Systemfanatiker könnten vermutlich stundenlang darüber nachdenken, welche Vorzüge ein 3-4-3 bei einer Rasenhalmlänge von 2,5 Zentimetern und wolkenverhangenem Himmel gegenüber einer 4-4-2-Formation bietet; über falsche Neuner, abkippende Sechser und umkippende Eckfahnen. Genauso gibt es auch Fußballtrainer, denen an 3-4-3- und 4-3-2-1-Systemen vor allem wichtig ist, dass die Quersumme zehn ergibt und dahinter nach Möglichkeit noch ein Torhüter Platz findet. Reiner Leitl vom Bayernligisten BCF Wolfratshausen dürfte in der Mitte dieser Pole liegen. Er hat beschlossen, die Heimspiele dieser Saison vorerst mit einer 4-3-3-Aufstellung anzugehen, also mit drei Angriffsspielern. "Er will etwas mehr Druck machen", erläutert Sportchef Klaus Brand. Aber gerade beim BCF wissen sie, dass daraus, wenn es nicht läuft, schon mal ein 0:6 wie gegen Garching werden kann, und wenn die Einstellung stimmt und der Gegner harmlos ist, auch ein 4:1 (1:0)-Sieg, wie am Samstag gegen den SV Erlbach.
"Die Mannschaft war sehr engagiert, sie wollte unbedingt den Dreier holen", erkannte Brand, "sie hatte von Anfang an alles im Griff." Die Abwehr um Dominik Putzke und Onur Misirlioglu stand sicherer als zuletzt, und der Gegner leistete sich einige Fehler. Den ersten nutzte Michael Rödl zum 1:0 per Elfmeter (36.), zuvor war Florian Scheck gefoult worden, der nach seiner Rückkehr aus den USA erstmals von Anfang an spielte, während Routinier Marco Höferth wegen Trainingsdefizits zunächst auf der Bank saß. "Er hatte gut trainiert und hat ein sehr gutes Spiel gemacht", lobte Brand den 23-jährigen Scheck.
Kurz nach der Pause und einem Freistoß durch Thomas Edlböck köpfelte Werner Schuhmann zum 2:0 ins Tor, anschließend sprintete Jona Lehr dazwischen, als ein Erlbacher Verteidiger den Ball zu seinem Torwart köpfeln wollte, und lupfte die Kugel über den Schlussmann ins Netz. "Wir haben dann etwas zurückgeschaltet", sagte Brand, was Erlbach zum 1:3 verhalf, doch kurz vor Schluss nutzte der soeben eingewechselte Fabio Ratte einen weiten Einwurf Höferths, den Erlbachs Verteidiger falsch eingeschätzt hatten, um zum Endstand zu treffen. Damit klettern die Farcheter vorerst auf einen Mittelfeldplatz in der Tabelle. An diesem Dienstag geht es für sie schon weiter, um 19 Uhr beginnt im Isar-Loisachstadion ein kurzfristig vereinbartes Testspiel gegen die Regionalliga-Reserve des FC Bayern München.