Fußball-Bayernliga:Drei Punkte in zwei Minuten

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Alexander Benede und Bernd Häfele (von oben) machten aus einem 0:1 die 2:1-Führung für Pullach. (Foto: Claus Schunk)

Tabellenführer Pullach dreht mit einem Doppelschlag das Spitzenspiel. Verfolger Dachau dominiert, muss aber erkennen, dass es "für ganz oben noch nicht reicht"

Von Christian Bernhard, Pullach

Was Frank Schmöller von der ersten Halbzeit seiner Mannschaft hielt, war nicht schwer zu erraten. "Wahnsinn, was wir hier gerade veranstalten", schimpfte der Trainer des SV Pullach am Samstagnachmittag beim Gang in die Kabine. Da ein Spiel aber aus zwei Hälften besteht, konnte er den Platz eine Stunde später mit einem ganz guten Gefühl verlassen. 3:1 (0:1) hatte seine Mannschaft den TSV 1865 Dachau besiegt. Damit steht der SVP in der Fußball-Bayernliga Süd weiter ungeschlagen mit 28 Punkten auf Platz eins. Nach dem Sieg hat sein Team nun stolze sechs Punkte Vorsprung auf die Verfolger, Dachau rutschte durch die zweite Niederlage in Serie auf den fünften Platz ab. Zwischen Rang zwei, der für den Aufstieg von zentraler Bedeutung sein könnte, falls Pullach wie angekündigt auf die Regionalliga verzichtet, und Rang acht liegen allerdings nur drei Punkte.

Schmöller hatte in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden. Seinen Zorn, den er 45 Minuten lang an der Seitenlinie in verschiedenen Varianten offen zur Schau gestellt hatte, behielt er für sich. "Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft keinen Wachmacher, sondern eher aufmunternde Worte braucht", sagte Schmöller. Seinen Spielern schien das recht zu sein. Statt "arg blockiert", wie noch vor der Pause, kamen sie laut Schmöller "wie ausgewechselt aus der Kabine" - und drehten die Partie.

Die Dachauer, die auf den verletzten Fabian Negele verzichten mussten, dafür aber wieder Dominik Schäffer, Florian Wolf (beide zuletzt im Urlaub) und Franz Hübl (zuletzt berufsbedingt verhindert) aufbieten konnten, fuhren mit leeren Händen nach Hause, obwohl sie ihre beste erste Halbzeit der Saison gespielt hatten. Von Beginn an hatten sie dem Tabellenführer mit aggressivem Pressing und einer beeindruckenden Laufintensivität zugesetzt; immer wieder zwangen sie Pullach zu Ballverlusten und schalteten auf schnelle Tempogegenstöße um. "Ich habe immer zwei (Gegenspieler, Anm. d. Red.)", schimpfte Pullachs Mittelfeldspieler Tim Sulmer und fing die erste Halbzeit damit treffend ein.

"Beeindruckend gut" habe Dachau das gemacht, sagte Schmöller, aufgrund des Dauerdrucks hatte Pullach vor der Pause keinen Zugriff auf das Spiel und fand "keine Lösungen". Belohnt hatten sich die Gäste dafür bereits in der sechsten Minute. Nach einem ihrer zahlreichen Ballgewinne, die Sebastian Brey und Amar Cekic auf der rechten Seite provozierten, traf Schäffer auf Vorarbeit von Brey. Auch danach spielte nur der TSV, Pullach hatte in der kompletten ersten Hälfte keine echte Torchance. Dachau erspielte sich dagegen gleich mehrere, doch Brey (21.) und Christian Doll (22.) ließen diese ungenutzt. "Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir zur Halbzeit nicht höher geführt haben", sagte Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte.

In der zweiten Hälfte reichten Pullach zwei Minuten und zwei Standardsituationen, um die Partie auf den Kopf zu stellen: Erst traf Alexander Benede nach einem Freistoß aus kürzester Distanz (54.) und machte damit seinen Fehler, der zum 0:1 geführt hatte, wieder gut. Zwei Minuten später war Bernd Häfele nach einem Eckball zur Stelle. "Diese zwei Minuten machten uns das ganze Spiel kaputt", fand Lamotte. Pullach verriegelte nach dem Doppelschlag die Räume und fand in seine gewohnte defensive Ordnung. "Sie waren sehr gut organisiert", lobte Lamotte, für seine Mannschaft habe es kaum ein Durchkommen mehr gegeben. Und als es doch mal klappte, traf Schäffer bei einem Alleingang Mitte der zweiten Halbzeit das Tor nicht. Der eingewechselte Christoph Meißner machte mit einem späten Kontertor dann alles klar (88.), der letzte Aufreger der intensiven Partie war die gelb-rote Karte gegen Hübl in der Nachspielzeit.

Auf die beiden Trainer warten nun unterschiedliche Aufgaben. Für Schmöller geht es angesichts der komfortablen Tabellensituation darum, die richtige Mischung aus Gelassenheit und Anspannung zu finden, "damit sich nichts einschleicht". Lamotte möchte daran arbeiten, dass sein Team vor dem gegnerischen Tor effektiver wird - wissend, dass Training und Spiel nur schwer vergleichbar sind. Sein Fazit nach den zwei Niederlagen gegen Unterföhring und Pullach: "Wir können mithalten und zeigen guten Fußball. Für ganz oben reicht es aber noch nicht."

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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