Fußball-Bayernliga:Der Primus tanzt Pogo

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Ruck statt Rot: Michael Kain grätscht Landsbergs Muriz Salemovic (v.re.) um und sieht dafür nur Gelb. Für Unterföhring das Zeichen zum Angriff. (Foto: Johannes Simon)

Unterföhring übernimmt nach 2:1 im Spitzenspiel gegen Landsberg die Tabellenführung

Von Matthias Schmid, Unterföhring

Als es Andreas Faber nach Spielende zu wild wurde, ging er ein paar Meter zu Seite. Er zog sich dorthin zurück, wo es sehr viel gesitteter zuging. Der Kapitän des FC Unterföhring entledigte sich in aller Ruhe seiner Stutzen und nahm seine Schienbeinschoner in die Hände, während seine Mitspieler im Kreis neben ihm den Pogo vollführten. Für das bisweilen brutale In-sich-hinein-Hüpfen fühlt sich der 27-Jährige mittlerweile zu alt. Faber genoss am Freitagabend lieber still den Moment. Mit seinem Tor in der Nachspielzeit zum 2:1 (0:1) gegen Spitzenreiter TSV Landsberg hatte der Stürmer dem Bayernligisten die Tabellenführung beschert. "Mein Tor fiel ein wenig glücklich, aber wir haben nach dem 0:1 wirklich sensationell gespielt", fand Faber hinterher.

In der Tat war es erstaunlich, welche Widrigkeiten seine Mannschaft weggesteckt hatte. Kurz vor der Partie hatten Michael Eder, Alexander Hollering (beide krank) und Uwe Schlottner (Knieprobleme) Trainer Andreas Pummer absagen müssen. Alle drei hatte der 33-Jährige für die Startelf vorgesehen. "Fast erschreckend" sei das, sagte Pummer, wie die Mannschaft mit solchen Ausfällen umgehe. Er meinte das als Kompliment. "Wir haben so eine Qualität in der Breite des Kaders wie nur wenige Mannschaften in der Liga", sagt Pummer. Fürwahr: Denn in Daniel Jungwirth (Rot-Sperre) und Yasin Yilmaz (verletzt) fehlten ihm zwei weitere wichtige Spieler.

In der Anfangsphase brauchten die Unterföhringer deshalb auch eine Weile, um sich dem gegnerischen Tor zu nähern. Der erste Torschuss von Atilla Arkadas ging über den Fangzaun (14.). Die beste Chance vergab neun Minuten später Pascal Putta, als er den Ball freistehend über das Tor drosch. Und Landsberg? Der Tabellenführer spielte abgeklärt, ruhig und mit fast schon penetranter Effizienz.

Mit ihrer ersten Chance gingen die Gäste in Führung. Nach einem langen Pass auf Muriz Salemovic narrte der Stürmer mit einer Körpertäuschung Korbinian Gillich und überwand Torhüter Kiril Akalski (25.) mit einem Schuss durch die Beine. Der Europa-League-erprobte Bulgare verhinderte vor der Pause allerdings mit einer Faustabwehr das 0:2 durch Andreas Fülla.

Die zweite Hälfte begann mit einer heftig umstrittenen Szene. Unterföhrings Verteidiger Michael Kain grätschte Salemovic an der Mittellinie derart rücksichtslos in die Beine, dass dieser ausgewechselt werden musste. Schiedsrichter Danijel Djordjevic zeigte Kain zum Entsetzen der Gäste aber nicht die rote, sondern nur die gelbe Karte. "Über einen Platzverweis hätten wir uns nicht beschweren können", gab Faber zu. Doch es schien fast so, als hätten die Unterföhringer diese Szene gebraucht, denn nun ging ein Ruck durch die Mannschaft. Sie kombinierte nun schneller und warf sich so leidenschaftlich in jeden Zweikampf, als wäre es der letzte der Saison. Doch bis sie sich für ihren Einsatz belohnte, sollte noch einige Zeit vergehen.

Zunächst schoss Martin Büchel Torwart Tobias Heiland freistehend aus elf Metern an (58.), ehe im Gegenzug Sebastian Nuscheler das 0:2 vergab. Rechtsverteidiger Patrick Irmler war es dann, der zum 1:1 einschob, nachdem er seinen Gegenspieler wie einen Dreijährigen hatte stehen lassen. Die jugendlichen Fans auf der Tribüne wollten mehr. Sie riefen: "Unterföhring vor, noch ein Tor!" Und wurden erhört. Nachdem Dominik Hoffmann und Arkadas in der Nachspielzeit zunächst nur Abwehrbeine getroffen hatten, drückte Faber den Ball über die Linie. "Wir wollten den Sieg mehr als Landsberg", schlussfolgerte der Torschütze hinterher. Wie schon in Bogen hatte seine Mannschaft einen Rückstand in einen Sieg verwandelt und damit ihre Serie auf acht Spiele ohne Niederlage ausgebaut. "Ich bin stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein", sagte Pummer, als er sah, wie seine Spieler im Kreis hüpften und voller Inbrunst sagen: "Spitzenreiter, Spitzenreiter - hey, hey." Andreas Faber sang noch mit, ehe er sich vor dem Pogo-Geschubse verdrückte.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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