Fußball-Bayernliga:Knoten in der Offensive

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Ob der Gesichtsausdruck von Dachaus Abteilungsleiter Konrad Kirschberger dem geschuldet ist, was er gerade sieht, wird sein Geheimnis bleiben. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Dachau verliert das Bayernliga-Derby gegen Unterföhring mit 1:3 Toren. Beide Teams sind nun punktgleiche Verfolger von Spitzenreiter Pullach - der die 65er am Samstag zum Spitzenspiel empfängt

Von Christian Bernhard, Dachau

77 Spielminuten lang war die kleine Plastik-Wasserflasche da, wo sie an einem heißen Spätsommer-Nachmittag am besten aufgehoben ist: in der Hand. Dann aber warf sie Andreas Pummer in hohem Bogen und mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit in die Bäume, die sich hinter seiner Trainerbank befanden. Dieser einmal mehr schlecht ausgespielte Konter seiner Mannschaft hatte den Trainer des FC Unterföhring zu dem energischen Wurf veranlasst. Dann bekam Dachaus Kapitän Andreas Faber zu hören, was Pummer von dem Konter hielt: sehr wenig. Der Disput endete mit der sofortigen Auswechslung Fabers. Der "fahrlässige" Umgang mit den Torchancen "kostet uns natürlich alle Nerven", erklärte Pummer hinterher, "das hätten wir uns gerne erspart." Das Essenzielle passte aber: 3:1 (1:0) gewann seine Mannschaft am Samstag beim TSV 1865 Dachau.

Pummer sprach von einem "verdienten Sieg, weil wir die klareren Torchancen hatten". Dennoch gab es Kritik vom FCU-Trainer, er bemängelte das "zu komplizierte Offensivspiel". Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte war mit der Vorstellung seiner Mannschaft trotz der Niederlage "in großen Teilen zufrieden. Wir haben ein gutes Spiel gemacht", erklärte er.

Unterföhring, das nach nur einem Punkt aus den letzten zwei Heimspielen wieder in die Spur fand, unterstrich mit dem Sieg im Spitzenspiel des Spieltages einmal mehr seine Auswärtsstärke: In Dachau gab es die Punkte Nummer 14, 15 und 16 auf fremdem Platz, das ist einsame Ligaspitze. Durch den Dreier kletterte Unterföhring auf Rang zwei (20 Punkte), Dachau ist punktgleich Dritter, mit einem Zähler Vorsprung auf den FC Pipinsried. Spitzenreiter SV Pullach liegt fünf Punkte vor den beiden Verfolgern.

Schon die ersten Minuten hatten gezeigt, dass beide Mannschaften großen Wert auf das Offensiv-Spiel legen. In der zweiten Minute prüfte Dachaus Torjäger Christian Doll Gäste-Torhüter Sebastian Fritz, eine Minute später testete Yasin Yilmaz die Reflexe von Dachaus Schlussmann Maximilian Mayer. In der fünften Minute klingelte es dann erstmals: Nach einem Eckball von der rechten Seite verlängerte ein Dachauer Spieler den Ball an den eigenen langen Pfosten, wo ihn Unterföhrings Martin Büchel aus kurzer Distanz ebenfalls per Kopf über die Linie drückte. Ein schöner Moment für den Liechtensteiner, der noch vor einer Woche acht Gegentore gegen Spanien in der WM-Qualifikation zu verdauen hatte.

"Das Ding ist: Du darfst nach einem Standard nicht in Rückstand geraten", sagte Lamotte, denn der frühe Treffer habe dem FCU in die Karten gespielt. Einen Vorwurf wollte er seiner Mannschaft in dieser Szene aber nicht machen. Die Situation sei aufgrund des scharf und präzise getretenen Eckballs "kaum zu verteidigen gewesen", sagte der ehemalige Bundesliga-Abwehrspieler. Die Dachauer, die auf Dominik Schäffer, Florian Wolf (beide im Urlaub) und Franz Hübl (beruflich verhindert) verzichten mussten, ließen sich vom Rückstand auch nicht beirren und erspielten sich in der Folge die besseren Möglichkeiten vor der Halbzeit: Alexander Weisers Versuch aus 13 Metern wurde allerdings kurz vor der Linie geblockt (32.), Amar Cekics Schuss aus 16 Metern nach schöner Vorarbeit von Fabian Negele war zu schwach (42.). Sein Team sei trotz des Rückstandes ruhig geblieben, lobte Lamotte, "wir haben versucht, weiter Fußball zu spielen und haben uns Möglichkeiten erarbeitet."

Nach der Pause hatten allerdings die Gäste, die urlaubsbedingt ohne ihren Kapitän Andreas Brandstetter antraten, die qualitativ hochwertigeren Torchancen. Erst wurde Yilmaz im letzten Moment im Strafraum geblockt (50.), dann setzte Faber einen sehenswerten Kopfball aus der Drehung an die Querlatte (52.). Dachaus beste Möglichkeit nach der Pause vergab Lamotte selbst, als er nach einem Eckball den Gäste-Torhüter aus fünf Metern anköpfte (55.). Acht Minuten nach dieser Chance machte es Yilmaz besser: Sein satter Linksschuss aus knapp 20 Metern war nicht nur die 2:0-Führung, sondern auch die Vorentscheidung. Da die Unterföhringer ihre Konter zu schlampig ausspielten, kam Dachau durch Dolls siebten Saisontreffer noch einmal heran (81.), in der zweiten Minute der Nachspielzeit machte der eingewechselte Alexander Hollering aber alles klar.

Lamotte machte daraus kein Drama. "Wir sind nicht so vermessen zu sagen, wir müssen hier jeden Gegner weghauen", betonte er. Daher sei alles in Ordnung, denn: "Wir stehen immer noch gut da." Wie gut, wird sich am kommenden Samstag weisen: Dann reist Dachau zum überlegenen Tabellenführer Pullach.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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