Fußball-Bayernliga:Glaubensfrage

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Lange Gesichter: Während die Fußballer des BCF Wolfratshausen mit ihrer Niederlage hadern, ist der Jubel beim SV Kirchanschöring ausgelassen. Im Rückspiel am Samstag wollen sie den Klassenerhalt perfekt machen. (Foto: Oliver Rabuser)

Der BCF Wolfratshausen verliert in der entscheidenden Relegationsrunde in Kirchanschöring mit 1:4 - eine heftige Hypothek für das Rückspiel am Samstag.

Von Christian Bernhard, Wolfratshausen

Vielleicht soll es einfach nicht sein. In der letztjährigen Relegation zur Landesliga sah Marian Knecht im Hinspiel der letzten Runde die rote Karte und musste so mit anschauen, wie sein TSV Jetzendorf gegen den TSV Neuried den Aufstieg verpasste. Am Mittwochabend flog der 26-Jährige, der mittlerweile für den BCF Wolfratshausen auf Torjagd geht, zwar nicht vom Platz, musste aber dennoch schon nach 31 Minuten ausscheiden. Knecht war im Hinspiel der entscheidenden Abstiegsrelegationsrunde um den Verbleib in der Bayernliga Süd gegen den SV Kirchanschöring ohne Fremdeinwirkung umgeknickt und konnte nicht mehr weiterspielen. Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1, am Ende hieß es aus BCF-Sicht 1:4. Die Farcheter brauchen nun im Rückspiel im heimischem Isar-Loisach-Stadion am Samstag (16 Uhr) einen Sieg mit mindestens drei Toren Vorsprung.

Die deutliche Niederlage "hat weh getan", sagte Wolfratshausens spielender Co-Trainer Michael Rödl am Donnerstag, an dem der BCF vormittags regenerativ trainierte. Geredet wurde dabei eher mannschaftsintern. Zwischen Chef-Trainer Marco Stier und Mannschaft habe es "relativ wenig" Kommunikation gegeben, sagte er. Den Hauptgrund für die Niederlage konnte Rödl am Tag danach leicht ausmachen: Drei der vier Gegentore fielen nach Standardsituationen. Das sei schon die ganze Saison über die BCF-Achillesferse gewesen, erklärte Rödl, "wir haben sie auch diesmal nicht gut genug verteidigt."

"Nach dem 3:1 haben sie uns auseinandergenommen", sagt BCF-Co-Trainer Rödl

Dabei hatte die Partie, die in Laufen stattfand, da der Platz in Kirchanschöring saniert wird, aus BCF-Sicht ideal begonnen. In der neunten Spielminute landete ein langer Ball bei Angelo Hauk, der freistehend zum 1:0 abschloss. Doch ab da ging es für den BCF nur noch bergab. In der 21. Minute gelang den Hausherren mit ihrer ersten nennenswerten Offensivaktion der Ausgleich, Manuel Jung traf nach einem Freistoß. Zehn Minuten später knickte Knecht um und musste nach einer mehrminütigen Behandlungspause ausgewechselt werden. Für ihn kam Wilson Onyemaeke in die Partie.

Ein weiteres zentrales Problem, das ihn schon durch die ganze Saison begleitet, bekam der BCF auch in diesem so wichtigen Spiel nicht in den Griff: die defensive Unaufmerksamkeit in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit. Diesmal dauerte er nur drei Minuten, bis der Ball nach Wiederanpfiff im Gäste-Tor landete. Albert Eder hatte ihn nach einem Eckball per Kopf dorthin befördert (48.). Und es kam noch schlimmer. Kirchanschörings Mittelstürmer Tobias Schild erhöhte erneut nach einer Ecke mit einer Direktabnahme aus 18 Metern auf 3:1 (58.). "So einen trifft er bei 20 Versuchen einmal", sagte Rödl.

Dieses Tor setzte dem BCF brutal zu. "Nach dem 3:1 haben sie uns auseinander genommen", sagte Rödl. Die Folge: Mehrere "hundertprozentige" Chancen für die Hausherren. Yasin Gürcan traf die Latte (74.), Torhüter Alexander Heep bewahrte sein Team mit starken Paraden zunächst vor dem vierten Gegentreffer. In der vierten Minute der Nachspielzeit war aber auch er machtlos, Schild sorgte mit seinem zweiten Tor des Abends für den 4:1-Endstand. "Dieser Gegentreffer war sehr bitter", betonte Rödl, mit einem 1:3 hätten die Farcheter um einiges besser leben können.

Im Rückspiel brauchen die Wolfratshauser laut Rödl ein frühes 1:0. Er hofft, dass die scheinbar aussichtslose Situation für etwas Lockerheit sorgt: "Wir haben nichts mehr zu verlieren." Und: "Kirchanschöring ist keine Über-Mannschaft." Knecht, der wohl vor einem Wechsel zum FC Pipinsried steht, wird das letzte Saisonspiel voraussichtlich verpassen, laut Rödl sieht es beim Stürmer nach einem Muskelfaserriss aus. Bei Jona Lehr, der am Mittwoch gefehlt hatte, werde es ganz eng - Rödl schätzt die Chancen auf einen Einsatz des so wichtigen BCF-Spielers auf 50 Prozent ein. Zumindest kann nichts weiteres passieren, das Training am Donnerstag war das letzte vor dem Rückspiel. Jetzt gehe es darum, sich bestmöglich zu erholen, erklärte Rödl und "ab Freitag daran zu glauben".

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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