Fußball-Bayernliga:Endspurt im Liegestuhl

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Meisterlicher Zwischenspurt: Nach dem Rückstand macht Pullach Druck, Christoph Dinkelbach (in Gelb) erzielt zunächst den Ausgleich zum 1:1. (Foto: Claus Schunk)

Pullach bleibt gegen Ismaning zum vierten Mal in Serie sieglos - auch weil es für den Klub im Gegensatz zum TSV in der Tabelle um nicht mehr viel geht in dieser Saison.

Von Matthias Schmid, Pullach

Rainer Elfinger lehnte die Taktiktafel an die Wand, die fast so groß war wie eine halbe Badewanne. Der Cheftrainer des FC Ismaning war ein wenig außer Atem. In Pullach müssen die Fußballer, Trainer und alle anderen aus der Kabine im Souterrain eine steile Treppe hinaufsteigen, um das Sportgelände verlassen zu können. Ein paar bunte Magnetsteine waren auf dem beschwerlichen Weg verrutscht, als Elfinger die Tafel abstellte. Er lächelte, weil seine Spieler im Bayernligaspiel zuvor beim Tabellendritten SV Pullach ihre Ordnung nicht verloren hatten. Zumindest nicht so, dass die Partie am Mittwoch mit einer Niederlage geendet hätte.

Das 2:2 war ein Resultat, das keinen der beiden Trainer richtig glücklich stimmte, aber auch nicht resigniert zurückließ. "Der Punkt könnte für uns mental und nummerisch wichtig sein am Ende", urteilte Elfinger mit Blick auf die Tabelle, in der Ismaning mit 36 Punkten auf Rang 14 gelistet wird. "Drei Siege brauchen wir noch", rechnete der 51-Jährige vor, um nicht abzusteigen und auch in der nächsten Saison wieder gegen Pullach spielen zu dürfen.

Nach der Pause sieht Schmöller "eine tote Mannschaft" - vielleicht ja doch, weil ihr die Ziele fehlen

Sechs Spiele stehen für Ismaning noch aus, Pullach muss einmal mehr antreten. SVP-Cheftrainer Frank Schmöller wusste hinterher nicht so recht, wo er das Spiel einordnen sollte. "Wir haben nach dem 0:1 eine Superreaktion gezeigt und auch 20 Minuten vor der Pause richtig guten Druck ausgeübt", urteilte der frühere Erstligaprofi. Nur reichte das wieder nicht zu einem Sieg für seine Mannschaft, die nun drei Unentschieden und eine Niederlage aneinander gereiht hat. "Wir müssen jetzt schauen, dass wir die Saison anständig beenden", forderte Schmöller. Es schwang ein wenig Verbitterung mit in seiner Stimme, weil er ahnt, dass sie Tabellenführer Heimstetten nicht mehr einholen werden. Elf Punkte beträgt der Rückstand der Pullacher, die aber drei Spiele weniger absolviert haben.

Gegen Ismaning verfestigte sich der Eindruck, dass einige Spieler in diesen Tagen nicht in bester körperlicher und mentaler Verfassung sind. Nachdem Christoph Dinkelbach (35.) und Daniel Leugner (39.) mit zwei sehenswerten Treffern die Partie zu ihren Gunsten gedreht hatten, hatte man kurz das Gefühl, dass sie zu der Form und Entschlossenheit aus der Vorrunde zurückfinden könnten. Flink kombinierten sie sich durchs Mittelfeld, nachdem die Ismaninger im Vorwärtsdrang den Ball verloren hatten. Elfinger hatte natürlich einen ganz eigenen Blick auf die Szenen, die zu den Gegentoren führten, nachdem David Tomasevic nach einem Eckball zuvor das 1:0 geköpfelt hatte (12.). "Das war dumm, weil wir Pullach zwei Treffer aufgelegt haben, indem wir vorne nicht abgeschlossen haben", monierte Elfinger und kam zu dem Schluss: "Wir hätten noch das zweite oder sogar dritte Tor nachlegen können."

Nach der Pause kam Ismaning schnell zum Ausgleich, ein Schuss von Mijo Stijepic wurde so abgefälscht, dass er in einer Bogenlampe in den Rückraum prallte, wo Bastian Fischer einfach mal volley draufhielt und den Ball ins Netz beförderte - ein Traumtor, an das er sich noch länger zurückerinnern dürfte. Schmöller indes sinnierte darüber, warum seine Spieler nach der gelungenen ersten Hälfte so leblos aus der Kabine gekommen waren. "Das war eine tote Mannschaft", wunderte er sich und fand keine plausible Erklärung für die unzureichende Körperspannung, die eher an Menschen erinnerte, die an der Isar im Liegestuhl den Feierabend ausklingen lassen. Vielleicht, so mutmaßte Schmöller, fehlten die Ziele: "Weder nach oben noch nach unten geht es für uns noch um was."

Ismanings Tomasevic haderte ob der Pullacher Schwächen danach etwas mit dem 2:2, weil den möglichen Siegtreffer durch Clemens Kubina kurz vor Schluss die Latte verhindert hatte. "Da wäre mehr für uns möglich gewesen, aber für uns zählt jeder Punkt im Abstiegskampf", sagte der Ismaninger Torschütze zum 1:0. Sein Trainer Elfinger packte währenddessen seine Taktiktafel und schlenderte leichtfüßig davon.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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