Fußball-Bayernliga:Der sechste Streich

Lesezeit: 2 min

Leitfigur: Kapitän Thomas Berger (Zweiter von rechts) glich in der 79. Minuten zum 2:2 für den FC Pipinsried aus. Dann kam Philip Grahammer. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Pipinsried baut seine Serie aus, tut sich beim 3:2 gegen Regensburg aber lange schwer

Von Matthias Schmid, Pipinsried

Der Rasen des FC Pipinsried wäre auch ganz nach dem Geschmack von Franck Ribéry gewesen. Der Bayern-Profi hatte das Grün in der Fröttmaninger Arena gerügt nach dem 3:1-Sieg gegen den FC Ingolstadt am Samstag. "Einen komischen Platz" nannte der Franzose den Untergrund und wunderte sich über dessen desolaten Zustand. Das hybride Geläuf aus Kunststoff und echtem Gras war in der Tat holprig, braun und schwer bespielbar. Ribéry hätte am Sonntag, an seinem freien Tag, mal einen Ausflug ins Dachauer Hinterland unternehmen sollen, er hätte die Fahrt nicht bereut. Der Platz des Bayernligisten gleicht auch nach tagelangem Dauerregen einem Teppich, er ist eben und ohne ramponierte Stellen - der Ball fühlt sich wohl hier. Der Chef persönlich kümmert sich um das Kunstwerk, Vereinsgründer und Präsident Konrad Höß steigt regelmäßig selbst auf den Mäher.

Am Untergrund lag es also nicht, dass sich die normalerweise spielstarken Pipinsrieder am Sonntagnachmittag gegen den Tabellenletzten SSV Jahn Regensburg II so schwer taten. Erst in einer hinreißend turbulenten Schlussphase drehten sie die Partie zu ihren Gunsten und gewannen 3:2 (0:1). Mit dem sechsten Sieg in Serie kletterten sie in der Tabelle auf den zweiten Platz hinter den SV Pullach. "Zu Beginn der Saison hätten wir das Spiel noch verloren", bekannte Pipinsrieds Spielertrainer Fabian Hürzeler hinterher, "aber man hat heute schön gesehen, dass wir als Mannschaft immer besser zusammenwachsen."

Mit der ersten Hälfte wollte er sich dagegen nicht lange aufhalten. "Die hat mir überhaupt nicht gefallen", gab Hürzeler zu. Schon nach fünf Minuten hätten die Gäste aus der Oberpfalz in Führung gehen können. Markus Ziereis, normalerweise Regensburger Drittliga-Stürmer, zog im Strafraum direkt ab, doch Pipinsrieds Torhüter Thomas Reichlmayr hielt den Ball mit einer prächtigen Flugeinlage. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn der Torwart der auffälligste Spieler einer Mannschaft ist. Reichlmayr aber war genau das in den ersten 45 Minuten. In der 29. Minute klärte er im letzten Moment gegen Andreas Jünger, nachdem seine Mitspieler ein kollektiver Sekundenschlaf ereilt hatte. Sieben Minuten später musste sich dann aber auch Reichlmayr geschlagen geben. Eine Regensburger Ecke führte zu größeren Turbulenzen im Pipinsrieder Strafraum, nach einigen Querschlägern landete der Ball schließlich auf dem Kopf von Nico Schneck, der keine Mühe hatte, ihn zum 1:0 über die Linie zu köpfeln.

Pipinsried hatte bis dato keine nennenswerten Torchancen. In der Pause hielt sich Hürzeler nur zwei, drei Minuten in der Kabine auf, erzählte er. "Ich bin dann laut geworden und habe versucht, die Mannschaft aufzurütteln." Es muss eine denkwürdige Ansprache gewesen sein, denn nach Wiederanpfiff spielte nur noch der FC. Das 1:1 (51.) durch den eingewechselten Ruben Popa war die Folge.

Plötzlich kombinierte sich die Heim-Elf schnell durchs Mittelfeld, und, noch viel wichtiger: Sie erspielte sich Torchancen. Die beste vergab Ünal Tosun, als er aus elf Metern den Regensburger Torhüter Alexander Weidinger anschoss (59.). Pipinsried machte weiter das Spiel, doch Regensburg völlig überraschend das Tor durch einen abgefälschten Schuss von Markus Ziereis aus 35 Metern (67.).

Hinterm Tor tobte Konrad Höß und forderte von seiner Mannschaft lange Bälle. Die hörte aber nicht auf ihren Chef und spielte kultiviert weiter. Mit Erfolg: Kapitän Thomas Berger glich zum 2:2 aus (79). Mit dem Unentschieden gaben sich die Pipinsrieder aber nicht zufrieden. Nach einem Fehlpass von Hürzeler rettete Reichlmayr im Stil eines Handballtorhüters gegen Kaan Aygün. Dann war es der eingewechselte Philip Grahammer, der den Ball in der 89. Minute zum umjubelten 3:2 über die Linie stocherte.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: