Fußball-Bayernliga:Gesetz der Serien

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Auf-die-Beine-Helfer: Seit Michael Hofmann (Mitte, mit Peter Beierkuhnlein, li., und Daniel Leugner) Pullachs Tor hütet, hat der SV nicht verloren. (Foto: Claus Schunk)

Während der SV Pullach nach 19 Spielen ohne Niederlage weiter vom Aufstieg träumen darf, steckt der TSV 1865 Dachau mitten im Abstiegskampf: Am Montag verliert das Team zum fünften Mal nacheinander

Von Christoph Leischwitz, Pullach

Das sah ein bisschen nach Generalprobe aus: Nach dem Spiel schleppte jemand ein riesiges Bierglas mit einem Weizen-Cola-Weinbrand-Mix (klebt noch besser) aufs Feld, die Sonne schien, die Spieler feierten sich und wurden gefeiert. Passenderweise war am Samstagnachmittag im Stadion an der Gistlstraße auch noch eine Gruppe gut gelaunter englischer Junggesellen zu Besuch, die den Spielern des SV Pullach auf dem Weg zur Kabine grölend Spalier standen. Und auch, wenn die Monster-Goaß'n-Mass eigentlich wegen des Geburtstages der Wirtin ausgeschenkt wurde - von der Stimmung her könnte sich die Szene durchaus am 21. Mai noch einmal genau so abspielen. Dann nämlich steht das Bayernliga-Saisonfinale gegen den SV Heimstetten an, und dass dann an der Gistlstraße Bierduschen verteilt werden, wird immer wahrscheinlicher. Am Samstag baute Pullach mit dem 2:0 (1:0) gegen Dachau seine beeindruckende Serie auf 18 Spiele ohne Niederlage aus und steht an der Tabellenspitze. Dank des 1:1 in Kirchanschöring am Montag liegt der SV nun einen Punkt vor Verfolger Garching.

"Das war nicht unser bestes Spiel", hatte Trainer Frank Schmöller am Samstag gesagt. Sein Team habe gegen starke Dachauer einen guten Torhüter gebraucht, und wenn dieser so im Mittelpunkt stehe, dann sage das ja viel aus. In der 16. Minute stand der ehemalige 1860-Profi Michael Hofmann mal wieder genau richtig, als Dachaus Florian Wolf aus kurzer Distanz schoss. Auch in der 58. Minute scheiterte Wolf aus wenigen Metern, Hofmann wehrte mit dem Fuß ab. Schmöller schwärmte, der Keeper strahle viel Ruhe aus. Und sprach damit indirekt den Unterschied zwischen den beiden Mannschaften an: Nach neun Spieltagen standen Pullach und Dachau noch gemeinsam im Tabellenkeller. Dann kam Hofmann - seitdem ist Pullach ungeschlagen.

Dachaus Keeper Maximilian Mayer sah beim Pullacher 1:0 nicht gut aus, als ein Freistoß von Christoph Dinkelbach zunächst an die Latte klatschte, ehe der Ball aus dem Getümmel den Weg ins Netz fand (31.). Laut Spielberichtsbogen handelte es sich um ein Eigentor von Dominik Schäffer. Beim 2:0 ließ sich der mehr oder weniger chancenlose Mayer nach einem Konter von Alexander Weiß umrunden (73.). Die ambitioniert gestarteten Dachauer sind damit im Abstiegskampf angekommen.

Aus Pullacher Sicht wäre aber nun erst einmal die Frage zu klären, ob an jenem 21. Mai die Meisterschaft oder auch der Aufstieg gefeiert werden dürfte. In der vergangenen Saison hatte der SV keine regionalligataugliche Spielstätte gefunden und deshalb auch nicht für die vierte Liga gemeldet. Jetzt hätte man sie wohl, Ligakonkurrent Heimstetten würde sein Stadion zur Verfügung stellen. Die beiden Gemeinden müssen sich allerdings noch auf die finanziellen Rahmenbedingungen einigen. "Wir sind schon zu so etwas wie einem Aushängeschild der Gemeinde geworden", findet Trainer Schmöller, und die Gemeinde zeigt sich erkenntlich: 30 000 Euro hat man dem Verein für die Platzmiete zugesichert. Die endgültige Entscheidung der Gastgeber steht noch aus, doch sie soll noch vor dem Wochenende fallen. Und damit vor dem Spitzenspiel Pullachs beim VfR Garching am kommenden Sonntag.

Ganz andere Sorgen plagen spätestens seit Samstag die Dachauer. Als seine Spieler schon in der Kabine waren, saß Trainer Marcel Richter alleine auf der Bank. Er ließ zwei Münzen in seiner Hand hin und her wandern und blickte sehr nachdenklich drein. "Wir spielen ja immer super, wir sind meistens die Besseren", sagte Richter. Selbst gegen Pullach hatte sein Team mehr vom Spiel gehabt. "Aber es hilft ja nichts", ärgerte er sich.

Schon am Ostermontag ging es für beide Teams mit zwei Nachholspielen weiter. Geschuldet war dieser straffe Terminplan der Tatsache, dass es in Pullach kein Flutlicht gibt und so der Termin am Samstagnachmittag eingehalten werden musste. Die Raben reisten bis zum Waginger See, und der Weg sollte sich lohnen: Beim SV Kirchanschöring spielte die Mannschaft 1:1 (0:1). "Der Plan war, den Ball laufen zu lassen und selber weniger zu laufen. Ich bin mit dem Ergebnis absolut zufrieden", sagte Schmöller. Zumal die Gastgeber durch ein Tor von Alexander Köberich (23.) in Führung gegangen waren, "der einzige Fehler in unserem Spiel wurde da ausgenutzt", sagte Schmöller. In der 70. Minute gelang dem eingewechselten Tim Sulmer der Ausgleich, als er nach einem Schuss von Dinkelbach abstaubte.

Die Pullacher Serie ist damit auf 19 Spiele ohne Niederlage angewachsen. Dafür haben die Dachauer nun an einer Serie von fünf Niederlagen zu knabbern. Denn auch das Montagsspiel gegen den Vorletzten Erlbach endete 0:2 (0:1) aus Sicht der 65er. Mindestens ein Spiel wird auch Alexander Weiser fehlen: Der Kapitän leistete sich in der 65. Minute eine Notbremse und sah dafür Rot. Die Gegentore fielen in den Minuten 13 und 88. Ansonsten hatte man auch diesmal wieder dominant agiert. Und schon wieder half es nichts.

© SZ vom 29.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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