Fußball-Bayernliga:"Freizeitmannschaft"

Lesezeit: 2 min

Am Ende souverän: Die Wolfratshausener Christopher Korkor (li.) und Jona Lehr freuen sich über den klaren Erfolg gegen den FC Pipinsried. (Foto: Wolfsbauer)

0:4 in Wolfratshausen: Pipinsrieds Präsident Höß verärgert

Von Stefan Galler, Wolfratshausen/Pipinsried

Vor einer Woche wirkte Reiner Leitl beinahe gerührt ob der Tatsache, dass seine Mannschaft das Spiel in Erlbach in buchstäblich letzter Sekunde doch noch mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Das 4:0 (0:0) seines BCF Wolfratshausen gegen den FC Pipinsried am Samstagnachmittag nahm der Trainer nun weitaus gelassener hin: Der dreifache Punktgewinn sei wichtig, damit der Abstand nach unten ausreicht für die schweren Partien der nächsten Wochen, sagte der Coach. Für die Lobeshymnen zeichnete diesmal der Sportliche Leiter der Farcheter verantwortlich: "Wir wollten den Abstand wahren und wenigstens einen Punkt holen, aber dass wir letztlich so klar gewinnen ist natürlich sensationell", fand Klaus Brand. Sechs Punkte aus den beiden vergangenen Spielen seien "optimal", schließlich stünden nun heftige Gegner auf dem Plan: "Da ist es zum Beispiel schon mal gut, wenn man ohne jeden Druck nach Sonthofen fahren kann", so Brand.

Dass sämtliche Treffer nach der Pause gefallen sind, hätte darauf schließen lassen können, dass das Ergebnis womöglich nicht den Spielanteilen entsprach. Doch das wollte noch nicht einmal Pipinsrieds Trainer Bernd Weiß so formulieren. Vielmehr ärgerte er sich, dass sich seine Mannschaft nicht gegen das Debakel stemmte: "Wir haben uns gegen Ende gehen lassen." Nicht der einzige Grund für schlechte Laune beim Übungsleiter: Sein Team war ohnehin personell geschwächt, so fehlen Arthur Kubica und Tobias Heinzinger, der sich vergangene Woche beim 0:3 gegen Schwabmünchen einen Innebandriss im Knie zuzog, längerfristig. Für das Wolfratshausen-Gastspiel fielen zudem Serge Yohoua (Grippe) und Philip Grahammer aus. Letzterer meldete sich laut FCP-Präsident Konrad Höß erst kurz vor dem Spiel telefonisch ab. Und zwar mit der Begründung, er müsse seinem Vater, Ex-Profi Roland Grahammer, bei irgendeiner Tätigkeit behilflich sein. "Diese Lüge kann man doch schon von weitem riechen", polterte Höß. "Das ist eine Frage der Einstellung."

Der Pipinsrieder Boss erlebte zwar die 0:4-Pleite nicht persönlich mit, dennoch war für ihn klar, dass sie auch in dieser Höhe in Ordnung ging: "Wir haben nichts anderes als eine Freizeitmannschaft. Ein paar von den Jungen sind zwar ganz talentiert, aber nicht bayernligatauglich." Auf die Frage, wie es der FCP angesichts dieser Voraussetzungen hatte schaffen können, vor zwei Wochen in Garching mit 1:0 zu gewinnen, entgegnete Höß: "Da müssen der liebe Gott und der Papst gemeinsam im Stadion gewesen sein." Von seiner Manöverkritik nahm Höß explizit Trainer Weiß aus: "Er tut mir fast ein bissl leid."

Dabei hatte der FCP in Wolfratshausen zunächst sogar die besseren Chancen. Nach einer unspektakulären Anfangsphase scheiterte Manuel Eisgruber gleich zweimal in aussichtsreicher Position an Torwart Kevin Pradl (26./32.). Auf der Gegenseite hatte Gilbert Diep die beste Gelegenheit in Abschnitt eins, als er nach einem abgewehrten Schuss an den Ball kam, FCP-Torwart Georgios Blantis jedoch per Reflex mit der Hand abwehren konnte (29.).

Nach dem Wechsel lief es sogleich besser für Diep und den gesamten BCF: Ein Schuss von Christian Duswald landete am Pfosten, Diep stand goldrichtig und staubte zum 1:0 ab (47.). Es war der Anfang vom Ende für Pipinsried, nach Ecke von Duswald köpfte Onur Misiroglu die Kugel mit Schmackes unter die Latte (60.). Nun merkte man das Fehlen von Torjäger Werner Schuhmann endgültig nicht mehr, der 28-Jährige hatte sich im Training verletzt, dabei aber laut Klaus Brand nur eine Knieprellung erlitten. Er dürfte bald zurückkehren, im Gegensatz zu all den anderen Verletzten: Lamine Guèye, Sebastian Pummer, Marco Höferth, Michael Rauch, Thomas Edlböck und Paul Müller fehlten allesamt auch gegen Pipinsried. "Dass wir das so wegstecken, zeigt den tollen Charakter der Mannschaft", so Brand. Und die Farcheter ließen bis zum Ende nicht nach: Jona Lehr und Florian Scheck spielten die FCP-Abwehr mit einem doppelten Doppelpass schwindelig, Scheck schloss zum 3:0 ab (76.). Kurz vor dem Ende krönte dann noch Lehr seine starke Leistung, er erkämpfte sich den Ball und schloss den Alleingang mit dem 4:0 ab (83.).

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: