Fußball-Bayernliga:Gibt's eben doch

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Ismanings Torwart Johann Hipper greift sich den Ball vor Dachaus Florian Wolf (l.), am Ende aber stand der FC mit leeren Händen da. (Foto: Claus Schunk)

Trotz guter Leistung gegen Dachau kommt Ismaning nach der vierten Niederlage in Serie den Abstiegsplätzen näher

Von Christoph Leischwitz, Ismaning

Es musste improvisiert werden, doch der Schiedsrichter-Assistent zeigte Verständnis. Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff kam er in das kleine Stüberl neben dem Kunstrasenplatz, stellte sich an den Tresen und fragte freundlich: "Kann noch jemand die Coaching-Zone markieren?" Ein paar Hütchen würden ja schon reichen. Später hatte derselbe Assistent einige Ermahnungen auszusprechen, weil die Trainer die Hütchen ignorierten und im Feld standen. Denn das Derby zwischen dem FC Ismaning und 1865 Dachau, witterungsbedingt kurzfristig in den Sportpark an der Grünfleckstraße verlegt, wurde Mitte der zweiten Halbzeit ein wenig hektisch und hatte ein ungerechtes Ende: Dachau gewann 2:1 (1:0), weil Ismaning beste Torchancen liegen ließ.

Die Ismaninger hatten am Donnerstag entschieden, auf Kunstrasen zu spielen, und verbrachten dort auch noch eine Trainingseinheit. Die Dachauer hatten diese Möglichkeit nicht. Doch zumindest in den ersten Spielminuten kamen sie trotzdem sehr viel besser mit dem Untergrund zurecht. Das lag zu einem guten Teil an einem, der erst im Sommer nach Dachau wechselte, mittlerweile aber kaum noch wegzudenken ist: Qendrim Beqiri. Seine Zuspiele kommen auf jedem Geläuf meist zentimetergenau dorthin, wo er sie haben will, in Ismaning zum ersten Mal in der vierten Spielminute: Die Flanke des Spielmachers aus dem Halbfeld setzte am Strafraumrand auf, der fleißige Amar Cekic sprintete in den Ball und drückte ihn per Kopf über die Linie, vorbei an Torwart Johann Hipper - Stammkeeper Florian Preußer hatte sich am Morgen krank gemeldet.

"Jooo, war okay", sagte Beqiri über seine Leistung; er sollte sehr viel später auch noch das 2:0 vorbereiten. Der 25-jährige Kosovare gab zu seiner eigenen Leistung nur knappe Kommentare ab, über die Mannschaft sagt er aber: "Spielerisch macht uns in der Liga keiner etwas vor." Lange schien er recht zu behalten, auch wenn Ivan Vidovic in der siebten Minute eine erste gute Möglichkeit für Ismaning hatte. Dachau kombinierte einfacher und gefälliger durchs Mittelfeld, die Gastgeber liefen lange nur hinterher. Neben Beqiris exakten, weiten Bällen hatte Ismanings Trainer Muriqi noch einen anderen Grund dafür ausgemacht: "Sie sind lauter, wie soll ich sagen - sie reden mehr miteinander ", fand er.

Trotzdem kippte das Spiel allmählich, Ismaning kämpfte sich hinein. "Sie sind uns sehr gut angelaufen. Aber irgendwann haben sie die Lust verloren, weil sie nicht hinkommen", analysierte Muriqi. Auch im Spiel nach vorne ergaben sich immer mehr Räume für den Aufsteiger, die Dachauer Abwehr war phasenweise überfordert. Zwar waren viele verletzte Spieler in den 65er-Kader zurückgekehrt, im direkten Umfeld musste Spielertrainer Fabian Lamotte aber weiterhin improvisieren: Außenverteidiger Franz Hübl spielte neben Lamotte in der Innenverteidigung und wusste sich manchmal nur mit groben Fouls zu helfen - der Routinier stand in der Schlussphase kurz vor einem Platzverweis. Mittelfeldspieler Fabian Negele half als Linksverteidiger aus. Und über seine Seite rollten auch die gefährlichsten Angriffe auf das Dachauer Tor. Nach 75 Minuten hätte es locker 5:1 stehen können: Mijo Stijepic setzte einen Lupfer wenige Zentimeter zu hoch an (53.), Maximilian Siebald drosch aus 22 Metern an die Latte (55.), Tobias Killer scheiterte an Keeper Maximilian Mayer (65.), ein Stijepic-Kopfball rauschte Zentimeter am Pfosten vorbei (73.), Alexander Auerweck drückte einen Aufsetzer an die Latte (75.). "Das gibt's doch nicht", war mehrmals von den Zuschauern zu hören. Dann kam für Dachau Christian Doll ins Spiel und erzielte drei Minuten später nach einem Fehler von Bastian Fischer das 2:0 (80.). "Was soll ich den Spielern vorwerfen? Dachau ist spielerisch eine der besten Mannschaften der Liga, und wir haben sie in der zweiten Halbzeit dominiert", sagt Muriqi. Zu Fischers Fehler sagt er: "Er ärgert sich selbst am meisten." Stijepics Anschlusstor in den Winkel (90.) brachte noch mal Spannung, kam aber letztlich zu spät.

Die vierte Niederlage in Serie lässt Ismaning plötzlich nah ans Tabellenende rutschen. Dachau steckt weiter mitten in der Verfolgerjagd auf Spitzenreiter Pullach. Früher, sagt Trainer Lamotte, hätte man solche Spiele wie in Ismaning verloren. Aber: "Diesmal ist es auch so, dass wir uns diesen Sieg nicht selbst anrechnen können."

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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