Fußball-Bayernliga:Kaum zu fassen

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Vergab die erste gute Chance des Spiels - in der 63. Minute: Garchings Oliver Hauck (links). (Foto: Claus Schunk)

Pipinsried schlägt überraschend Spitzenreiter Garching

Von Christoph Leischwitz, Garching

Beim einzigen Tor des Spiels schüttelte Bernd Weiß ungläubig den Kopf und grinste kurz, selbst er konnte es kaum fassen, dass seine Mannschaft gerade getroffen hatte. "Wir haben hier alles andere erwartet als einen Punkt", sagt der Trainer des FC Pipinsried nach dem Spiel. Dass aus null Erwartung drei Punkte wurden, freute ihn dann natürlich umso mehr, zumal die Voraussetzungen für seine Mannschaft kaum schwerer hätten sein können. Wirklich alles hatte gegen einen Pipinsrieder Sieg beim Tabellenführer VfR Garching gesprochen, trotzdem stand am Ende ein 0:1, dank eines Treffers von Manuel Eisgruber in der 87. Spielminute.

Garching war als klarer Favorit in die Partie gegen den Tabellenelften gegangen, zumal die Gäste mit einem Handicap ins Stadion am See gekommen waren: "Wir hatten ein bisserl Probleme in der Vorbereitung", verriet Weiß, man habe nur sehr wenige Trainingseinheiten gehabt, weil nur selten ein Platz zur Verfügung stand. "So unfit habe ich Pipinsried selten gesehen", sagte Garchings Trainer Daniel Weber, der auf Basis dieser Tatsache auch seine Taktik ausgerichtet hatte: "Je länger das Spiel läuft, umso müder werden sie", sagte er über den Gegner.

Das hatte zunächst zur Folge, dass einen mangels Torszenen in der ersten Hälfte das Gefühl beschlich, dass die Winterpause noch gar nicht vorbei war. Selbst in den Strafräumen spielte sich wenig ab, ernsthafte Schüsse gab es einfach nicht. Die Lage verschlechterte sich für Pipinsried allerdings zusehends, weil sich zunächst Spielmacher Arthur Kubica und dann auch noch Mittelfeldmann Ruben Popa verletzten. Kubica humpelte in der 39. Minute mit einer Leistenverletzung vom Feld. "Das sieht gar nicht gut aus", sagte Weiß später, er rechnet mit langfristigen Ausfällen.

Mitte der zweiten Halbzeit erhöhte Garching ganz allmählich das Tempo, Oliver Hauck hatte in der 63. Minute die erste gute Torchance des Spiels. In Sebastian Loibl und Mario Staudigl brachte Weber in der 66. Minute ausgeruhte Offensivkräfte aufs Feld - Staudigl steht normalerweise in der Startelf. Die defensiven Pipinsrieder reagierten mit teils rustikalem Einsteigen, den eingewechselten Serge Yohoua bezeichnete Weber als "Unruheherd, der nur gegen den Mann und dann erst gegen den Ball" gehe. In der 78. Minute hatte dann Florian Loibl den Sieg auf dem Fuß. Doch sein Schuss aus sieben Metern geriet zu zentral, Pipinsrieds Keeper Georgios Blantis konnte mit dem Bein abwehren, der Nachschuss wurde zur Ecke geblockt. "Eigentlich ist der Plan aufgegangen", sagte Weber. Wenn sein Team ein Tor geschossen hätte, dann hätte Pipinsried offensiv spielen müssen, "und wir hätten sie wahrscheinlich kaputt gemacht", glaubte Weber.

Doch dann hatte Pipinsried kurz vor Schluss die eine, große Chance - und nutzte sie. Georg Ball ließ sich in der 87. Minute den Ball abnehmen, ein weiter Pass landete bei Manuel Eisgruber, der umspielte Torwart Daniel Maus und schob ein. "Das sind goldene drei Punkte für uns", freute sich der Torschütze, bei dem es momentan besonders gut läuft: Das Siegtor war schon sein elfter Saisontreffer. Weiß schwärmt von seiner Ruhe vor dem gegnerischen Tor, mit der man nur wenige Chancen brauche, um erfolgreich zu sein. Der Trainer zitierte dann noch den FC-Präsidenten Konrad Höß: "Der Conny meint immer, Training wird sowieso überschätzt." Und Weber sagt, er bereue nichts, er hätte alles wieder so gemacht. "Nach sechs Wochen Vorbereitung willst du auch nicht absagen, da willst du starten", sagte er mit Blick auf die Tatsache, dass der Rasen im Seestadion in der Nacht noch einmal eingeschneit worden war. Es sei schon eine "tiefe Wiese" gewesen. Und er war zuversichtlich, dass die Zeit der besseren Wiesen und damit die Zeit seiner Elf schon sehr bald kommen werde.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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