Fußball-Bayernliga:Blaulicht auf der Tartanbahn

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Umkämpftes Spitzenspiel: Garchings Angreifer Oliver Hauck (li.) hat in luftiger Höhe das Nachsehen gegen Landsbergs Torwart Tobias Heiland. (Foto: Claus Schunk)

Der VfR Garching setzt sich im Spitzenspiel gegen Landsberg 1:0 durch und hält Kontakt zum Tabellenersten Sonthofen. Nikolaos Salassidis muss mit Verdacht auf Beinbruch in die Klinik

Von Stefan Galler, Garching

So abgedroschen die Weisheit sein mag, sie hat doch ihre Berechtigung: Im Fußball liegen Glück und Pech, Jubel und Trauer, unheimlich eng beisammen. Garchings Defensivspieler Nikolaos Salassidis, 19, bekam das beim 1:0 (1:0)-Heimsieg seines Teams am Sonntagnachmittag gegen den TSV Landsberg im wahrsten Sinne des Wortes schmerzlich zu spüren. Kurz vor der Halbzeit bewahrte er den VfR mit einer spektakulären Rettungsaktion auf der eigenen Torlinie gegen Gästestürmer Andreas Fülla vor dem 1:1-Ausgleich. Auf der Tribüne im Stadion am See jubilierte der Vater des jungen Griechen lautstark.

Ebenso stimmkräftig beklagte er nicht einmal eine Minute später die offenkundig schwere Verletzung seines Sohnes: Nach einer auf den ersten Blick nicht besonders brutalen Attacke von Landsbergs Sebastian Nuscheler blieb Salassidis unter lauten Schmerzensschreien liegen. Noch während der Erstversorgung auf dem Platz beendete Schiedsrichter Jochen Gschwendtner die erste Halbzeit, doch die Behandlung dauerte an; während der Halbzeitpause traf der Krankenwagen ein, der Spieler wurde vor der Trainerbank liegend stabilisiert, ein Notarzt hinzugezogen. Erste Diagnose: Eine schwere Verletzung am Unterschenkel, zumindest Waden- womöglich auch Schienbeinbruch. 35 Minuten nach der unglücklichen Aktion wurde Salassidis ins Krankenhaus gebracht.

In der ersten Halbzeit hatten die Garchinger eine nach vorne dezente Darbietung abgeliefert und trotzdem das 1:0 erzielt, als Oliver Hauck einen Ballverlust der Landsberger in deren Vorwärtsbewegung provozierte, Dennis Niebauer bediente, und der Kapitän ganz gelassen abschloss (6.). Es war die erste nennenswerte Offensivaktion der Gastgeber - und abgesehen von einem geblockten Schuss von Mario Staudigl nach feiner Kombination über Hauck und Dennis Vatany (13.) auch für längere Zeit die letzte.

Denn nun war vorerst der sehr tief verteidigende Gast vom Lech gefährlicher, Nuscheler scheiterte nach einem Fehlpass von Garchings Maximilian Knauer an Torwart Daniel Maus (20.), der eine Viertelstunde später sein ganzes Können aufbieten musste: Nach Kopfball-Ablage von Fülla visierte Landsbergs Philipp Siegwart das linke untere Toreck an, doch Maus machte sich lang und wehrte bravourös ab (37.). Die Landsberger Taktik war so einfach wie zielführend: Auf Fehler des Gegners warten, schnelle Angriffe nach vorne, zumeist über Spielmacher Muriz Salemovic.

Es folgten die lange Verletzungsunterbrechung und ein Stromausfall im Stadion am See, der nicht nur die Lautsprecheranlage, sondern auch das Flutlicht vorübergehend lahmlegte. "Ich habe es noch nie erlebt, dass ich nach der Pause aus der Kabine komme, der Krankenwagen auf der Tartanbahn steht und ein verletzter Spieler immer noch daliegt", sagte VfR-Trainer Daniel Weber. "Es gab jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder wir sind so beeinflusst, dass wir gar nichts mehr können, oder wir gewinnen das Ding für Niko mit." Salassidis hatte genau das aus der Trage liegend von Weber gefordert : "Er hat zu mir gesagt: 'Bitte, bitte gewinnt'", berichtete der Coach.

Die Garchinger wollten ihrem verletzten Kameraden diesen Wunsch erfüllen, sie ließen weniger zu als noch vor der Pause; vorne allerdings fehlte das letzte Quäntchen, etwa als Hauck in der Spitze angespielt wurde, jedoch an Landsbergs Torwart Tobias Heiland hängen blieb (54.). Oder als Georg Ball nach einer Freistoßflanke von der rechten Seite per Kopf knapp drüberzielte (77.). Dennis Niebauer versuchte, Heiland aus 50 Metern zu überraschen, als dieser seinen Kasten für eine Rettungsaktion verlassen hatte - der Ball ging nur knapp neben das Tor (84.).

Landsbergs Coach Sven Kresin trieb seine Leute noch einmal an: "Mensch, macht das Ding rein, da vorne steht die Kiste." Einmal war die Kugel tatsächlich dort gelandet, doch Torschütze Stefan Strohhofer stand beim Abschluss im Abseits (72.).

Das war es dann, und VfR-Übungsleiter Weber konnte zufrieden Bilanz ziehen: "In der ersten Halbzeit haben wir ein Riesenspiel gegen einen sehr defensiven Gegner gemacht. In der zweiten Hälfte dann das Ding runtergespielt und fertig." Dem widersprach sein Gegenüber Kresin: "Von Garching habe ich wenig gesehen." In einem Punkt waren sich die Coaches dann aber doch einig: Sie schickten beste Genesungswünsche an Nikolaos Salassidis.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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