Fußball-Bayernliga:Die zweite Luft

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Psychologisch wichtig: Gilbert Diep erzielte das 1:1 für den BCF und umarmte anschließend seinen Trainer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dem BCF gelingt in Kottern der erste Erfolg unter Marco Stier

Ein Tor kurz vor der Halbzeitpause gilt weithin als psychologisch vorteilhaft, vor allem, wenn der Ball vorher mehrmals einfach nicht ins gegnerische Tor wollte. Marco Stier kann darüber hinaus auch der These etwas abgewinnen, dass es noch mehr Energie freisetzt, wenn es sich um ein besonders schönes Tor handelt. So eines gelang am Samstag im Spiel des BCF Wolfratshausen gegen den TSV Kottern seinem Angreifer Gilbert Diep: Mit einem herrlichen Volleyschuss glich er zum 1:1 aus (41.). "Es hat mich auch gefreut, dass er dann auf mich zugelaufen ist und mich umarmt hat", sagt der neue Trainer des BCF. Für den jungen Trainer war das ein Zeichen, dass das krisengeschüttelte Team wieder auf dem Weg ist, zu einer Einheit zu werden. Und dann durfte er sich noch über den ersten Sieg als BCF-Trainer freuen. Am Ende stand ein verdienter 4:2-Erfolg über die Allgäuer.

"Wir haben fußballerisch überzeugt", fand Stier. Auch wenn er zu Beginn seiner Arbeit konditionelle Defizite im Team festgestellt hatte, befahl er diesmal ein kraftraubendes Pressing. "Der Gegner hat keine Luft zum Atmen gehabt", freute sich Stier. Allerdings blieben der abstiegsbedrohten Mannschaft auch diesmal Rückschläge nicht erspart. In der vierten Minute hatte die Viererkette nicht aufgepasst und bei einem langen Ball das Abseits aufgehoben, Kotterns Robin Volland, der jüngere Bruder des Nationalspielers Kevin, nutzte die Gelegenheit. "Aber unser Tor lag die ganze Zeit in der Luft", spürte Stier. Und durch die Luft fiel es ja dann auch.

Kurz nach der Pause drängten die Farcheter auf die Führung, die dann aus einem Handelfmeter zustande kam: Christopher Korkor verwandelte sicher (56.). Doch es wartete ein weiterer Rückschlag, in Form einer kuriosen gelb-roten Karte. "Das war ein Missverständnis", sagte Stier, der seinen jungen Spieler Lars Nummer in Schutz nehmen wollte. Dieser habe auf den Pfiff des Schiedsrichters gewartet, um einen Freistoß ausführen zu dürfen - der Pfiff kam nicht, der Gegner monierte Spielverzögerung. So zückte der Unparteiische die Karte und hatte offensichtlich vergessen, dass Nummer bereits verwarnt war. "Der Schiri hat mir danach gesagt, dass es ihm leid tut", erzählte Stier, der sich nun Sorgen machen musste: Auch wegen des Platzverweises musste er in seinem dritten Spiel erneut die Viererkette umstellen. Und freute sich umso mehr über "zwei sensationelle Tore" auf der anderen Seite. Jona Lehrs sechster Saisontreffer erinnerte Stier an das legendäre Tor von Jay-Jay Okocha gegen Oliver Kahn: Ein Haken im Strafraum, noch einer, noch einer, irgendwann zappelte der Ball im Netz (68.). Vier Minuten später erhöhte Marco Gröschel auf 4:1. Kotterns zweiter Treffer machte es nicht mehr spannend, weil dann auch bei den Gästen in Julian Feneberg ein Spieler mit Gelb-Rot vom Platz musste (82.). "Wir stecken immer noch im Abstiegskampf, wir brauchen jetzt nicht abzuheben", resümierte Stier. Dabei will er eigentlich genau das: so schnell wie möglich nach oben in der Tabelle.

© SZ vom 19.09.2016 / cal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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