Fußball-Bayernliga:Blau-Grau

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„So eine Mannschaft wie Dachau, die spielen halt dann in einer Unordnung des Gegners auch genau in den Raum rein“: Pullachs Spielertrainer Alexander Benede (4. v.re.) analysiert die Situation treffend. (Foto: Toni Heigl)

Nach dem Pokal-Hit gegen 1860 tut sich Dachau im Liga-Alltag zunächst schwer, zeigt sich dann aber effizient: Dolls Doppelpack beschert dem TSV ein 2:0 gegen Pullach.

Von Fabian Dilger, Dachau

Vom strahlenden Saisonhöhepunkt zurück in den Alltag, in den grauen, grauen Alltag: Unter der Woche gab es bei schönstem Spätsommerwetter die Beinahe-Sensation in Dachau, als der TSV 1865 den TSV 1860, den aus München, im Toto-Pokal ins Elfmeterschießen zwang. Bei Kälte, Herbststurzregen und grausigem Wetter ging es dann am Samstag gegen den SV Pullach in der Bayernliga weiter. Sonne ins Herz der Dachauer Zuschauer brachte aber das Ergebnis: 2:0 (1:0) gewann der TSV, der sich stabil und effizient zeigte.

Das Spiel gegen die Löwen zeitigte noch einige Nachwirkungen bei Dachau. "Ich hab' es schon auch während dem Aufwärmen gemerkt, dass wir nicht so die Spannung hatten", sagte Spielertrainer Fabian Lamotte nach dem Spiel. "Wir waren noch ein bisschen schlafmützig unterwegs", kritisierte Lamotte den Auftritt zu Beginn. Die erste halbe Stunde gehörte komplett den Pullachern, die passive Dachauer permanent beschäftigten und nicht zur Entfaltung kommen ließen. Pullach war wach, konzentriert und erfolgreich in den Zweikämpfen. Die beste Möglichkeit holten sich die Raben nach einem weiten Ball: Michael Hamberger, der in der ersten Halbzeit die Sturmspitze gab, legte per Kopf ab. Henri Koudossou konnte frei durchstarten, war dann beim Abschluss aber zu nahe an Dachaus Torwart Maximilian Mayer, der mit den Beinen den Ball sperrte (33.)

Dachau fing sich dann. Vor allem über die Außenbahnen konnten die Gastgeber vermehrt Aktionen anschieben, "wir haben da ein, zwei, die recht zügig unterwegs sind", sagte Lamotte: Die präzisen Bälle in die Tiefe nahmen die Außenbahnspieler schnell mit und zogen einige Male gefährlich in den Strafraum. Auch die Dachauer Führung wurde so eingeleitet.

"In der Mitte fehlt ein Abnehmer", sagt Alexander Benede - Pullachs Angriffe enden meist im Nichts

Nach einem Diagonalball auf den linken Flügel konnte Nikolaus Grotz mit dem ersten Kontakt Selcug Altug stehen lassen, den Ball im Strafraum auf Stürmer Christian Doll geben, der aus sieben, acht Metern Pullachs Torwart Marjan Krasnic trocken durch die Beine schoss (43.). Dachau habe die eigene Unordnung in der Defensive gnadenlos effizient ausgenutzt, sagte Pullachs Spielertrainer Alexander Benede nach dem Spiel: "So eine Mannschaft wie Dachau, die spielt halt dann in einer Unordnung des Gegners genau auch in den Raum rein."

Ähnliche Abläufe sah man in der zweiten Hälfte: Beim zweiten Dachauer Treffer setzte sich der eingewechselte Ryosuke Kikuchi auf links durch, Doll stand bei der Hereingabe genau im Raum zwischen Abwehrspieler und Torwart und drückte den Ball über die Linie (77.) - ein klassisches Mittelstürmer-Tor. "Dolli geht dahin und macht halt so ein Ding dann einfach", erklärte Benede den Laufweg des gegnerischen Stürmers. Dort, wo Doll auf Dachauer Seite stand, war bei Pullach oft verwaiste Zone, einer der Gründe, warum das Offensivspiel in der zweiten Halbzeit nicht wirklich funktionierte. Nach der Pause machten die Isartaler zwar Druck, versuchten viel und kämpften. Entstand einmal eine offene Situation, fehlte fast immer der Abnehmer für den letzten Pass im Strafraum. "In der Mitte fehlt einer, in der Mitte fehlen Laufwege", analysierte Benede. Die Dachauer dagegen setzten ihre Angriffe gezielt, machten gleichzeitig bei gruseligem Regen hinten die Schotten meistens dicht und Keeper Meyer putzte die wenigen Pullacher Torchancen gut aus, zum Beispiel, als er Leon Ritter bei einem Alleingang die Kugel vom Fuß nahm (48.).

"Es war kein glanzvolles Spiel von uns. Aber wir haben relativ wenig zugelassen und deswegen sind wir natürlich zufrieden", sagte Lamotte, der das Spiel in die Kategorie Arbeitssieg einordnete. Bei Pullach hat man unterdessen kurz vor Transferschluss noch einmal zwei neue Spieler verpflichtet. "Wir haben einfach reagieren müssen", sagte Benede, sechs bis acht Verletzte könne man sonst nicht kompensieren. Beide Zugänge standen gegen Dachau schon auf dem Platz. Der 19-jährige Abwehrspieler Marco Kammergruber kommt vom Regionalligisten Rain, laut Benede passt er genau ins Pullacher Anforderungsprofil: "jung, hungrig, wild, dynamisch und mit Potenzial." Ein bekannterer Name ist der 26-jährige Özgür Sütlü, ausgebildet beim FC Bayern, FC Augsburg und Galatasaray Istanbul. Sütlü machte in der letzten Saison einige Spiele in der Regionalliga für Pipinsried. In Pullach soll er mit seiner Erfahrung und Körperlichkeit das zentrale Mittelfeld stabilisieren, wo die beiden Spielführer Martin Bauer und Michael Hutterer mit langwierigen Verletzungen weggebrochen sind.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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