Fußball-Bayernliga:Befreit durch den Advent

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Dachau schlägt BCF im Bayernliga-Derby 3:2 und glaubt wieder an den Klassenerhalt

Von Nikolai Huland, Dachau

Konrad Kirschberger war besonders unruhig: Den Fußball-Abteilungsleiter des TSV Dachau 1865 hielt es nie lange an einem Ort, er war immer in Bewegung, lief hinter das rechte Tor, dann hinter das linke. Später tauchte er plötzlich hinter der Dachauer Ersatzbank auf, zuvor wurde er kurz auf der Tribüne gesichtet. Dort rief Kirschberger den Anhängern von Wolfratshausen zu: "Wir brauchen den Dreier mehr als ihr." Nach dem Spiel konnte er entspannt klatschen und endlich mal wieder etwas zu einem Sieg sagen: "Der Druck, den Wolfratshausen aufgebaut hat, hätte uns die Punkte nochmals entreißen können. Die Nervosität war schon extrem. Nicht nur bei mir - auch bei den Spielern."

Dennoch hat 1865 zu Hause gegen den BFC Wolfratshausen das letzte Spiel vor der Winterpause mit 3:2 Toren gewonnen. Wolfratshausen kann die Niederlage verkraften, mit 31 Punkten verbleibt der BCF im sicheren Tabellenmittelfeld. Aufsteiger Dachau dagegen hatte den Dreier dringend nötig: Der TSV konnte zuvor elf Spiele in Serie nicht gewinnen und war in der Tabelle bis auf einen direkten Abstiegsplatz geschlittert. Durch den Sieg überwintert Dachau mit jetzt 23 Punkten auf einem Abstiegs-Relegationsplatz. "Wir gehen erleichtert in die Adventszeit. Jetzt haben die Spieler noch mal die Bestätigung bekommen, dass sie nicht so schlecht sind, wie es die Tabelle zeigt", sagte Kirschberger.

In der ersten Halbzeit der Partie zeigte Dachau tatsächlich eine richtig gute Leistung. Der TSV erkämpfte sich viele Bälle, schaltete schnell um und spielte flott nach vorne. Wolfratshausen blieb aus dem Spiel heraus völlig harmlos und kam lediglich durch Freistöße oder Ecken gefährlich vor das Dachauer Tor. Wilson Onyemaeke (12., 35.) und Oliver Wargalla (25.) schossen nach zielstrebig gespielten Kontern ein 3:1 zur Pause heraus - für Wolfratshausen hatte nur Onur Misirlioglu in der 17. Minute per direktem Freistoß ein Tor erzielt.

Nach dem 3:1 rief Kirschberger - gerade bei der Tribüne stehend: "Jawohl, heute läuft es mal!" Nach der Pause lief es allerdings nicht mehr sonderlich gut, Wolfratshausen erhöhte den Druck, und Dachau spielte seine Konter nicht mehr konsequent zu Ende. In der 70. Minute erzielte Lech Kasperek nach einer Ecke das 2:3, es wurde spannend, doch zu mehr reichte es für die Gäste nicht mehr. 65-Spielertrainer Marcel Richter ordnete das entsprechend ein: "Hinten raus war ein Bruch drin. Da haben wir ein bisschen die Angst vor dem Gewinnen gehabt, weil die drei Punkte so wichtig waren." Gereicht hat es trotzdem, und deshalb war der TSV-Trainer mit dem Spiel seiner Mannschaft zufrieden, der Verbleib in der Liga jedenfalls sei machbar. Ein Grund für diese Hoffnung ist auch die Entwicklung von Sebastian Brey. Der 20-Jährige war vor der Saison vom BCF nach Dachau gewechselt und kommt immer besser in Schwung, nachdem er wegen einer Knieverletzung zum Anfang der Saison fehlte.

Tänzchen mit dem Torschützen: Oliver Wargalla (links) und Sebastian Brey freuen sich über den Treffer von Wilson Onyemaeke zum 1:0. (Foto: Toni Heigl)

Gegen Wolfratshausen bereitete Brey zwei Tore vor und lief im Mittelfeld immer wieder wichtige Bälle ab. "Wir hatten oft die Chancen, Spiele zu gewinnen. Jetzt haben wir es uns echt verdient, das ist befreiend", sagt Brey. Sein Trainer findet, dass die Mannschaft in den restlichen zwölf Saisonspielen, die im März beginnen, einfach so auftreten solle wie gegen Wolfratshausen: "Wir müssen aggressiv sein und als Mannschaft zusammenarbeiten. Dann kommt das Gefühl zurück, dass wir Fußball spielen können. In so einer Situation musst du Fußball erst mal arbeiten, bevor das Spielen kommt."

Dachaus Arbeitsgemeinschaft hatte ursprünglich ganz andere Ambitionen, als zur Winterpause noch Angst vor dem Abstieg haben zu müssen. Kirschberger hatte von einem Platz im oberen Drittel und "Favoriten ärgern" gesprochen. Nach 25 Spielen in der Bayernliga sagte er nun: "Die Verletzungsmisere war der Grund. Die Mannschaft steht stabil, wir haben bis auf einmal nur knapp verloren. Wir bringen auch gute Bälle nach vorne, aber da war mit nur einem Stürmer meist Schluss." Denn die in der Aufstiegssaison so wichtigen Offensivspieler Florian Wolf und Fabian Negele fielen lange aus, kommen aber eventuell nach der Winterpause zurück. Dennoch denkt Dachau auch über Neuverpflichtungen für die Abteilung Attacke nach. "Wir sind mit ein, zwei Spielern im Gespräch", sagt Trainer Richter.

Mit oder ohne Zugängen: Ende Januar steht eine straffe Vorbereitung für den TSV an. Fünfmal die Woche bittet Richter zum Training und einmal pro Woche zum Testspiel. "Wir wollen da unten raus. Jetzt wissen wir wieder, was wir können", sagt Kirschberger. Sebastian Brey ist auch davon überzeugt, dass sich der TSV 1865 Dachau noch retten kann: "Wir haben einen starken Kader. Wenn wir individuelle Fehler abstellen, so wie heute, dann kommen wir mit Sicherheit da unten raus. Vielleicht kommen wir auch noch an Wolfratshausen ran."

© SZ vom 01.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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