Fußball-Bayernliga:Gefrorenes Grinsen

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Bedauernswert: Fünf Mal muss Ismanings Torwart Johann Hipper hinter sich greifen. Links dreht gerade Pullachs Menelik Ngu'Ewodo ab. (Foto: Claus Schunk)

Frank Schmöllers Freude über das Wiedersehen mit seinem Trainerkollegen Xhevat Muriqi wird nach 20 Sekunden auf eine harte Probe gestellt. Trotzdem ist es am Ende der SV Pullach, der seine Serie von vier Partien ohne Sieg beendet - mit einem 5:1 gegen den FC Ismaning

Von Philipp Jakob, Pullach

Arm in Arm und mit breitem Lächeln in den Gesichtern betraten die beiden Fußballtrainer das Spielfeld. Für beide Mannschaften ging es nach zuvor je vier sieglosen Spielen in Serie um einiges, doch das war Frank Schmöller und Xhevat Muriqi in diesem Moment egal. Den Trainer des Bayernliga-Tabellenführers SV Pullach und sein Gegenüber vom FC Ismaning verbindet eine Freundschaft, die auch locker überstand, dass Schmöller vor einigen Jahren beim damaligen Regionalligisten Ismaning entlassen worden war.

Die Freude über das Wiedersehen währte allerdings nur kurz. Nicht einmal 20 Sekunden nach Anpfiff gefror das Grinsen in Schmöllers Gesicht zu einer finsteren Grimasse. "Ich glaube nicht, dass das druckreif ist", beschrieb der Coach nach der Partie die Gedanken, die in der ersten Spielminute in seinem Kopf geisterten. Was war passiert? Direkt nach dem Anstoß hatten die Ismaninger das Spiel auf die rechte Seite verlagert, Kapitän Maximilian Siebald trieb den Ball nach vorne, schlug eine Flanke in den Strafraum und fand den komplett frei stehenden Tobias Killer. Der nahm den Ball in aller Ruhe an und hämmerte ihn an Torwart Michael Hofmann vorbei ins Netz. Erst vor wenigen Tagen ist Pullachs Schlussmann jugendliche 44 Jahre alt geworden, nun war ihm erst mal nicht mehr zum Feiern zumute. Gut 90 Spielminuten später war das anders, da bejubelte er einen lockeren 5:1-Erfolg.

In der Anfangsphase hatte die neu formierte Pullacher Viererkette keinen guten Eindruck gemacht. "Da hatte ein klein wenig die Abstimmung gefehlt", analysierte Schmöller. "Das kann natürlich passieren, wenn du einen Spieler nach acht Monaten wieder aufs Feld schmeißt." Gemeint war Niklas Mooshofer. Der Innenverteidiger kehrte nach einer langen Verletzungspause in die Startelf zurück und zeigte zu Beginn einige Unsicherheiten, genau wie seine Mitspieler. Das frühe Gegentor half dem ohnehin angekratzten Selbstvertrauen der Pullacher nach vier Punkteteilungen in Serie natürlich nicht. "Entweder es geht dann komplett den Bach runter, oder du zeigst eine Reaktion", sagte Schmöller.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, doch die ersten Angriffsbemühungen scheiterten; entweder am Außennetz, wie beim Schuss von Rechtsverteidiger Steffen Purschke in der zehnten Spielminute, oder aufgrund von Ungenauigkeiten. Der Ausgleichstreffer in der 24. Minute war dann auch nicht besonders schön herausgespielt, sondern vom Pullacher Tim Sulmer eher ins Tor gestochert. Dennoch gab der Treffer dem SVP eine gewisse Ruhe und Souveränität zurück. Er war fortan spielbestimmend und nutzte die Fehler des Gegners schließlich gnadenlos aus.

Der erste unterlief Ismaning bereits fünf Minuten später. Im Spielaufbau leistete sich Bastian Fischer auf Höhe der Mittellinie einen Fehlpass direkt in die Beine von Andreas Roth. Der Pullacher Mittelfeldspieler fackelte nicht lange und zog aus dem Mittelkreis ab, der Ball flog im hohen Bogen über die gegnerische Spielhälfte und sank hinter dem verdutzten Ismaninger Keeper ins Tor. Innerhalb weniger Minuten hatte der Tabellenführer das Spiel gedreht. Dem FCI fiel keine passende Antwort ein.

Dementsprechend nahm das Unheil in Hälfte zwei seinen Lauf. Die Gäste kamen nicht mehr gefährlich vor das gegnerische Tor, konnten gleichzeitig die Fehler in der Abwehr aber nicht abstellen. In der 53. Minute erhöhte der allein gelassene Daniel Leugner nach einer Ecke auf 3:1, ein paar Minuten später fing sich Muhammed Aladdinoglu eine umstrittene rote Karte für grobes Foulspiel ein, der dritte Platzverweis für einen Ismaninger in den zurückliegenden drei Spielen. Mit einem abgefälschten Schuss traf Christoph Dinkelbach zum 4:1. Den Schlusspunkt setzte schließlich erneut Roth, der gemeinsam mit dem eingewechselten Menelik Ngu'Ewodo die Abwehr der Gäste mit einem schnell ausgeführten Freistoß überrumpelte und locker zum 5:1 abstaubte.

"Wir haben im falschen Moment die falschen Entscheidungen getroffen", fasste Muriqi die Leistung seines Teams zusammen. "Wir hatten einen optimalen Start, doch dann passieren Fehler, die uns die ganzen letzten Wochen schon unterlaufen." Die Serie von drei Niederlagen möchte Ismaning in der kommenden Woche gegen Dachau beenden. "Das wird auch nicht leichter", weiß Muriqi. Die Aufforderung an sein Team klingt aber denkbar einfach: "Zeigt Eier, geht raus und schlagt Dachau." Schmöllers Raben hatten die von ihrem Trainer erwartete Reaktion präsentiert. "Nach den vier Unentschieden zuletzt tut das der Mannschaft gut. Das war ein Zeichen, wir sind wieder da", sagte der Trainer. Sein Lächeln war mittlerweile zurückgekehrt.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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