Fußball-Bayernliga:Bleiern in der Blaulicht-Phase

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Lichtblick in der Offensive: Orhan Akkurt trifft in der 21. Minute - wie so oft - für Heimstetten. Danach gibt sein Team die Führung aus der Hand (Foto: Claus Schunk)

Heimstetten verschießt beim 1:2 gegen Bogen erneut Elfmeter

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Eine Trefferquote von 50 Prozent ist im Fußball eigentlich sehr gut, jeder zweite Schuss aufs Tor wäre demnach ein Treffer. Heiko Baumgärtner kann damit allerdings überhaupt nicht zufrieden sein, denn seine Mannschaft hat in der aktuellen Bayernliga-Saison eine Trefferquote von 50 Prozent - bei Elfmetern. Am vergangenen Freitag bekam der SV Heimstetten schon den vierten Strafstoß im vierten Spiel zugesprochen. Nachdem eine Woche zuvor Lukas Riglewski in Landsberg verschossen hatte, begann im Heimspiel gegen den TSV Bogen in der 74. Spielminute erst einmal eine Diskussion darüber, wer diesmal ran darf. Sebastiano Nappo setzte sich letztlich durch. Doch dann folgte ein dermaßen schwacher Schuss, dass Bogens Torwart Maximilian Putz den Ball sogar festhalten konnte. Es war die späte Chance zum Ausgleich, so aber verlor Heimstetten 1:2 (1:2) und findet sich nun, als Spitzenmannschaft gehandelt, am Tabellenende. Und weil Nappo den Elfmeter zuvor selbst herausgeholt hatte, stand sein Spiel gegen Bogen sinnbildlich für die aktuelle Leistung der Mannschaft: "Was wir uns mit den Händen aufbauen, reißen wir mit dem Arsch wieder ein", findet Baumgärtner.

Heimstetten war mit der ersten Chance der Partie in Führung gegangen, nach einem langen Sprint von Maximilian Hintermaier hatte Orhan Akkurt getroffen (21.). Davor und danach konzentrierte sich die Mannschaft aber vor allem auf das Toreverhindern, Baumgärtners Plan sah mehr Defensive und wenig Risiko vor, zumal in Orhan Akkurt vorne ein Stürmer lauert, der aus dem Spiel heraus schon mal eine 50-prozentige Trefferquote erreicht. Doch die Abwehr gab die Partie noch in der ersten Halbzeit leichtfertig wieder aus der Hand. In der 28. Minute verletzte sich Bogens Patrick Fuchs, offensichtlich hatte er sich in einem Zweikampf einen Unterarmbruch zugezogen. Weil er im Anschluss Kreislaufprobleme bekam, dauerte die Behandlung neun Minuten, ein Krankenwagen musste kommen. In jenem Moment, in dem Fuchs mit Blaulicht aus dem Stadion gefahren wurde, hatte Bogen das Spiel gedreht. Zunächst glich Tobias Richter, im Strafraum völlig freistehend, zum 1:1 aus (41.). Zum 1:2 in der langen Nachspielzeit sagte Baumgärtner: "Das war ein schöner Pass. Leider von uns." Den Fehler im Aufbauspiel bestrafte Stefan Meyer (45.+5), der genesene Torwart Marijan Krasnic hatte bei dem Schuss aus kurzer Distanz noch das Bein am Ball.

Während der langen Verletzungspause hatten die Heimstettener ihre Aggressivität verloren, die zuvor das eigene Spiel stabil gehalten hatte. Vieles wirkte nun ideenlos, gelegentliche Geistesblitze im Spiel nach vorne brachten nichts ein. Doch Baumgärtners Problem liegt eben nicht primär in der Offensive, im Gegenteil: "Die Mannschaft denkt zu offensiv", findet er. Man konnte und wollte ja auch gar nicht Nein sagen, als der Angreifer Nappo vor drei Wochen überraschend vom Regionalligisten VfR Garching zurückkehrte. Ebenso wenig bei Hugo Lopes, der seit vergangenem Mittwoch wieder das Hoaschdenger Trikot trägt. Sein bis dahin letztes Spiel für den SVH hatte er vor fast genau drei Jahren absolviert, bei einem 0:6 gegen den FC Bayern II. "Der Trainer hat nicht so auf mich gezählt", sagt Lopes über sein kurzes Intermezzo bei Liga-Konkurrent FC Pipinsried, wo der junge Spielertrainer Fabian Hürzeler das Sagen hat. Als der FC vor zwei Wochen 0:5 gegen Heimstetten verlor, saß Lopes nicht einmal mehr auf der Bank. Am Freitagmittag traf die Freigabe vom Verband ein, gegen Bogen wurde Lopes nach einer Stunde eingewechselt.

Baumgärtner hat im offensiven Mittelfeld und im Angriff viele Optionen. Diese fehlen dafür aber in der Defensive, und der Trainer muss das Spiel daran anpassen. Das Team soll auch deshalb tief stehen, weil er damit verhindern will, dass einige nicht ganz so schnelle Abwehrspieler permanent übersprintet werden. Dass der Routinier Dominik Schmitt und der flinke Memis Ünver verletzt sind, verschlechtert die Lage weiter. "Letzte Saison hatten wir den besten Start seit zehn Jahren, jetzt den schlechtesten seit langer Zeit." Baumgärtner klingt besorgt. Und es warten schwere Gegner, am Mittwoch zum Beispiel der FC Unterföhring. Deren Trainer Andreas Pummer hatte am Freitag zugesehen. Er wird seinem Team von Heimstettener Schwachstellen berichten. Nicht nur bei Elfmetern.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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