Fußball-Bayernliga:Regenschirm-Derby

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Einbahnstraßenfußball: Pullachs Chaka Menelik Ngu'Ewodo (mitte) setzt Wolfratshausens Hintermannschaft unter Druck. (Foto: Harry Wolfsbauer)

SV Pullach lässt Wolfratshausen beim 5:0 keine Chance

Von Christoph Leischwitz, Wolfratshausen

90 Minuten Dauernieselregen. Hinter den Werbebanden hatten sich ein paar Dutzend Zuschauer unter ihren Regenschirmen versteckt, so etwas wie Derbystimmung sollte an diesem Sonntagnachmittag nicht aufkommen. Bedingt motiviert sind beide Teams noch: Der BFC Wolfratshausen ist eine Mannschaft, die weiterhin punkten muss, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Und sie empfängt mit dem SV Pullach eine Mannschaft, die nach Möglichkeit noch Meister werden will, auch wenn sie aufgrund eines fehlenden regionalligatauglichen Stadions nicht aufsteigen kann. Doch es wurde eine extrem einseitige Partie. "Uns haben acht Stammspieler gefehlt", sagte BCF-Trainer Reiner Leitl nach dem Abpfiff, während ihm die Regentropfen über das Gesicht liefen. Da sei zu keiner Zeit ein Aufbäumen möglich gewesen, fand er. 0:5 (0:1) hieß es am Ende, und die Niederlage hätte sogar höher ausfallen können. Unmittelbar hat das keine Auswirkungen in der Tabelle, der BCF steht immer noch vier Punkte vor den Abstiegs-Relegationsplätzen.

"Da ziehen alle mit, von A bis Z", freute sich dagegen Pullachs Torwart Michael Hofmann. Er selbst hatte deshalb so gut wie gar nichts zu tun bekommen, Wolfratshausen kam höchstens einmal mit einem Standard vor sein Tor. Schon in den ersten Minuten war klar gewesen, dass die Raben auch unter widrigen Bedingungen große Lust auf Fußball haben, und die Saison nicht abschenken. Schon in der gegnerischen Hälfte attackierten sie den Gegner und eroberten so gleich mehrmals den Ball. Etwa in der sechsten Minute, als Menelik Ngu'Ewodo auf der rechten Seite freigespielt wurde. Mit einem präzisen Querpass bediente er den mitgelaufenen Andreas Roth, und der hatte keine Mühe, zur Führung einzuschieben. Nur zwei Minuten später ging ein Kopfball von Florian Königer nach einem Eckstoß, den der Verteidiger selbst herausgeholt hatte, knapp drüber. In der 28. Minute holte dann Ngu'Ewodo einen Elfmeter heraus, plötzlich wackelte der eine oder andere Regenschirm aufgeregt hin und her: Der Angreifer machte im Strafraum einen Haken, Wolfratshausens Onur Misirlioglu touchierte ihn am Schienbein - doch Ngu'Ewodo fiel spät. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte sicher. Er jubelte auch gar nicht mehr. Da war das Regenschirm-Derby schon entschieden. "Das erste Tor war Abseits, der Elfmeter unberechtigt. Und dann wird es schwer gegen so eine spielstarke Mannschaft wie Pullach", sagte Leitl. Es wurde nicht besser: Gleich nach Wiederanpfiff erzielte Alexander Weiß das 3:0 (48.), und BCF-Spieler Emin Kaya musste mit Gelb-Rot vom Platz (50). Ömer Kanca gelang eine Minute nach seiner Einwechslung das 4:0 für Pullach, den Schlusspunkt setzte der offensiv präsente Königer (84.).

Einen Hoffnungsschimmer, am Ende der Saison nicht noch nachsitzen zu müssen, gibt es beim BCF. "Drei Stammspieler kommen am Wochenende zurück", sagt Leitl; da geht es zum Letzten Ruhmannsfelden, der zu Hause noch kein Spiel gewonnen hat. Bei Pullach hingegen war alles eitel Sonnenschein. "Sieht gut aus", sagte Torwart Hofmann auf die Frage, ob er in der kommenden Saison auch noch im Tor steht. Der 43-jährige sei in guter Verfassung, es gebe aktuell auch kein Trainerangebot. Bis dahin: "Das zehnte zu Null in 20 Spielen." Es sollen noch ein paar mehr werden. Irgendwelche Ziele kann man sich immer setzen.

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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