Fußball-Bayernliga:Der Rasen hält

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Einmal in 90 Minuten ist Pipinsrieds Atdhedon Lushi (li.) vom BCF (Lars Nummer) nicht zu halten - das genügt den Gastgebern zum Heimsieg. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Wolfratshausen geht nicht wie ein Tabellenletzter zu Werke, sondern spielt munter mit in Pipinsried. Nur belohnt sich das Team dafür wieder nicht - während sich die Gastgeber mit dem 2:1 auf den zweiten Tabellenplatz schieben

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Das Stadion war schon wieder leer, Konrad Höß sammelte die Eckfahnen ein und betrachtete den Rasen. "Der wächst tatsächlich noch einmal bei dem Wetter, diese Woche hab' ich gemäht", sagte der Präsident des FC Pipinsried, der bekanntlich auch Platzwart des Vereins ist. Der Rasen war auch nach dem 2:1 (2:1)-Erfolg am Sonntagnachmittag gegen den BCF Wolfratshausen in ausgezeichnetem Zustand, viele andere Klubs würden ihn selbst im Frühjahr um so einen Platz beneiden. Um den Tabellenplatz natürlich auch. Denn die Pipinsrieder sind nach diesem Wochenende, an dem mehrere Spitzenteams Punkte verloren, alleiniger Tabellenzweiter der Bayernliga Süd. Und weil Spitzenreiter Pullach bekanntlich nicht aufsteigen kann . . . - aber damit will man sich in Pipinsried erst befassen, wenn der Schnee über dem Rasen wieder getaut ist.

Man wird beim FC auch nicht müde zu betonen, dass es noch schwer genug wird, diesen zweiten Platz zu halten, und das Spiel gegen den Tabellenletzten galt als Beleg dafür. "Es war ein hart, hart erkämpfter Sieg, gegen einen starken Gegner", sagte der Präsident nach dem Spiel über die Stadionlautsprecher. Sein Spielertrainer stimmte ihm gleich in mehreren Belangen zu. Fabian Hürzeler war erst am vergangenen Wochenende beim FC Ismaning (1:1) mit dem Krankenwagen aus dem Stadion gefahren worden, ein roter Fleck unter seinem rechten Auge zeugte noch von der Jochbeinprellung - sein Kapitän Thomas Berger fällt wegen eines schweren Schädel-Hirn-Traumas wohl für drei Wochen aus.

Auch diesmal hatte der Spielmacher viele Fouls über sich ergehen lassen müssen. Oft kämen die Angreifer von hinten, sagte Hürzeler, er zuckte kurz mit den Schultern. "Wenn das nicht gepfiffen wird, muss man das halt akzeptieren", sagte er trocken. Darüber hinaus hatte seine Mannschaft zwar bisweilen gefällig kombiniert und phasenweise überlegen agiert, aber auch spielerisch so ihre Probleme gehabt. "Es hat ein bisschen gedauert, bis wir reingekommen sind", so Hürzeler. Der BCF spielte nämlich keineswegs wie ein Tabellenletzter, sondern über den engagierten Jona Lehr oft mutig nach vorne und stand defensiv durchaus organisiert. Umso mehr regte sich Marco Stier hernach über die Gegentore von Markus Achatz per Kopf (13.) und Atdhedon Lushi nach einem Konter (44.) auf: "Das ist lächerlich. Beim ersten Tor wackeln wir am kurzen Pfosten ein bisschen mit dem Arsch, beim zweiten laufen wir nur hinterher. Das ist wie in der C-Klasse", schimpfte er. Und machte klar, dass er vor allem deshalb so wütend war, weil man eigentlich eine gute Spielanlage zeige. "Aber wir müssen ständig den Toren hinterher laufen, wir belohnen uns nicht." Während sich Stier echauffierte, öffnete er mehrmals den Reißverschluss seiner schwarzen Heftmappe, als ob er seine taktischen Vorgaben herausholen wollte, dann schloss er sie jedes Mal wieder.

Auch wenn die Farcheter nicht chancenlos waren, so kam das zwischenzeitliche 1:1 nach einem Volleyschuss von Emin Kaya (39.) zu diesem Zeitpunkt ein wenig überraschend. In den Minuten davor hatte BCF-Keeper Kevin Pradl mehrmals eingreifen müssen. Vor allem lenkte er einen Nachschuss von Junis Ibrahim aus kurzer Distanz an die Latte (27.). In der zweiten Halbzeit verpasste es Pipinsried, die Führung auszubauen, und geriet bei Standardsituationen mehrmals ins Schwimmen. "Wir müssen einfach unsere Chancen besser ausspielen", dann werde es vielleicht einmal nicht so spannend in der Schlussphase, so Hürzeler. Trotzdem hatte die Elf im Abstiegskampf gegen die Elf im Vielleicht-Aufstiegskampf verloren. Den Unterschied sah Stier darin, dass es seiner Mannschaft nicht gelingt, 90 Minuten lang konzentriert zu sein. "Das ist kein Abstiegskampf", sagte er dann noch frustriert. Eigentlich meinte er das Zweikampfverhalten seiner Abwehr bei den Gegentoren. Doch es hatte wirklich nicht nach Abstiegskampf ausgesehen, auch wenn Hürzeler etwas oft zu Boden gegangen war. Jedenfalls hatte Pipinsrieds Präsident Höß hernach nicht allzu viele Löcher auszubessern.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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