Fußball-Bayernliga:Kleine Banditen

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"Das ist mir wurscht", sagt Pipinsrieds Präsident Höß zum Weggang von Stürmer Serge Yohoua. (Foto: Toni Heigl)

Zu 99, 9 Prozent: Fabian Hürzeler soll Spielertrainer beim FCP werden

Von Ralf Tögel, Pipinsried

Wenn es nicht wunschgemäß läuft, kann Konrad Höß schon mal einen barschen Ton anschlagen. Den Weggang des bulligen Mittelstürmers Serge Yohoua kommentiert der Präsident des Fußball-Bayernligisten FC Pipinsried folgendermaßen: "Der war für uns ja ein Pflegefall", sagt Höß, womit er die jüngere Verletzungshistorie des Deutsch-Ivorers meint. Jedenfalls hat der 27-jährige Angreifer für die nächste Saison beim Landesligisten FC Gerolfing unterschrieben, was Höß reichlich "wurscht" ist. Er werde immer wieder überrascht von solchen Mitteilungen, im Amateurfußball gelte das gegebene Wort schon lange nichts mehr: "Das sind alles kleine Banditen." Freilich darf man an dieser Stelle erwähnen, dass Höß, der in sein 50. Jahr als Pipinsrieder Chef geht, ebenfalls mit allen Wassern gewaschen ist.

Damit steht jetzt schon fest, dass in Yohoua, Mittelfeld-Regisseur Artur Kubica und Torjäger Manuel Eisgruber drei Schlüsselspieler weg sind. Kubica geht zum Liga-Konkurrenten FC Unterföhring, Eisgruber hat beim VfR Garching unterschrieben, der bekanntlich als derzeitiger Bayernliga-Primus gute Chancen hat, in die Regionalliga aufzusteigen.

Trainer Bernd Weiß will sich von diesen Neuigkeiten erst gar nicht ablenken lassen, zumal er zu wissen glaubt, dass sogar "zehn, fünfzehn Spieler gehen werden". Das wäre selbst für einen Klub wie den FC Pipinsried eine bemerkenswerte Fluktuation, zumal Höß nach dem überraschenden Rücktritt von Spielertrainer Tobias Strobl und einigen damit verbundenen Weggängen den großen Umbruch bereits zur aktuellen Saison abgeschlossen glaubte. Auch der Trainer kann derzeit nicht sagen, wie es für ihn weitergeht, er werde sich in diesen Tagen mit Höß zusammensetzen und über die Zukunft nachdenken.

Weiß macht aber keinen Hehl daraus, dass er gerne länger bleiben würde: "Es ist grundsätzlich schöner, mal zwei, drei Jahre etwas aufzubauen, als immer nur als Retter geholt zu werden." Seine Zukunft sei aber momentan nicht das dringlichste Problem, erklärt Weiß, erst einmal gelte es, den Klassenerhalt zu sichern. Pipinsried ist Tabellen-16., hat einen Punkt Rückstand auf den rettenden 13. Platz, aber auch ein Spiel weniger. Die Leistung beim 1:1 in Sonthofen, immerhin Tabellenfünfter, habe gezeigt, dass dies durchaus zu schaffen sei. "Ich muss jetzt auch die Jungs motivieren, die weggehen", sagt Weiß, "darauf liegt mein Augenmerk." Die Spieler sollten sich schließlich von einem Bayernligisten verabschieden.

Auch Höß ist optimistisch: "Wenn wir einigermaßen komplett sind, können wir gut mithalten." Gleichwohl führt der umtriebige Funktionär längst Verhandlungen mit potenziellen Zugängen. Dabei will er zurück zu alten Mustern, denn Höß favorisiert seit vielen Jahren die Zusammenarbeit mit jungen, unerfahrenen Spielertrainern, am besten Novizen. Und er hat einen ganz besonders im Auge: Fabian Hürzeler, 23, derzeit beim TSV 1860 München unter Vertrag und Stammspieler in der Regionalliga-Mannschaft. Höß sagt, dass er sich zu 99,9 Prozent mit dem Mittelfeldspieler einig sei, womit für Trainer Weiß kein Platz mehr wäre. Unterschrieben hat bereits Marco Bläser, nach einem wenig erfolgreichen Abstecher als Spielertrainer zum Kreisligisten Gerolsbach. Hürzeler und Routinier Bläser werden für den bevorstehenden Aderlass nicht reichen, Höß hat daher noch einiges vor: Er suche derzeit Spieler "wie Sand am Meer"

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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