Fußball-Bayernliga:Glück, Geschick und ein Grinsen

Lesezeit: 2 min

Spiel mit Zopf und Fuß: Dachaus Dominik Schäffer (links) beobachtet Ismanings Alexander Buch. (Foto: Niels P. Joergensen)

Aufsteiger Ismaning bleibt auch in Dachau ungeschlagen

Von Christian Bernhard, Dachau

Gedämpfte Musik vor Spielbeginn und eine mucksmäuschenstille Schweigeminute: Auch das Bayernliga-Spiel am Samstagnachmittag zwischen dem TSV 1865 Dachau und dem FC Ismaning stand unter dem Eindruck des Münchner Amoklaufs. 90 Spielminuten später hieß es wie zu Beginn des Spiels: 0:0. Damit ist Aufsteiger Ismaning weiter ungeschlagen auf Rang sieben, während Dachau auch nach dem dritten Spieltag noch immer auf den ersten Saisonsieg wartet: Rang 13.

Als das Spiel vorbei und die meisten Spieler schon in der Kabine waren, umarmten sich Ismanings Trainer Xhevat Muriqi und der Dachauer Offensivspieler Fabian Negele besonders herzlich. Dabei mussten beide herzhaft lachen. Das lag nicht daran, dass sie sich aus gemeinsamen Ismaninger Zeiten gut kennen, Negele hat dort vier Jahre gespielt, ehe er 2013 nach Dachau gewechselt war. Zusammen mit Franz Hübl, Alexander Weiser und Florian Wolf, die am Samstag ebenfalls in der TSV-Startelf standen, hatte Negele in Ismaning den Bayernliga-Meistertitel und den Aufstieg in die Regionalliga gefeiert. Muriqi begleitete all diese Erfolge als Co-Trainer mit.

Das Grinsen, das auf Muriqis Seite deutlich schelmischer war, bezog sich auf jene Szene der Partie, die nicht nur Negele ein Rätsel bleiben wird. Negele hatte es in Minute 65 nämlich geschafft, aus zentraler Position, rund sieben Meter vor dem Ismaninger Kasten, den Ball an den rechten Pfosten statt ins leere Tor zu schießen. Christian Doll hatte ihm nach einem Konter wunderbar quergelegt. "Da muss einfach das Tor fallen", sagte Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte.

"Natürlich haben wir am Schluss auch Glück gehabt", erklärte Muriqi. In der 90. Minute war der eingewechselte Christian Lippert aus fünf Metern an Torhüter Florian Weiß gescheitert. Sekunden danach pfiff Schiedsrichter Tobias Baumann die Partie ab. Ismanings Punktgewinn sei "aufgrund unserer klaren Tormöglichkeiten doch schmeichelhaft", fand Lamotte.

Der Verteidiger konnte bis auf die unterirdische Chancenverwertung sehr zufrieden sein, seine Mannschaft verteidigte im Gegensatz zum 2:4 gegen Hankofen im ersten Heimspiel konzentriert und sorgte mit ihrem aggressiven und gut getimten Pressing für große Probleme beim Aufsteiger. Lamottes Fazit fiel dementsprechend positiv aus: "Wir haben gegen eine sehr spielstarke Mannschaft so gut wie nichts zugelassen." Das konnte Muriqi diesmal nicht behaupten, ihm gefielen die zahlreichen Fehler seiner Mannschaft im Spielaufbau überhaupt nicht. "Wir haben den Gegner durch viele einfache Ballverluste aufgebaut." Er hätte sich "ein bisschen mehr Überzeugung gewünscht".

Umso beeindruckender ist es, dass es der Aufsteiger nach dem 2:1 gegen Unterföhring und dem 2:2 gegen Pullach auch gegen den dritten hocheingeschätzten Gegner geschafft hat, ohne Niederlage zu bleiben. "Wir haben uns gegen diese drei Top-Teams gut durchgekämpft und durchgespielt", fasst Muriqi den Saisonstart zusammen. Ihm gefalle, dass sich seine Mannschaft auch von Gegnern dieser Qualität nicht beeindrucken oder sich daran hindern lässt, mutig aufzutreten, sagte er.

Dass der FCI kein "normaler" Aufsteiger ist, verdeutlichte Muriqis Einschätzung, wonach für sein Team in Dachau "spielerisch mehr drin gewesen" wäre. Der Anspruch an sich selbst, fußballerisch mit jedem Gegner mithalten zu können, ist beim FCI tief verankert. Am Samstag gelang das allerdings kaum, spätestens in der Nähe des Dachauer Strafraums agierten die Gäste zu umständlich. Die Folge: In der ersten Halbzeit erspielten sich die Ismaninger keine gefährliche Torchance.

Dachau hatte davon gleich mehrere: Erst verpasste Doll eine scharfe Hereingabe von Negele im Fünfmeterraum hauchdünn (14.), dann lenkte Ismanings Torhüter Florian Weiß einen Negele-Flachschuss gerade noch neben den Pfosten (17.). Und Sekunden vor dem Pausenpfiff zimmerte Doll einen Freistoß aus 18 Metern an den rechten Pfosten. Das Publikum konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass es in der zweiten Halbzeit noch deutlich lauter raunen würde - und Muriqi hinterher Negele noch dankbarer umarmen.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: