Fußball-Bayernliga:Frei im Kopf

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Bis zur Winterpause mahnt BCF-Trainer Stier noch drei Punkte an, auch wenn die Gegner Spitzenteams sind. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der SV Heimstetten gewinnt dank des wiedererstarkten Torjägers Orhan Akkurt in Wolfratshausen 3:1 und äußert den Willen aufzusteigen. Der BCF bleibt Tabellenletzter - und Trainer Marco Stier zuversichtlich

Von Fabian Swidrak, Wolfratshausen

Keine Frage, es ist schon Jammern auf höchstem Niveau, Orhan Akkurt einen durchwachsenen Saisonstart zu bescheinigen. Ein Stürmer seiner Klasse aber scheint derlei Maßstäben gewachsen. Fünf Tore in neun Spielen, das war für Akkurts Verhältnisse ganz passabel, mitnichten aber ein herausragender Wert. "Er ist zum dritten Mal Vater geworden, hat ein Haus gebaut und ist da jetzt mit seiner Familie eingezogen", wirbt Heiko Baumgärtner, Akkurts Trainer bei Fußball-Bayernligist SV Heimstetten, rückwirkend um Verständnis. Er kann das, da sich Akkurt jetzt, wo er den Kopf wieder frei hat, in überragender Verfassung präsentiert. Zuletzt: fünf Spiele, neun Treffer. Akkurt führt die Torschützenliste der Liga an.

Auch zum 3:0 (1:0)-Sieg beim BCF Wolfratshausen steuerte Akkurt, 31, am Samstag zwei Tore bei. "Er ist ein sehr treffsicherer Spieler, aber halt nicht der laufstärkste. Es braucht daher zehn weitere Spieler, die Bälle erobern und ihn füttern", erklärt Baumgärtner in Manier eines Trainers, der in sportlich erfolgreichen Zeiten keinen Spieler über die anderen stellen will. Und sportlich erfolgreich ist der SV Heimstetten derzeit allemal. Von den letzten sechs Partien hat der Klub keine verloren, fünf sogar gewonnen. In Wolfratshausen habe das geklappt, "weil wir den Kampf sofort angenommen haben, obwohl wir ja eher eine Mannschaft sind, die spielerisch überzeugt", sagte Baumgärtner. "Es war ein offener Schlagabtausch, in dem sich das cleverere Team durchgesetzt hat."

Sebastiano Nappo (34.) und Akkurt (72., 78.) schossen drei Tore, während die Wolfratshauser mit ihrer Chancenverwertung haderten. "Wir haben Dinger vergeben, da ist hundertprozentig noch untertrieben", ärgerte sich Stier. Die beste Möglichkeit vergab Emin Kaya, der aus fünf Metern Entfernung über das leere Tor schoss, nachdem SVH-Keeper Maximilian Riedmüller einen ersten Wolfratshauser Versuch abgewehrt hatte. "Dennoch muss ich meine Spieler loben. Wir sind vorne drauf gegangen, haben richtig Druck gemacht und hinten wenig zugelassen", sagte Stier im Wissen darüber, dass sein Team gegen eine Spitzenmannschaft verloren hatte. Auf Facebook wünschte der BCF dem SV Heimstetten am Abend nach dem Spiel "alles Gute im Aufstiegsrennen".

Tabellarisch befindet sich Baumgärtners Team inzwischen zwar mittendrin, letztlich aber ist nicht einmal klar, welche Klubs überhaupt an besagtem Rennen teilnehmen. Spitzenreiter SV Pullach und die Verfolger FC Pipinsried und TSV 1865 Dachau können nach aktuellem Stand der Dinge nicht in die Regionalliga aufsteigen, weil ihnen keine dafür zugelassenen Spielstätten zur Verfügung stehen. Auch Unterföhring müsste zumindest vorübergehend umziehen. Die Regionalligatauglichkeit der DJK Vilzing darf nach den jüngsten Problemen mit Rasen und Flutlicht ebenfalls angezweifelt werden. In Heimstetten kennen sie derlei strukturelle Probleme nicht. Auch deshalb wechselte Stürmer Akkurt vor zwei Jahren von Pullach nach Heimstetten. "Es ist unser Plan, hier mal wieder Regionalliga zu spielen. Wenn wir nach 34 Spieltagen aufstiegsberechtigt sind, dann lehnen wir das auch nicht ab", sagt Baumgärtner, schiebt aber nach: "Wir sind nicht mit dem Ziel Aufstieg in die Saison gegangen." Außerdem, so sagt er, bliebe abzuwarten, ob sich bei den anderen Spitzenteams "nicht doch noch was tut".

Auf der sportlichen Ebene wird in den kommenden Wochen auch der BCF das Aufstiegsrennen weiter mitgestalten. Bis zur Winterpause trifft Stiers Teams unter anderem auf Pullach, Pipinsried, Unterföhring und Dachau. "Drei Siege sollten wir noch holen", findet der Trainer. Mut mache ihm, "dass wir uns gegen jede Mannschaft Großchancen erspielen". Nur an der Verwertung hapere es. Stier sagt: "Wir haben eben keinen Orhan Akkurt."

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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