Fußball-Bayernliga:Die Kegel sind gefallen

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„Das zweite Tor hat uns umgebracht“: Hier kommt Ismanings Taiki Fujita (li.) gegen Daniel Leugner nicht an den Ball. Bei dessen Treffer zum 2:0 für Pullach hatte der Japaner allerdings noch auf der Bank gesessen. (Foto: Claus Schunk)

Erstmals gewinnt Frank Schmöller mit dem SV Pullach an seiner alten Wirkungsstätte beim FC Ismaning. Der Gastgeber bleibt dagegen auch im fünften Spiel sieglos.

Von Stefan Galler, Ismaning

Am Ende gab es dann doch noch Ärger. Dabei war das Bayernliga-Derby zwischen dem FC Ismaning und dem SV Pullach auf dem Platz weitestgehend friedlich geblieben, die Akteure behielten trotz tropischer Temperaturen kühlen Kopf. Als die 1:2 (0:0)-Heimniederlage der Ismaninger feststand, trotteten die Verlierer mit gesenkten Köpfen in die Kabine, während die Gäste aus Pullach zwar den Augenblick genossen, aber den Gegner keineswegs demütigten. Dennoch ging die Kabinentür der Isartaler zu Bruch, was umgehend zu Aufruhr führte. "Ich schicke Euch die Rechnung", herrschte Ismanings Vorstandsmitglied Frank Stenner den Pullacher Trainer Frank Schmöller an. Der andere Frank blaffte umgehend zurück: "Das geht auch in einem anderen Ton."

Dazu muss man wissen, dass Schmöller dreieinhalb Jahre lang Trainer des FC Ismaning war. Er hatte den Klub 2012 aus der Bayernliga in die neu geschaffene Regionalliga Bayern geführt und war dann mit der damals neuen Sportlichen Leitung, Roman Grill und Manfred Rauscher, aneinandergeraten und schließlich entlassen worden. Kaum verwunderlich, dass er vor der Partie vom Mittwochabend betont hatte, dass Spiele gegen seinen ehemaligen Verein für ihn immer etwas ganz Besonderes seien: "Ich will kein Spiel verlieren, aber ich bin ganz ehrlich: Gegen Ismaning würde es noch mehr wehtun", hatte Schmöller nach der 0:3-Heimpleite gegen Kottern am vergangenen Wochenende gesagt. Nach dem 2:1-Sieg vom Mittwoch stellte er fest: "Wir haben erstmals unter meiner Leitung hier gewonnen. Mit den drei Punkten bin ich zufrieden. Aber da ist noch deutlich Luft nach oben."

Gerade vor der Pause hatten beide Mannschaften verhalten, fehlerhaft und beinahe ein bisschen verkrampft agiert. Im Falle der Ismaninger nachvollziehbar, schließlich hatten sie von den vorhergehenden vier Saisonpartien keine einzige gewonnen, obwohl der Kader allgemein für einen der besten der Liga gehalten wird. Nach einer zähen Auftaktphase hatten die Pullacher gegen Ende des ersten Durchgangs zwei richtig gute Gelegenheiten: Eine Freistoßflanke von Christoph Dinkelbach köpfelte Alexander Jobst mit dem Rücken zum Tor knapp neben den Pfosten (38.); einen Versuch von Daniel Leugner schnappte sich FCI-Torwart Sebastian Fritz ohne große Mühe (41.). Ismaning wurde vor der Pause lediglich durch Endurance Ighabon zweimal gefährlich (1., 36.), so richtig brenzlig wurde es für das Pullacher Tor jedoch nicht.

Die spielentscheidende Phase folgte gleich nach Wiederanpfiff: Zunächst setzte sich Pullachs Max Zander auf dem linken Flügel mit Körpereinsatz gegen Tobias Killer durch, seine Flanke landete genau auf dem Kopf des völlig freistehenden Lukas Dotzler - 0:1 (47.). Für Ismanings Trainer Rainer Elfinger ein zumindest fragwürdiger Treffer: "Vor der Flanke kann er Foul pfeifen, das passt zu unserer Situation: Beim 1:1 am Freitag in Unterföhring bekommen wir einen möglichen Elfer nicht, hier wird diese Szene nicht abgepfiffen." Sein Gegenüber konnte das Lamento des FCI-Coaches nicht nachvollziehen: "Wenn Killer da umfällt wie ein Kegel, kann ich auch nix dafür", kommentierte Schmöller.

Der Treffer schockte die Ismaninger sichtlich - und Pullach legte sofort nach: Dotzler bediente Leugner, der eine riesige Lücke in der Ismaninger Abwehr nutzte und an Fritz vorbei zum 0:2 abschloss (49.). "Unglaublich, dass wir da die Mitte so offen gelassen haben. Das zweite Tor hat uns umgebracht", sagte Elfinger und warf seinem Team vor, das Spiel innerhalb kürzester Zeit "verkackt" zu haben. Zwar kam sein Team schon sechs Minuten später zurück, Robin Volland verwertete eine Vorarbeit von Anton Siedlitzki im zweiten Versuch (55.). Doch anschließend tat sich Elfingers Team schwer, sich in aussichtsreiche Positionen zu kombinieren.

"Wir haben zu wenige Abschlüsse, machen unsere Tore nicht", haderte Elfinger. Selbst als nach einer Freistoßflanke Markus Neuber und Clemens Kubina blank im Pullacher Strafraum an den Ball kamen, brachte es keiner von beiden fertig, den Ausgleich zu erzielen. "Wie der nicht reingehen konnte, habe ich nicht kapiert", sagte Elfinger. Der 51 Jahre alte Trainer geht davon aus, weiter in Ruhe arbeiten zu können: "Im Verein ziehen bis auf ganz wenige Ausnahmen alle an einem Strang. Und die Mannschaft hat mir gegenüber ein klares Bekenntnis abgegeben." Man müsse am Samstag in Kottern "unbedingt liefern".

Keinerlei Druck verspürt dagegen Pullachs Übungsleiter Schmöller. Vielmehr ist er derjenige, der seinen Spielern Druck macht, wenn er das Gefühl hat, sie lassen nach. Auch nach dem Sieg in Ismaning fand der 51-Jährige Ansätze zur Kritik: "Das Verhalten nach dem 2:0 hat mich gestört, da müssen wir souveräner auftreten. Ismaning hat einiges angeboten, wir hätten die Räume nutzen und - auch wenn das jetzt martialisch klingt - den Gegner totmachen müssen." Nach dem "Eiertor" (Schmöller) des FCI habe man zwar nicht mehr viel anbrennen lassen, aber eben doch hellwach sein müssen. "Es war total unnötig, dass wir am Ende bei diesen Temperaturen noch so viel Kraft vergeuden mussten", fand Schmöller, der seine Startelf nach der Schmach gegen Kottern auf zwei Positionen verändert hatte: "Die Jungs haben eine Reaktion gezeigt, das war mir wichtig." Am Samstag gegen Dachau gelte es, diesen Trend zu bestätigen.

© SZ vom 03.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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