Fußball-Bayernliga:Nur Gewinnen ist schöner

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Achtung Gegenverkehr: Unterföhrings Abwehrspieler Michael Eder (rechts) begegnet dem Kotterner Christoph Mangler. (Foto: Claus Schunk)

Der ersatzgeschwächte FC Unterföhring tut sich gegen den starken Aufsteiger TSV Kottern schwer und ist nach dem 1:1 froh, dass er das fünfte Spiel in Serie nicht verliert

Von Matthias Schmid, Unterföhring

Andreas Pummer hat nach dem Spiel schon einige Minuten geredet, als er plötzlich attackiert wird. Heimtückisch von hinten nähert sich die Angreiferin und haut ihm auf den Hintern - immer wieder, es sind schnelle, harte Schläge. Pummer wankt nicht, er fällt nicht, er lächelt nur. Der Gesundheit des Unterföhringer Trainers kommt es entgegen, dass die Angreiferin seine kleine Tochter ist, die endlich ihren Vater ganz allein für sich haben will. Noch ein Satz zu seinem exzellenten Torhüter Kiril Akalski und Pummer wirft sich sein Kind kraftvoll auf die Schulter. Dann verschwinden beide.

Das 1:1 gegen den Aufsteiger TSV Kottern hakte der Trainer des Tabellenzweiten der Bayernliga Süd nüchtern und geschäftsmäßig ab. Es war ein sehr ansehnliches Spiel, das die Zuschauer zu sehen bekamen. Mit hoher Intensität und viel Tempo, sogar Raffinesse war dabei. "Sie haben uns alles abverlangt", fand Pummer hinterher. Zwar endete mit dem Unentschieden die schöne Unterföhringer Serie von vier Siegen nacheinander, aber immerhin gingen sie nicht als Verlierer vom Platz. So betrachtete das Pummer. Am Ende waren es sogar die Gäste, die unbedingt den Siegtreffer erzielen wollten. "Das ist der beste Aufsteiger in dieser Liga, Kottern ist sehr laufstark und in der Defensive sehr gut organisiert", lobte Pummer die Mannschaft aus dem Allgäu, die nunmehr seit sieben Spielen ungeschlagen ist.

Der 33-Jährige haderte hinterher aber ein wenig damit, dass er schon wieder seine Anfangsformation hatte umstellen müssen, weil wichtige Spieler wie Andreas Faber (privater Termin), Martin Büchel (krank nach Länderspielreise mit Liechtenstein) und Alexander Schneider (verletzt) fehlten. "Durch die Änderungen waren wir in der ersten Hälfte nicht richtig im Spiel", betonte Pummer. Er vermisste das präzise Passspiel der vergangenen Wochen, mit dem die Unterföhringer die gegnerischen Mannschaften überforderten und zu zahlreichen Toren kamen. Die Ausfälle wollte FCU-Kapitän Michael Kain allerdings nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir haben genug gute Spieler, um das auffangen zu können", sagte er. Doch im Spiel nach vorne kombinierte seine Mannschaft diesmal nicht mit der Leichtigkeit der vergangenen Wochen. Und Unterföhring hatte Glück, dass Schiedsrichter Alexander Schuster das vermeintliche 0:1 nach gut einer halben Stunde wieder zurücknahm. Der Stadionsprecher hatte den Treffer von Johannes Landerer schon durchgesagt, auch auf der Anzeigetafel führten die Gäste, die sich bereits in ihrer Hälfte versammelt hatten und darauf warteten, dass der Schiedsrichter wieder anpfeifen würde. Doch dieser war gemeinsam mit wütenden Unterföhringern bei seinem Assistenten. Alle schrien wild gestikulierend auf die Unparteiischen ein. Mit Erfolg. Der Treffer wurde annulliert. Jetzt waren es die Gäste, die zu den Referees rasten und wild gestikulierend diskutierten. Aber vergeblich. Schiedsrichter Schuster zeigte Kotterns Marc Penz zudem die gelbe Karte. Er hatte den Freistoß voreilig ausgeführt, obwohl der Ball noch nicht freigegeben war. Doch daran musste der unsichere Schuster selber erst einmal erinnert werden.

Eineinhalb Minuten nach dem Seitenwechsel gelang dem FCU das Führungstor - unter gütiger Mithilfe von Kotterns Innenverteidiger Sebastian Perner, beim Spielaufbau gehorchte ihm der Ball plötzlich nicht mehr, Daniel Jungwirth stibitzte ihn, rannte davon und schob ihn mit links am herauseilenden Torhüter Michael Liebherr locker vorbei (47.). "So einen Fehler musst du erst einmal so souverän verwerten", lobte Pummer seinen Mittelfeldspieler und fügte hinzu: "Daniel hat einfach Klasse und ist eine große Bereicherung für uns." Doch lange durfte sich der Trainer nicht über die Führung freuen. Nur eine Viertelstunde später musste Akalski den Ball aus dem Tor holen, nachdem der zuvor unglückliche Perner nach einer Ecke den Ausgleich geköpfelt hatte. Sowohl Pummer als auch Kain ärgerten sich über das Tor. "Nie und nimmer darf der so frei zum Kopfball kommen", kritisierte Pummer. Kain ergänzte, dass er ein Gegentor aus dem Spiel heraus weniger dramatisch gefunden hätte. Er spielte auf Kotterns Christoph Mangler an, der zuvor über das leere Tor geköpfelt hatte (51.).

Kottern war dem zweiten Tor näher als Unterföhring. Doch das war Andreas Pummer egal. Sein Team bleibt Verfolger des Ersten Landsberg. "Wir wollen uns da oben festbeißen, denn Gewinnen ist viel schöner als Verlieren." Für Pummer fühlte sich das 1:1 gegen Kottern wie ein Sieg an.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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