nicht mehr viel Mühe gegeben hatte: "SV Pullach - SC Heimstetten" stand dort. Wäre es noch um den Aufstieg gegangen, es hätte wohl keine Tippfehler gegeben. War das Spiel denn wirklich noch wichtig? Ein Blick auf die Ersatzbank zeigte: eher nicht. Gerade mal zwei Feldspieler saßen dort. Viele waren in die Bezirksliga beordert worden, wo der SV Heimstetten um den Klassenerhalt kämpfte (Heimstetten II verlor allerdings trotz Verstärkung gegen den ASV Au mit 2:4 und muss nun nachsitzen).

Dafür, dass es um wenig ging, entwickelte sich eine muntere Partie. Ausgerechnet die ersatzgeschwächten Heimstettener hielten zu Beginn das Tempo hoch. "Mir ist es egal, ob Pullach oder Garching Meister wird. Aber wir wollten uns hier nicht als Opfer präsentieren", sagte Trainer Heiko Baumgärtner. Beide Teams hatten gute Chancen, beide Torhüter zeichneten sich mit sehenswerten Paraden aus. Carsten Altstadt im Kasten der Pullacher vertrat dabei Michael Hofmann, der sich bei einem Torwart-Event in Regensburg befand.

Orhan Akkurt hat den Preis als bester Torjäger abgeräumt, aufgestiegen ist er mit dem SV Heimstetten aber nicht. (Foto: Claus Schunk)

So fielen die Treffer erst in der zweiten Halbzeit. Malcom Olwa-Luta traf drei Minuten nach seiner Einwechslung nach einem Pullacher Ballverlust (76.). Da war dann auch Pullachs am Spielfeldrand tobendem Trainer Frank Schmöller anzumerken, dass er die Partie nicht abschenken wollte. Das 1:1 durch Daniel Leugner in der 85. Minute war gerecht. Die letzte Chance hatte Tim Sulmer in der Nachspielzeit, er scheiterte an Krasnic.

"Wir sind jetzt zum zweiten Mal Zweiter geworden. Wir können heute gut feiern", sagte Schmöller später mit einem Bier in der Hand. Er musste allerdings auch verdiente Spieler verabschieden. Noch auf dem Rasen hatte er Kapitän Richard Heckel herzlich umarmt, der zum Landesligisten SC Oberweikertshofen wechselt. Außerdem werden Alexander Weiß, Ömer Kanca und Marco Gröschel die Raben verlassen. Als sichere Zugänge stehen bislang Thomas Meyer und Dario Casola als Co-Trainer (beide vom SV Planegg) fest - Letzterer war im April beim Bezirksliga-Absteiger zurückgetreten. Schmöller kündigt weitere Verstärkungen an. Und das für eine Mannschaft, die aufgrund ihres zu kleinen Stadions auch in der kommenden Saison nicht in die Regionalliga aufsteigen darf.

Der ehemalige Pullacher Orhan Akkurt war in der vergangenen Saison auch aus diesem Grund zurück nach Heimstetten gewechselt. Seine Aussicht, noch mal in der vierten Liga spielen zu können, war beim SVH allemal besser - doch am Ende stand nur ein sechster Platz. Vielleicht war das der Grund, warum sich der 30-Jährige nach getaner Arbeit gar nicht so recht darüber zu freuen schien, dass er mit 26 Treffern Torschützenkönig geworden war. "Klar ist mir das wichtig. Wenn einem das nicht wichtig ist, ist man als Stürmer fehl am Platz", sagte er, allerdings immer noch leicht gereizt. Gleich nach Abpfiff hatte er ein längeres, intensives Gespräch mit Trainer Baumgärtner gehabt, offenbar war beiden das Spiel alles andere als unwichtig gewesen. Zudem ärgerte sich Akkurt über eine vergebene Siegchance in der 82. Minute. Auch Baumgärtner erklärte: "Ich bin sehr ehrgeizig, ich will jedes Spiel gewinnen." Für Heimstetten wird es auch nächste Saison um den Aufstieg gehen, dann dürfte dieses Derby wieder wichtiger sein.

