Fußball-Bayernliga:Konter für Lauffaule

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Der FC Ismaning (re. Anton Siedlitzki) hat die größeren Chancen, doch der SV Kirchanschöring hat Manuel Omelanowsky (li.) - und der trifft aus 40 Metern. (Foto: Claus Schunk)

Kirchanschörings Manuel Omelanowsky schließt einen Gegenangriff mit einem Schuss aus 40 Metern ab - zum 1:0-Sieg gegen den dominanten FC Ismaning

Von Christian Bernhard, Ismaning

Das Erstaunliche an jener Szene in Spielminute 54 war nicht, dass Manuel Omelanowsky am Boden liegen blieb. Dafür war der Schuss, der ihn aus kürzester Distanz in den Bauch getroffen hatte, viel zu hart. Das Erstaunliche war, dass Omelanowsky kurz darauf schon wieder auf seinen Beinen stand, sich etwas schüttelte - und einfach weiterspielte. 17 Minuten später war erneut die halbe Mannschaft des SV Kirchanschöring um Omelanowsky versammelt, diesmal allerdings aus freudigem Anlass. Und einem speziellen: Denn der Offensivspieler hatte soeben nicht nur das spielentscheidende Tor zum 1:0-Sieg beim FC Ismaning geschossen, sondern auch noch auf spektakuläre Art und Weise geknipst: Er hatte den Ball aus rund 40 Metern im Ismaninger Tor untergebracht, über den verdutzten FCI-Torhüter Florian Preußer hinweg.

Der samstägliche Sonntagsschuss bescherte dem FC Ismaning die erste Saisonniederlage in der Bayernliga Süd, Trainer Xhevat Muriqi machte daraus aber kein Drama. "Es war schwierig", sagte er, "sie verteidigen gut." In solchen Spielen sei es immer schwer, eine Lösung zu finden, "aber uns ist doch einiges eingefallen". Die erste gute Eingebung hatte Ismanings Innenverteidiger Daniel Steinacher in der fünften Spielminute gehabt, sein Aufsetzer-Kopfball nach einer Ecke klatschte allerdings an die Latte. Fünf Minuten vor Spielende touchierte der Ball erneut das Gebälk des Gäste-Tores, diesmal nach einem Schuss des eingewechselten Alexander Auerweck.

Auch in den 80 Minuten dazwischen erspielte sich der Aufsteiger mehrere gute Einschussmöglichkeiten, brachte den Ball dabei nicht aufs Tor oder scheiterte am starken Gäste-Torhüter Christian Schlosser. So wie in Minute 66, als Manuel Ring eine schöne Einzelaktion mit einem feinen Schuss aus rund 20 Metern abschloss, die Rechnung aber ohne den spektakulär fliegenden Schlosser gemacht hatte. "Das macht nicht jeder in der Liga", zollte Muriqi dem Kirchanschöring-Keeper Respekt.

Bis auf die Chancenverwertung konnte und wollte Muriqi seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. "Ich würde mir Gedanken machen, wenn wir keine Chancen hätten", sagte er, "doch die sind ja da - und zwar genügend." Deshalb mache er sich "jetzt keinen Kopf". Die Gelassenheit, mit der die Ismaninger die unglückliche Niederlage aufnahmen, hat auch mit dem vorangegangenen Spiel zu tun. Da hatte es ein 0:0 in Dachau gegeben, weil der TSV 1865 mehrere Großchancen und eine riesige Tormöglichkeit nicht genutzt hatte. "Das Glück, das wir letzte Woche in Dachau hatten, hatten wir heute nicht", konstatierte Muriqi. Abhaken und nach vorne schauen, so lautete das Ismaninger Motto nach Spielschluss am Samstagnachmittag.

Die spielerische Dominanz, die die Ismaninger in der ersten Hälfte an den Tag gelegt hatten, ließ nach der Pause merklich nach, die Gäste aus dem Landkreis Traunstein bekamen immer besseren Zugriff auf die Partie und verunsicherten den FCI mit einigen gefährlichen Kontern. Einer davon führte schließlich - wenn auch auf unkonventionelle Weise - zum Sieg. Kirchanschörings Trainer Patrick Mölzl war aber auch mit der Abwehrarbeit seiner Mannschaft zufrieden. "Wer in Ismaning nur drei klare Torchancen zulässt, hat defensiv relativ viel richtig gemacht", erklärte er.

Muriqis pragmatische Aufarbeitung der Niederlage hat einen weiteren simplen Hintergrund: Er hätte gar nicht die Zeit, dem Spiel tagelang nachzutrauern, denn am Dienstag ist sein Team wieder gefordert - beim Regionalliga-Absteiger TSV Rain. Trotz des namhaften Gegners will der FCI seine Herangehensweise nicht ändern. "Wir werden versuchen, drei Punkte zu holen", sagte Muriqi, "wir fahren da nicht hin, um hinten drin zu stehen und auf einen Punkt zu hoffen." Ismanings Selbstverständnis ist auch durch die erste Niederlage nicht umgeworfen worden. Muriqi: "Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern."

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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