Fußball-Bayernliga:Aus dem Takt

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"Das war nicht so schön anzuschauen": Der TSV 1865 Dachau sucht gegen das Tabellen-Schlusslicht Nördlingen vergeblich nach kreativen Ideen und muss sich mit einem 0:0-Unentschieden begnügen.

Von Fabian Dilger, Dachau

Der "Zillertaler Hochzeitsmarsch" ist entgegen seines Namens regelmäßig im Bierzelt im Einsatz und auch eine beliebte Torhymne: Der FC Bayern München verwendete das Stück in früheren Zeiten und auch der TSV 1865 Dachau bejubelt seine Heimtreffer an der Jahnstraße mit Blasmusik. Am letzten Wiesn-Wochenende mussten die Zuschauer aber schon zur Theresienwiese fahren, um die Musik spielen zu hören: Gegen den TSV 1861 Nördlingen gab es keinen einzigen Treffer im Spiel, 0:0 trennten sich die Mannschaften.

"Nicht schön anzuschauen": Das finden auch Dachaus Robin Volland (li.) und Johannes Rothgang. (Foto: Niels P. Joergensen)

Genau eine Sekunde lang konnten die Dachauer Fans zumindest dem Anfang des Marsches lauschen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit spielte ihn der Stadionsprecher versehentlich an - einer der wenigen Momente mit Rhythmus und Tempo in einem zähen Spiel. "Das war nicht so schön anzuschauen", sagte Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte nach der Partie. Die Nördlinger waren als Tabellenletzter und mit 33 Gegentreffern angereist, allerdings war das eine verzerrte Momentaufnahme, wie Lamotte und sein Co-Trainer Alexander Weiser sagten. "Klar hätten wir gerne gewonnen, aber wir wussten auch, dass Nördlingen mit Sicherheit besser ist, als es der Tabellenplatz im Moment aussagt", fand Lamotte. "Dass das ein schwieriges Spiel wird, das wussten wir schon von vornherein. Wenn man die Tabelle anschaut, dann weiß man, dass die unbedingt punkten mussten und dass sie dann vermutlich auch über den Kampf kommen", sagte Weiser. In der Rückrunde der letzten Saison habe man auch in Nördlingen ein "chancenarmes Spiel" gesehen.

"Man muss erkennen, wo der Ball hinkommt. Da waren wir oft einen Schritt zu spät" sagt Weiser

Das Spielertrainer-Team Lamotte/Weiser bildete zwei Drittel der neuen Dreierkette, mit der Dachau den Nördlingern begegnete. "Wir wussten, dass sie mit zwei Stürmern kommen, da bietet sich eine Dreierkette eigentlich an, sowohl defensiv als auch offensiv", erklärte Lamotte. In der Spieleröffnung hatte Dachau dadurch tatsächlich fast immer viele Optionen nach vorne, die Gäste aus dem Ries attackierten allerdings auch nicht hoch. Die Dachauer konnten den Ball dadurch direkt ins Angriffsdrittel durchspielen. Dort verteidigte Nördlingen aber "konzentriert und defensiv gut", wie Lamotte anerkannte. 1865-Stürmer Robin Volland mit dem Rücken zum Tor, immer ein Gegenspieler eng am Körper; ein kleines Foul; ein verlorener zweiter Ball: die Dachauer Offensive kam nicht wirklich dahinter, wie sie die Nördlinger knacken sollte. Nur wenige Situationen, in denen man in den freien Raum auf den Außenbahnen gekommen sei, hatte Lamotte während des Spiels gesehen. Und beim Gehakel im dichten Zentrum waren die Dachauer oft zu langsam, sagte Alexander Weiser: "Man muss erkennen, wo kommt der Ball hin. Ein bisschen antizipieren und eben dann schon gut stehen, dass man auch griffig im Zweikampf ist. Da waren wir oft einen Schritt zu spät." Offensiv tat sich deswegen in der ersten Halbzeit nur wenig auf beiden Seiten. Ein Schuss von Dachaus Sechser Alexander Weiss strich über den Kasten (12.), auf Nördlinger Seite machte Rechtsaußen Daniel Holzmann einige Male Ausflüge nach vorne.

In der zweiten Hälfte gab es etwas mehr Geschwindigkeit, ein Jota mehr Offensive im Spiel, zumindest vereinzelt kreierten die beiden Teams jetzt Abschlüsse. Mit mehr Effizienz hätte Dachau einen Knockout setzen können. "Wenn du dann zwei gute Bretter hast, dann musst du halt eines reinmachen", sagte Weiser. Beide Chancen hatte Nickoy Ricter, zweimal wurde der Jamaikaner mit einer Flanke von links eingesetzt, zweimal kam er im Fünfer zum Kopfball, einmal stand Nördlingens Torwart Andre Behrens richtig (54.), einmal köpfelte Ricter am langen Pfosten vorbei (71.). Weiser selbst setzte einen direkten Freistoß auf die Latte (86.). Trotz der Schlaglichter in Hälfte zwei: "Offensiv war es zu wenig", sagte Lamotte. Defensiv ließ nur einmal Verteidiger Franz Hübl einen Ball beim Stoppen durchrutschen, Dachaus Torwart Maximilian Mayer war beim Schuss von Alexander Schröter aber mit den Fäusten zur Stelle (66.).

Im nächsten Spiel geht es für Dachau auswärts gegen einen Gegner, der sich mitten im Abstiegskampf befindet, und mehr Initiative zeigen wird: Der momentan auf Platz neun stehende TSV muss zur Reserve von Jahn Regensburg. "Ich hoffe es, dass ist eine Mannschaft, die offensiver spielt uns dann ein paar mehr Räume lässt", sagte Lamotte.

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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