Fußball-Bayernliga:Pummer prescht voran

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Am Einsatz fehlte es nicht: Wolfratshausens Mustafa Kantar grätscht hier gegen Michael Krabler. (Foto: Florian Peljak)

Der FC Unterföhring rückt nach 1:0 gegen Wolfratshausen auf den zweiten Tabellenplatz

Von Fabian Swidrak, Unterföhring

Manfred Fleischer nahm noch einen Schluck Bier, aber natürlich half auch das nichts. Wieder hallten nur einzelne abgehackte Wörter durch den Raum. Fleischer hatte das Mikrofon bereits näher an seinen Mund und weiter davon entfernt gehalten, er hatte es geschüttelt und mit der Handfläche darauf geklopft. Der Wackelkontakt aber blieb von alldem unbeeindruckt. Schulterzuckend sah Fleischer, der Vorsitzende des BCF Wolfratshausen, zu Franz Faber, dem Vorsitzenden des Gastgebers FC Unterföhring. Was denn da los sei, fragte Fleischers Blick. "Wir sparen", antwortete Faber.

Fleischer war nach dem 0:1 (0:0) der Wolfratshauser in Unterföhring nicht in der Stimmung, um auf Fabers kecke Bemerkung einzugehen. Überhaupt war er ja nur Teil dieses Frage-Antwort-Spiels im Unterföhringer Vereinsheim, weil sich BCF-Trainer Marco Stier bei dessen Beginn eine halbe Stunde nach Spielschluss bereits aus dem Staub gemacht hatte. Ungeklärt blieben daher am Samstagnachmittag die Hintergründe des Föhringer Sparkurses. Womöglich, das ist nach dem jüngsten Sieg des FCU zumindest nicht auszuschließen, bildet Präsident Faber bereits Rücklagen, um seinem Trainer Andreas Pummer im kommenden Frühjahr eine Freude zu machen. "Ich möchte am liebsten aufsteigen", sagte Pummer nach dem Erfolg gegen Wolfratshausen, jetzt wo sein Team durch die Dachauer Niederlage gegen Schwabmünchen und den Ausfall der Partie Pipinsried gegen Heimstetten erst einmal auf dem zweiten Tabellenplatz steht.

Das Aufstiegsrennen in der Bayernliga Süd bleibt dennoch undurchsichtig. Offen ist, welche Klubs aus dem oberen Tabellendrittel bei sportlicher Berechtigung am Saisonende nicht nur aufsteigen wollen, sondern gleichzeitig auch in der Lage wären, die damit verbundenen Auflagen des Bayerischen Fußball-Verbands zu erfüllen. Im Mai war der FC Unterföhring schon einmal dicht dran an der sportlichen Qualifikation für die Aufstiegsrelegation. Die Regionalliga war dennoch keine Option. Das Stadion des FCU ist dafür in seinem derzeitigen Zustand nicht geeignet und hätte aufwendig umgebaut werden müssen. Damit allerdings hatte sich Faber zu spät beschäftigt.

Aktuell ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Unterföhring in dieser Saison die sportliche Berechtigung erwirbt, an der Aufstiegsrelegation teilzunehmen. Wieder müsste der Klub ordentlich Geld in die Hand nehmen und das Stadion aufrüsten oder seine Heimspiele gar vorübergehend anderswo austragen. Trainer Pummer sagte deshalb am Samstag: "Ich denke und hoffe, dass sich unser Präsident in diesem Jahr früher und rechtzeitig darum kümmert." Sportlich zumindest werde das Team alles geben. "100 Prozent. Das lebe ich der Mannschaft vor."

Wer Pummer während des Spiels gegen Wolfratshausen beobachtete und sah, wie er dem Linienrichter beim Stand von 0:0 nach einer knappen Abseitsentscheidung gegen seine Mannschaft wild gestikulierend erklärte, auf der Stelle vom Glauben abzufallen, der ahnt, dass Pummer mit seiner Aussage keineswegs übertreibt. So richtig allerdings wollte der Funke am Samstag nicht auf seine Spieler überspringen. Zumindest tat sich das vermeintliche Spitzenteam enorm schwer, spielerische Mittel gegen einen zweikampfstarken BCF Wolfratshausen zu finden, der in der Tabelle weiterhin den letzten Platz belegt. Mehrmals hatten die Wolfratshauser den Ball gefährlich in die Nähe des Unterföhringer Tores befördert, zögerten jedoch allzu oft beim Abschluss. Die Gastgeber wurden erst Sekunden vor dem Halbzeitpfiff erstmals gefährlich, als Wolfratshausens Verteidiger Mustafa Kantar im Fallen den Ball auf der Linie klärte (45.). Kantar war es dann allerdings auch, der in einer ebenso kampfbetonten zweiten Halbzeit die Wolfratshauser Niederlage einleitete. Im eigenen Strafraum am Boden liegend bekam der Abwehrspieler den Ball an die Hand. Andreas Faber verwandelte den fälligen Strafstoß (77.).

"Wir haben vorher schon gewusst, dass wir heute keinen Schönheitspreis gewinnen", sagte Pummer. "Zuletzt waren wir spielerisch oft besser, haben aber dann nur Unentschieden gespielt." Gegen Wolfratshausen sei seine Mannschaft eben effektiv gewesen. "Uns hat die letzte Konsequenz gefehlt", klagte dagegen BCF-Präsident Manfred Fleischer, den Franz Faber abschließend danach fragte, was ihn im Abstiegskampf noch optimistisch stimme. Die Antwort, einzelne abgehackte Wörter, war für die meisten Zuhörer kaum zu verstehen.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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