Fußball-Bayernliga:Ein bisschen dreckig

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Dachaus Florian Wolf (Mitte) forderte Heimstettens Abwehr vor allem in der zweiten Halbzeit enorm, doch auch der geforderte Elfmeterpfiff blieb aus. (Foto: Toni Heigl)

Heimstetten zeigt sich auch beim Derby in Dachau extrem effizient - und untermauert durch den glücklichen 2:1-Erfolg seine Aufstiegsambitionen

Von Christoph Leischwitz, Dachau

Franz Hübl ist ein erfahrener Spieler, der sich mit seinen 27 Jahren auch viel mit Fußballtaktik befasst, unter anderem als Videoanalyst für den TSV 1860 München. Doch Hübls analytische Fähigkeiten halfen in der 90. Minute nichts mehr, der Frust in seinem Kopf setzte sich durch. Als der Linksverteidiger des TSV 1865 Dachau dann mit einer roten Karte vom Feld geschickt wurde, murmelte er noch etwas von "hat mir voll hinten reingehauen" und "hab' mich revanchiert, das war dumm". 30 Sekunden später war die Partie gegen den SV Heimstetten zu Ende, die Gäste hatten 2:1 gewonnen. Und damit nicht nur Hübl, sondern die Gastgeber kollektiv zur Verzweiflung gebracht.

"Das war jetzt mal ein bisschen ein dreckiger Sieg. Aber das bringt mir mehr als in Unterföhring", sagte Heimstettens Trainer Heiko Baumgärtner. Vor zwei Wochen hatte man gegen die Föhringer besser gespielt, aber nur einen Punkt geholt. Auch, weil man etwas vorsichtiger agiert hatte. Zum einen findet Baumgärtner die Dachauer Mannschaft "bockstark", in der Hinrunde hatte Heimstetten gegen die offensivstarken 65er auch 2:3 verloren. Darüber hinaus hat man, wie zurzeit fast jede Woche, mit neuen Verletzungssorgen zu kämpfen. Kapitän Dominik Schmitt zog sich vergangene Woche gegen Landsberg einen Radiusköpfchenbruch zu und wird wohl noch vier Wochen fehlen. Und beim Offensivspieler Malcom Olwa-Luta wurde ein Knorpelschaden im Knie festgestellt, es steht eine Operation an.

Heimstetten hatte also viele Gründe, sich erst einmal defensiv zu verhalten. Und hatte dann aber Pech, dass die erste und lange Zeit einzige gute Chance des Spiels den Gastgebern zur Führung reichte: Nach einer Flanke von der linken Seite traf der einstige Schalke-Profi Fabian Lamotte mit dem Kopf (16.). Doch noch vor der Pause war Dachaus Trainer Marcel Richter dran, sich zu ärgern: Heimstettens Lukas Riglewski verwandelte einen Freistoß von der rechten Seite direkt (38.). Man habe natürlich gewusst, dass Riglewski die Schüsse gerne aufs Tor zieht, und trotzdem "hat einer in der Mauer den Kopf eingezogen", ärgerte sich Richter. Riglewski selbst sah das ein wenig anders: "Ich bin kein Torwart, aber ich glaube, die Mauer war nicht gut gestellt. Da habe ich die Chance gesehen", so der 22-Jährige, der anderthalb Jahre für die Dachauer gespielt hatte, und sich zurzeit in bestechender Form befindet.

Die zweite Halbzeit begann ähnlich fad wie die erste, nur Vogelgezwitscher und die wenigen mitgereisten SVH-Fans waren zu hören. Die wurden dann richtig laut, als Maximilian Hintermaier auf der linken Seite plötzlich durchkam. Dank der präzisen Flanke erzielte Orhan Akkurt per Kopf sein 18. Saisontor (53.). Dachau schien kurz geschockt, doch von der 60. Minute an erspielte man sich so viele Chancen, wie sie eine Mannschaft gegen Heimstetten lange nicht mehr hatte. Zunächst scheiterte Fabian Negele an Torwart Marijan Krasnic (60.), eine Minute später forderten Florian Wolf und viele Zuschauer einen Elfmeter, als er an der Torlinie zwischen Krasnic und einen Abwehrspieler geriet, doch der Schiedsrichter gab nur eine Ecke. "Wir hatten sieben, acht Riesenchancen und hinten raus mehr Körner. Aber Heimstetten war einfach effektiver. Das macht den Unterschied aus", analysierte Richter.

Für den 34-Jährigen ist es erst einmal die letzte Saison als Trainer, es zeige sich "Verschleiß", sagt er, das Feuer brenne nicht mehr ganz so arg wie vor sieben Jahren, als er begann. Geplant ist im Moment, dass Richter den Dachauern in einer anderen Funktion erhalten bleibt. Sein Nachfolger soll bald bekannt gegeben werden, es zeichnet sich eine "vereinsinterne Lösung" ab, wie Abteilungsleiter Konrad Kirschberger sagt. Bis dahin hat Richter nur noch ein Ziel: "40 Punkte", den Nichtabstieg also. Und langfristig hoffen sie beim TSV, dass Dachau irgendwann auch so um den Aufstieg mitspielen kann wie der effektive Ost-Rivale Heimstetten.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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