Fußball-Bayernliga:Hinter der Hecke

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Vergeblicher Einsatz: Heimstettens Mittelfeldspieler Sebastiano Nappo (re.), trifft zum 1:2, verpasst aber die große Chance zum Ausgleich. (Foto: Lukas Barth)

Heimstetten beraubt sich durch eine 2:3-Heimniederlage gegen Rosenheim fast aller Chancen auf den Aufstieg. Trainer Heiko Baumgärtner erlebt das Ende der turbulenten Partie als Randfigur mit

Von Christian Bernhard, Kirchheim

Langsam aber sicher wusste Heiko Baumgärtner nicht mehr, wohin mit seinen Armen. Hinter dem Rücken versteckt, in die Hüfte gestemmt, am Kopf verschränkt, auf die Knie abgestützt - der Trainer des SV Heimstetten hatte alle möglichen Posen schon probiert. Begleitend dazu wippte Baumgärtner stets von links nach rechts. Anspannung pur.

Baumgärtner befand sich dabei nicht auf seiner Trainerbank, sondern einige Meter davon entfernt, dort, wo normalerweise die Zuschauer den Heimstettener Sportpark betreten, direkt neben einem gelben Mülleimer. Er stand da nicht freiwillig, sondern weil ihn der Schiedsrichter dazu verdonnert hatte. Es war nur eine turbulente Szene dieser turbulenten Bayernliga-Spitzenpartie zwischen Heimstetten und dem TSV 1860 Rosenheim, die die Gäste 3:2 für sich entschieden und damit die Aufstiegschancen des Absteigers mit großer Wahrscheinlichkeit zunichtemachten. "Für uns war es das jetzt, was das Thema Aufstieg angeht", sagte Baumgärtner nach dem Spiel, "ich denke nicht, dass Rosenheim sich das noch nehmen lässt." Der TSV ist durch die gleichzeitige Niederlage von Sonthofen in Pullach zwei Spieltage vor dem Saisonende Tabellendritter (58 Punkte), Heimstetten hat als Sechster vier Punkte Rückstand auf Rosenheim.

Die erste Halbzeit ist aus Heimstettener Sicht schnell erzählt: Nachdem Lukas Riglewski und Manuel Duhnke in der 13. Minute eine Doppelchance nicht genutzt hatten, traf Linor Shabani zum 1:0 für die Gäste (22.). Fünf Minuten vor der Pause unterstrichen die Rosenheimer, warum Baumgärtner schon vor der Partie ihre Offensive als eine der besten der Liga gelobt hatte: Diesmal vollendete Josip Tomic einen Angriff. Dazwischen war dem SVH nicht viel eingefallen, immer wieder flogen hohe Bälle in den TSV-Strafraum, die keine Probleme für die Gäste-Defensive darstellten. Dazu gesellten sich zahlreiche einfache Ballverluste im Mittelfeld und ein behäbiger Spielaufbau. "Die ersten 15 Minuten waren okay, aber nach dem 0:1 haben wir uns zu sehr hängen lassen. Der Gegentreffer hat uns zu sehr mitgenommen, das darf uns nicht passieren", sagte Baumgärtner.

Es gab in der Pause also einiges zu besprechen - und das tat der Trainer auf energische Art und Weise. "Wir haben in der Halbzeit Gas gegeben, dass wir auch aufwachen", erklärte er hinterher. Das fruchtete: Schon in der 47. Minute bot sich wiederum Duhnke eine gute Schussposition, sein Abschluss war allerdings zu hoch angesetzt. Heimstetten drückte die Gäste nun in deren Strafraum und belohnte sich durch einen Flachschuss von Sebastiano Nappo, der unter der Woche zum Probetraining beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt gewesen war, mit dem 1:2 (54.).

Baumgärtner litt zu diesem Zeitpunkt schon hinter der Hecke mit, weil er wenige Minuten zuvor nach einer strittigen Aktion an der Strafraumgrenze protestierend aufs Feld gerannt war. Dort bekam er einiges von seinem Team geboten. Orhan Akkurt erzielte fast das 2:2 (57.) und auch nachdem der ehemalige SVH-Angreifer Danijel Majdancevic nach einem feinen Solo das 3:1 für Rosenheim erzielt hatte (61.), spielte nur eine Mannschaft. Der eingewechselte Daniel Steimel verkürzte neun Minuten später auf 2:3, danach verpassten Akkurt (74.) und Nappo (77.) den Ausgleich nur knapp. Heimstettens Dauerdruck in der Schlussphase war beeindruckend, blieb aber erfolglos. "Wir haben uns nach der zweiten Halbzeit nichts vorzuwerfen", erklärte Baumgärtner, der Sekunden nach dem Schlusspfiff aufs Spielfeld stürmte, um eine von Rosenheims Torhüter Dominik Süßmaier angezettelte Rangelei aufzulösen.

Niedergeschlagenheit ob des Endes der Aufstiegsträume war bei den SVH- Verantwortlichen nicht zu spüren. Baumgärtner verwies auf die vier Niederlagen gegen Garching, Pullach, Sonthofen und Rosenheim: "Wenn man die direkten Duelle alle verliert, steht man zurecht da, wo wir stehen." In diesem Fall müsse man vielleicht auch sagen: "Es reicht in dieser Saison nicht für ganz vorne." Präsident Ewald Matejka träumte da schon von den Derbys gegen den möglichen Aufsteiger Ismaning in der kommenden Saison - in der Bayernliga.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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