Fußball-Bayernliga:Erste allgemeine Verunsicherung

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Aufstehen und Antworten geben: Das wollen Hugo Lopes (Mitte) und seine Heimstettener Kollegen am besten schon in einer Woche in Sonthofen tun. (Foto: Johannes Simon)

Das 0:1 gegen Vilzing bringt beim SV Heimstetten Trainer und Spieler ins Grübeln

Von Matthias Schmid, Heimstetten

Heiko Baumgärtner stand wenige Minuten nach dem Schlusspfiff als einziger seiner Mannschaft noch auf dem Rasen, er lief hin und her, vor und zurück. Der Trainer des SV Heimstetten schien nach so etwas wie Halt zu suchen, den er auf dem Grün aber natürlich nicht finden konnte. Also fasste sich der 34-Jährige aufgewühlt an den Kopf und strich sich durch seine Haare, er war sichtlich hin und her gerissen. Manchmal murmelte er ein paar unverständliche Worte vor sich hin. Baumgärtner bereitete sich auf die Besprechung vor, die er gleich vor seinen Spielern halten wollte, die sich schon dicht gedrängt auf der Auswechselbank niedergelassen hatten. Sie saßen da wie enttäuschte Mitglieder einer Reisegruppe, die den Bus in den Urlaub verpasst hat.

Nach der 0:1-Niederlage gegen den DJK Vilzing die richtigen Worte zu finden, war in der Tat schwierig. Heimstetten spielte in dem Bayernliga-Verfolgerduell nicht schlecht, in der zweiten Hälfte sogar phasenweise richtig sehenswert. Aber zum Ausgleich oder gar zum Sieg sollte das nicht reichen. "Es regt mich tierisch auf, dass wir heute verloren haben, weil es eben nicht reicht, nur eine Halbzeit ans Limit zu gehen", gab Baumgärtner hinterher zu. Nach ein, zwei Sekunden des Nachdenkens fügte er allerdings versöhnlich hinzu: "So ist halt Fußball."

Er wollte das 0:1 nicht unnötig dramatisieren. Für die Heimstettener war es ja die erste Niederlage nach zuletzt fünf Siegen und einem Unentschieden. Doch in den ersten 45 Minuten traten die Spieler eben seltsam ermattet auf, fast wie eine Mannschaft, die eine Niederlagenserie zu verarbeiten hat. Ohne Wucht, ohne Esprit und vor allem ohne siegreiche Zweikämpfe. Diese Zurückhaltung, ja fast Ängstlichkeit hatte auch Baumgärtner verwundert. "Wir waren nicht bereit, den letzten Schritt zu machen und dorthin zu gehen, wo es auch weh tun könnte", monierte er, "wir haben zu lange überlegt, ob wir vorne auch nach dem zweiten Ball laufen sollen." So hatten die Gäste aus der Oberpfalz viel Platz zum Fußballspielen, sie kombinierten sich mitunter munter durchs Mittelfeld oder verlagerten mit langen Diagonalschlägen das Spielgeschehen. Doch richtige Torchancen erspielten sie sich nicht, weil Heimstetten dann doch mehr als eine halbe Stunde lang seriös genug verteidigte. Der Führungstreffer in der 41. Minute fiel eher zufällig. Nach Irrungen und Wirrungen im Heimstettener Strafraum landete der Ball vor dem Fuß von Vilzings Innenverteidiger David Romminger, sein leicht abgefälschter Schuss flog schließlich ins Tor. Zwei Minuten später lag der Ball wieder hinter der Linie, allerdings hatte Schiedsrichter Florian Wildegger beim Nachschuss von Heimstettens Orhan Akkurt auf Abseits entschieden, nachdem Lukas Riglewski zuvor nur das Lattenkreuz getroffen hatte. "Wir wussten schon vor der Partie, dass wir gegen sehr gut verteidigende Vilzinger nicht viele Chancen bekommen werden", sagte Baumgärtner, "aber wir hatten trotzdem drei, vier gute Möglichkeiten."

Die beste vergab der eingewechselte Manuel Duhnke, als er im Fünfmeterraum freistehend am Tor vorbeiköpfelte (83.). "Den muss er machten", tadelte sein Trainer. Und auch Akkurt, der davor in der 54. Minute eine Flanke mit der Nase statt mit dem Kopf traf, stellte hinterher erzürnt fest: "Uns hat heute der Mumm gefehlt." Mit einem Sieg gegen die bis dato punktgleichen Vilzinger hätte sich Heimstetten in der Tabelle als ärgster Verfolger von Tabellenführer SV Pullach festsetzen können. Durch die Niederlage fällt der Klub nun allerdings etwas ab.

Aber der Tabellenrang nach dem 16. Spieltag interessiert Trainer Baumgärtner sowieso eher weniger, er macht sich vielmehr Sorgen, wie sein Team mit dem "Rückschlag", wie er es nannte, umgehen wird. Ist seine Mannschaft ohne einige verletzte Führungsfiguren wie Sebastian Paul oder Valentin De La Motte schon gefestigt genug? Hängt ihr die Verunsicherung nun länger nach? Das waren Fragen, die Baumgärtner unmittelbar nach der Niederlage beschäftigen. Um die Antwort gleich selbst zu liefern: "Ich habe nicht das Gefühl, dass mein Team nun auseinanderbricht." Aber ganz sicher ist er sich nicht. Deshalb hofft er, dass seine Spieler in einer Woche in Sonthofen die richtige Antwort geben werden.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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