Über den Wiederaufstieg in die Regionalliga durfte sich stattdessen der VfR Garching freuen. (Foto: oh)

Landsberg - Garching 1:2

"Wir sind noch im Bus", schrie Daniel Weber am frühen Samstagabend ins Telefon. Im Hintergrund waren laute "Olé, olé"-Gesänge zu hören. Sie seien auf dem Weg ins Vereinsheim, das sie vermutlich heute noch "ein bisschen einreißen" würden, ließ der Trainer des VfR Garching wissen. Das Vereinsheim stand am Sonntag noch, gefeiert hatten sie vermutlich trotzdem kräftig. Als Aufsteiger stand der VfR schon vor zwei Wochen fest, doch am Samstag sicherte er sich mit einem 2:1 (2:0) beim TSV Landsberg auch noch die Meisterschaft. "Das ist nichts Alltägliches", fand Weber. Er ist zum vierten Mal mit dem VfR aufgestiegen, aber noch nie als Meister. Zum Spiel in Landsberg sagte er: "Es war ziemlich anstrengend und eng am Schluss. So wie die ganze Saison." Nach einem Eigentor des Landsbergers Julian Birkner erhöhte Oliver Hauck noch vor der Pause auf 2:0 (40.). Nach dem Seitenwechsel und angesichts der Halbzeitstände auf den anderen Plätzen warfen die Landsberger alles nach vorne. Doch aus den vielen langen Bällen in den Garchinger Strafraum sprang nicht mehr heraus als der Anschlusstreffer durch Qendrim Beqiri (68.). Kurios: Am 13. Spieltag war der TSV Landsberg noch Tabellenerster gewesen, nun schoss ihn der VfR sogar in die Abstiegsrelegation.

Garchings Kader wird größer und wohl auch besser werden. Am Samstag gab Weber schon einmal vier Zugänge für die neue Saison bekannt: In Florian Wenninger (FC Schweinfurt), Silas Göpfert (FC Amberg) und Giovanni Goia (TSV Rain) wechseln drei Spieler mit Regionalliga-Erfahrung nach Garching, auch wenn die beiden Letztgenannten gerade mit ihren Klubs abgestiegen sind. Im Angriff wird die Mannschaft künftig von Stefan De Prato verstärkt, dem Bruder von Mittelfeldspieler Florian. Der 25-Jährige hat für den Bezirksligisten TSV Moosach 38 Tore erzielt. Die Neuen können sich in einem Jahr auf eine ähnlich launige Feier mit dem VfR freuen, sollte ihnen der Klassenerhalt gelingen.

U'föhring - Schwabmünchen 0:1

Gleich vorweg: "Wir haben Schwabmünchen nichts geschenkt", betonte Unterföhrings Trainer Andreas Pummer nach dem 0:1. In einem hitzigen bis aggressiven Spiel retteten die Gäste den knappen Vorsprung über die Zeit, Andreas Rucht hatte einen Föhringer Fehler im Aufbau genutzt (20.). Auch nach Gelb-Rot gegen Schwabmünchens Felix Kling (43.) fand Unterföhring kaum Lücken. "Wir hatten viel vor, wir wollten zum Beispiel noch beste Heimmannschaft der Liga werden", ärgerte sich Pummer. Am Abend überwog dennoch die Freude über eine Saison, die auf Platz fünf endete. Den Klub verlassen werden Korbinian Gillich, Arbnor Segashi und Florian Holzapfel, die zuletzt keine Stammspieler waren. Mittelfeldspieler Daniel Jungwirth beendet seine Karriere und wird Scout bei 1860 München. Vor allem wegen seines Weggangs sagt Pummer: "Wir spielen nächste Saison um die Bestätigung unserer Leistung. Vorher brauchen wir uns keine Gedanken um irgendwelche Anträge zu machen." Auch sein Team hatte auf den möglichen Aufstieg verzichten müssen.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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