Fußball-Bayernliga:Krimi am Nachmittag

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17 Spiele, 17 Treffer: Heimstettens Torjäger Orhan Akkurt kommt seiner Lieblingsbeschäftigung nach und erzielt das 1:0 gegen den TSV Kottern. (Foto: Claus Schunk)

Nach 1:3-Rückstand trifft Duhnke in der Nachspielzeit zum 4:3 für Heimstetten

Von Stefan Galler, Kirchheim

Am Ende sammelten sich die Spieler in den weinroten Trikots an der Eckfahne und bejubelten den Last-Minute-Treffer. Ihnen war gerade ein Kraftakt gelungen, in der Schlussviertelstunde hatten die Bayernliga-Fußballer des SV Heimstetten einen 1:3-Rückstand gegen den TSV Kottern in einen 4:3-Erfolg umgedreht. Und damit auch eine Mini-Krise beendet: Nach zuletzt zwei Niederlagen gegen Vilzing und Sonthofen wäre ein weiterer Misserfolg fatal gewesen, was die Ambitionen des Vereins im Aufstiegskampf angeht: "Ich musste in der Halbzeit einen Tick lauter werden als sonst", sagte Trainer Heiko Baumgärtner nach dem Spiel. "Und die Jungs haben die erhoffte Reaktion gezeigt."

Dabei hatte zunächst alles nach einem entspannten Samstagnachmittag ausgesehen: Der Sportverein dominierte die Partie in der Anfangsphase, nach einem langen Abschlag von Torwart Marijan Krasnic nahm Orhan Akkurt den Ball technisch brillant mit und vollstreckte mit einem Rechtsschuss ins rechte Toreck - 1:0 (11.). Die Offensivkollegen des Torjägers, Sebastiano Nappo und Lukas Riglewski, versäumten es, die Führung noch deutlicher zu gestalten. "Eigentlich musst du 3:0, wenn nicht 4:0 führen", klagte Manager Michael Matejka. "Doch dann haben wir uns das Spiel völlig aus der Hand nehmen lassen."

Das lag einerseits an der Defensivarbeit der gesamten Mannschaft, vor allem aber die Außenverteidiger schwächelten, wie Matejka bestätigte: "Maxi Hintermaier und Andi Giglberger haben keinen guten Tag erwischt." Immer wieder rollten Kotterner Angriffe über die Flanken, bis zur Pause hatten Gökhan Celim (21.), Andreas Hindelang (27.) und Robin Volland (45.) die Partie für die Allgäuer gedreht. "Wir waren viel zu pomadig, haben zu langsam umgeschaltet", kritisierte Manager Matejka. "Und bei den Gegentoren haben wir uns zu leicht ausspielen lassen."

Nach Baumgärtners Kabinenpredigt hatte Giglberger Dienstschluss, für ihn brachte der Trainer Hugo Lopes ins Spiel und beorderte Daniel Steimel nach rechts hinten. Der Schachzug sollte aufgehen, fortan spielte nur noch Heimstetten, es gelang jedoch nur selten, die massive Kotterner Defensive in Bedrängnis zu bringen. Nach einer Stunde konnte auch Steimel nicht mehr, er hatte einen Schlag in den Rücken abbekommen, die Muskulatur streikte. Es schlug die Stunde von Simon Huber, der wegen eines Knorpelschadens seit fast einem Jahr nicht mehr gespielt hatte. "Eigentlich war er noch gar nicht einsatzbereit, aber er hat letztlich gezeigt, wie wichtig er für uns sein kann", sagte Trainer Baumgärtner.

Erst in der 78. Minute gelang Lopes mit einem Flachschuss aus 18 Metern der 2:3-Anschluss. Unermüdlich warfen die Gastgeber alles nach vorne, eine Flanke von Riglewski nutzte Akkurt per Kopf zu seinem 17. Saisontor im 17. Einsatz. "Das wäre ja schon ein geniales Ergebnis gewesen. Aber was dann passiert ist, war der totale Wahnsinn", sagte Baumgärtner. In der fünften Minute der Nachspielzeit schoss zunächst Kapitän Dominik Schmitt einen Freistoß in die Mauer, Huber holte sich den Ball, schlug die lange Flanke in den Strafraum und fand Nappo, der zunächst an Torwart Patrick Wagener scheiterte. Den Abpraller chippte Manuel Duhnke, der wegen Trainingsrückstands nur eine Viertelstunde mitwirkte, über den Keeper hinweg ins Netz - unmittelbar danach pfiff Referee Solter die Partie ab. Wagener regte sich über den Treffer so auf, dass er sich noch eine Rote Karte ermeckerte.

Die Heimstettner waren im siebten Himmel: "Ein Krimi am Nachmittag, der vorgezogene ,Tatort'", sagte Baumgärtner. Matejka rühmte die enorme Moral der Elf: "Aber wir dürfen uns natürlich nicht darauf verlassen, dass so eine Wende gegen jeden Gegner klappt." Das Lazarett werde sich vor Weihnachten nicht entscheidend lichten, weiterhin fällt ein halbes Dutzend Spieler aus. Allerdings kündigt Matejka für die Winterpause personelle Verstärkung an: "Wir werden einen erfahrenen Spieler dazuholen." Noch sei jedoch nichts unterschrieben.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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