Fußball-Bayernliga:Brummschädel

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Das chancenarme, intensive Derby zwischen Ismaning und Pipinsried endet 1:1 - und für die Pipinsrieder Hürzeler und Berger im Krankenhaus

Von Christoph Leischwitz, Ismaning

Der Krankenwagen mit den beiden Verletzten stand noch neben dem Spielfeld, als die nächste Szene die Gemüter erhitzte. Pipinsrieds Ünal Tosun hatte im Derby beim FC Ismaning gerade Tobias Killer gefoult. Dann standen die beiden Kopf an Kopf aneinander, Killer stieß nach vorne, dann wurde er mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen (82.). All das geschah wenige Meter von der Haupttribüne entfernt, wo sich Ismaninger und Pipinsrieder Zuschauer hitzige und lautstarke Wortgefechte lieferten. Die schwere Verletzung des Pipinsrieder Spielertrainers Fabian Hürzeler (70.), wegen der er minutenlang das Bewusstsein verloren hatte, war einer Beruhigung des Geschehens natürlich auch nicht dienlich. Trotzdem waren sich die Verantwortlichen hernach einig, dass eine gewisse Aggressivität schon in Ordnung sei. "Ich will ja, dass meine Spieler giftig sind", sagte Ismanings Trainer Xhevat Muriqi nach dem Spiel. "Ich mache niemandem einen Vorwurf", sagte Hürzeler einen Tag später unter starken Kopfschmerzen. Die Partie war auch nicht übermäßig unfair gewesen, beide hatten allerdings ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit agiert. Dass die Partie, wie Hürzeler später erfuhr, nach 1:0-Führung für Pipinsried noch 1:1 endete, habe ihn "fast noch mehr aufgeregt" als seine Verletzung. Wie es zu dieser gekommen war, daran konnte sich der 23-Jährige nicht mehr erinnern. "Ich weiß nur noch, dass ich gegrätscht bin", sagte er. Dabei hatte ihn das Knie von Manuel Ring unterhalb des Auges getroffen. Hürzeler ging k.o., konnte später aber gestützt selbst vom Platz gehen. Im Krankenhaus wurden eine Gehirnerschütterung und eine Jochbeinprellung festgestellt, die Schwellung verhinderte eine endgültige Diagnose.

Abgesehen davon, dass die Bayernliga sehr ausgeglichen ist und ein Punktverlust ein Abrutschen um mehrere Plätze bedeuten kann, hatten sich beide Mannschaften ohnehin viel vorgenommen. Ismaning war vor der Partie seit acht Spielen ungeschlagen und konnte sich trotzdem noch nicht entscheidend von den Abstiegsrängen entfernen. Pipinsried wollte nach sieben ungeschlagenen Spielen unbedingt den zweiten Platz verteidigen, "das habe ich der Mannschaft vorher eingetrichtert", sagte Hürzeler. Heraus kam ein Spiel, in dem sich beide Teams auf ihre Stärken konzentrierten: Ismaning stand defensiv gut, Pipinsried suchte die Lücken. In der ersten Halbzeit hatten lediglich die Gäste durch Tosun zwei gute Möglichkeiten, auch wenn Ismanings Coach Muriqi meinte, man habe den Gegner "gut vom eigenen Tor weggehalten". Auch vor dem Seitenwechsel (34.) hatte es eine Verletzungspause gegeben: Darko Dankic und Pipinsrieds Kapitän Thomas Berger waren mit den Köpfen zusammen gestoßen. Später fuhr Berger bei Hürzeler im Krankenwagen mit, um sich ebenfalls untersuchen zu lassen - auch er erlitt eine Gehirnerschütterung.

Nach der Pause kassierte Ismaning, die drittbeste Abwehr der Liga, ein ungewöhnliches Tor: "Der Darko hat den Ball eigentlich schon, dann verliert er ihn wieder", sagte Muriqi über den mit Turban spielenden Dankic. Doch eigentlich bettelte die gesamte Abwehr um das Gegentor, bis Atdhedon Lushi aus kurzer Distanz einschob (59.). Danach verletzte sich Hürzeler; auch deshalb verlor sein Team ein wenig die defensive Stabilität, Ismaning kam zu Chancen. Und traf kurz vor der zehnminütigen Nachspielzeit zum Ausgleich: Luan da Costa Barros verlängerte eine scharfe Flanke mit dem Kopf ins ferne Eck. Muriqi fand die Punkteteilung gerecht, Hürzeler hingegen "unglücklich und völlig unverdient" - auch wenn er einen Großteil des Spiels nicht gesehen hatte. Er selbst geht im Übrigen davon aus, dass er nicht lange fehlen wird: "Wer mich kennt, weiß: Ich kann nicht lange im Bett bleiben. Da spiele ich lieber mit Schmerztabletten", erklärt Hürzeler. Es gehe erst einmal wirklich nur darum, den zweiten Platz zu festigen. Ob man gegebenenfalls aufsteigen wolle, sagte Hürzeler, darüber werde man erstmals im Winter sprechen.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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