Fußball-Bayernliga:Nüchterne Reaktion

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Wiedergutmacher: Erst versemmelte Florian Wolf die große Chance zur Führung, dann legte er den Siegtreffer auf. (Foto: Niels P. Joergensen)

Dachau kuriert Kottern-Kater mit 1:0 gegen Kirchanschöring

Von Christian Bernhard, Dachau

Welche Auswirkungen das Oktoberfest auf München hat, ist hinlänglich bekannt; mehrere Millionen Besucher hinterlassen im Laufe von zwei Wochen ihre Spuren. Nicht nur im Stadtgebiet. Selbst im 20 Kilometer nordwestlich gelegenen Dachau spürt man die Auswirkungen des größten Volksfests der Welt. Das Oktoberfest, sagte Marcel Richter, Sportlicher Leiter beim TSV 1865 Dachau, nach der 2:4-Niederlage beim TSV Kottern vor zehn Tagen, habe "in der Mannschaft Spuren hinterlassen". Deshalb trommelte Richter das Team am vergangenen Donnerstag zusammen. Als Krisentreffen wollte er die Aktion nicht verstanden wissen, allerdings sei in dem Gespräch an die Mannschaft "appelliert" worden, "dass sie sich gerade während der Wiesn-Zeit ordentlich auf die Spiele vorbereiten sollte". Die Ansprache drang offenbar selbst in mutmaßlich schwere Köpfe vor. Gegen Kirchanschöring gab es am Samstag einen 1:0-Heimsieg. Durch den ersten Dreier nach zuvor drei Niederlagen kletterte der TSV in der Tabelle auf Rang fünf.

Spielertrainer Fabian Lamotte hatte sich unter der Woche im Training zurückgehalten. Da ihm aufgrund von Verletzungen und Urlaub phasenweise nur zehn Spieler zur Verfügung standen, "wäre es nicht fair gewesen, auf die draufzuhauen, die da waren", sagte er. Jene elf, die Lamotte am Samstag aufs Feld schickte, bestimmten über 90 Minuten die Partie, taten sich gegen die defensiv gut organisierten Gäste aber schwer, in den Strafraum zu kommen. Als 1865-Angreifer Florian Wolf in der 76. Minute das Kunststück vollbrachte, eine Flanke von rechts aus einem Meter über das Tor zu setzen, schien klar, dass es wohl keinen Sieger geben würde. Doch sechs Minuten später brachte Wolf den Ball von links vors Tor - und Qendrim Beqiri beförderte ihn ins Netz. In der letzten Minute der Nachspielzeit kam Kirchanschöring zu seiner einzigen Torchance, allerdings ging der Ball nach einer Ecke an die Querlatte. Lamotte war zufrieden, ihm hatten die Einstellung und das Zweikampfverhalten seines Teams gefallen. Richter fand: "Die Reaktion war gut."

Durch die drei Punkte mischt Dachau wieder voll in der Spitzengruppe mit. Zwischen Rang zwei (FC Pipinsried) und acht (1. FC Sonthofen) liegen nur vier Punkte, aber sieben Mannschaften. Lamotte beschäftigt das nicht, er lebt im Moment. Die Tabelle interessiere ihn "vielleicht im Dezember", sagt er, dann werde er sich Gedanken darüber machen "was wir eventuell erreichen können".

Richter ist zwiegespalten. Wie man beim Spiel in Pullach gesehen habe, sei der Tabellenführer "fußballerisch nicht besser als wir", sagte er, allerdings sei der immer noch ungeschlagene Spitzenreiter "zu souverän und effektiv". Dachau brauche sich vor keinem Team zu verstecken, betonte er. Wer wirklich die Möglichkeiten habe, um die ersten Plätze mitzuspielen, werde sich noch zeigen. Eines aber weiß Richter: "Dafür musst du genau solche Spiele wie heute gewinnen." Und auch mal wieder einen "Großen" schlagen. Die Möglichkeit dazu bietet sich bereits am Samstag, wenn der TSV zu Absteiger TSV Rain reist. Das Oktoberfest ist dann bekanntlich vorbei.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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