Fußball-Bayernliga:Geistesblitz im Hexenkessel

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Pipinsried hält Verfolger Vilzing beim hektischen 1:1 auf Distanz

Spielertrainer Fabian Hürzeler hatte nach dem Spitzenspiel einiges mit dem Schiedsrichter zu besprechen, einen Vorwurf habe er ihm allerdings nicht gemacht - dieser hatte ohnehin schon genug zu verarbeiten. Bereits zur Halbzeitpause schaffte es der Unparteiische beim Gastspiel des FC Pipinsried bei der DJK Vilzing nur mit dem Schutz mehrerer Ordner bis zur Kabine, er hatte wenige Minuten zuvor den Vilzinger Matthias Graf wegen einer Notbremse vom Platz gestellt. "Fast 50 Minuten in Überzahl - da fühlt sich ein Unentschieden an wie eine Niederlage", sagte der Pipinsrieder Coach. Zum dritten Mal in Serie spielte seine Mannschaft auswärts 1:1. Auch deshalb, weil die Vilzinger Zuschauer die Unterzahl kompensiert hatten. Sie waren zu so etwas wie dem elften Mann geworden.

Zumindest hatte der Tabellenzweite gegen den giftigen Tabellendritten nach dem Seitenwechsel nie so richtig in die gewünschte Ordnung gefunden. "Es war hektisch, es ist in dieser Atmosphäre wirklich nicht leicht", erklärte Hürzeler die Rolle der etwa 500 Zuschauer im Landkreis Cham. Immerhin war Pipinsried die Führung gelungen, durch einen Geistesblitz in der 72. Minute. Angreifer Ruben Popa war nur elf Minuten zuvor eingewechselt worden, als er einen Freistoß vom Strafraumrand verwandelte - mit einem mutigen Schuss unter der hochspringenden Mauer hindurch. "Er macht oft Dinge, die kein anderer kann und die seine Gegenspieler überraschen. Deshalb ist er so gefährlich", lobte Hürzeler den 27-Jährigen, der allerdings nur selten in der Startelf auftaucht und in Vilzing auch erst seinen zweiten Saisontreffer erzielte.

Die Gastgeber schienen allerdings nicht beeindruckt und kamen trotz Unterzahl schnell zum Ausgleich. Markus Dietl traf mit einem Volleyschuss aus spitzem Winkel (78.). "Einen von zwanzig Schüssen trifft er genau so", kommentierte Hürzeler, mit dem Tor sei das Stadion zum Hexenkessel geworden. Womöglich steht Popa in den kommenden Partien öfter in der Startelf, denn Stürmerkollege Atdhedon Lushi, in Halbzeit eins bei der Notbremse noch das Opfer, sah dann ebenfalls die rote Karte (89.). "Er ist die ganze Zeit von seinem Gegenspieler Romminger provoziert worden", habe Lushi erzählt, "klar darf er sich da aber auch nicht provozieren lassen", befand Hürzeler. Der Schiedsrichter bekam von seinem Assistenten "einen Wischer" gemeldet, eine Ohrfeige oder ähnliches also. "Kann sein, dass er jetzt länger gesperrt ist", befürchtet der Coach. Trotz der Künste Popas eine herbe Schwächung, zumal in Serge Yohoua der erfahrenste Angreifer wegen eines Knorpelschadens noch lange ausfallen wird. "Ob das ein bisschen der Ausgleich zur ersten roten Karte war. . ." - Hürzeler ließ die Antwort offen.

Immerhin konnte sein Team die Vilzinger mit dem Remis auf Abstand und auf dem dritten Tabellenplatz halten. Am kommenden Samstag wartet schon das nächste Auswärtsspiel gegen einen unmittelbaren Verfolger, den FC Sonthofen.

© SZ vom 24.10.2016 / cal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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