Fußball-Bayernliga:Angesäuert

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Hier wird es eng für Lukas Riglewski (Zweiter von rechts) - bei seinem frühen Führungstreffer stand der Heimstettener deutlich unbedrängter. (Foto: Claus Schunk)

Der Tabellendritte Heimstetten empfängt den Vorletzten Pipinsried, doch ein Qualitätsunterschied ist beim 2:2 nicht festzustellen. Das Remis hilft beiden Teams nur bedingt dabei, ihre Saisonziele zu erreichen

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Man hätte Bernd Weiß und Heiko Baumgärtner auch in eine Zitrone beißen lassen können, einfach nur um zu testen, wer stärker das Gesicht verzieht. Der 2:2-Endstand in diesem Bayernligaspiel hatte auf beide in etwa den gleichen Effekt. Dass aber so eine Punkteteilung im Abstiegskampf doch noch mal ein bisschen saurer schmeckt als im Kampf um den Aufstieg, das konnte man dem Gesicht des Pipinsrieder Trainers ansehen: "Mit einem Punkt kommen wir nicht da unten raus. Wir brauchen unbedingt mal wieder einen Dreier", resümierte Weiß. "Wir sind immer noch voll dabei. Und das ist doch geil", sagte hingegen Heiko Baumgärtner, der Trainer des SV Heimstetten.

Für den objektiven Betrachter kam es dank des beidseitigen Punkte-Sachzwangs zu einer überaus unterhaltsamen Partie. Zu den Objektiven zählte sich vor dem Spiel übrigens auch Marco Bläser. "Ich bin neutral", sagte der ehemalige Heimstettener, der in der kommenden Saison für Pipinsried angreifen wird. Das ist freilich schwer zu glauben: Wenn der 34-Jährige kommende Saison in der Bayernliga antreten will, musste er auf einen Gästedreier hoffen.

Bis zum Schluss spielten beide Mannschaften auf Sieg, und beide hatten ihn mehrmals auf dem Fuß. So konnte Bernd Weiß hernach zumindest feststellen: "Man hat zwischen dem Tabellendritten und dem Vorletzten keinen Unterschied gesehen." Pipinsried hat selbst noch vor einem Jahr um den Aufstieg gespielt, und auch in den vergangenen Wochen hat der Klub immer mal wieder Achtungserfolge verzeichnet. So hatte er kürzlich gegen Spitzenteams wie Sonthofen und Rosenheim remis gespielt, der bislang einzige Sieg des Kalenderjahres gelang gegen den größten Aufstiegsaspiranten Garching. Das wiederum macht Weiß aber auch Sorgen: "Gegen die Mannschaften, die unten drin stehen, bekommt man nicht so viele Räume." Solche Gegner warten am Ende der Saison allerdings noch.

Zu Beginn der Partie hatte es schnell nach einem Erfolg für den Favoriten ausgesehen. Nach einer schönen Kombination über die linke Seite bediente Memis Ünver den frei stehenden Lukas Riglewski, der unbedrängt zur frühen Führung traf (7.). In der vergleichsweise noch ruhigen Anfangsphase gelang den Gästen aus Pipinsried dann aber der überraschende, umstrittene Ausgleich. Dass ein Foul von Sebastian Müller an Armin Lange im Strafraum der Heimstettener vorlag, war dabei gar nicht einmal der Streitpunkt gewesen. Doch der Pipinsrieder fiel erst ein, zwei Schritte nach dem Kontakt zu Boden, erst danach ließ sich der Schiedsrichter von seinem Assistenten davon überzeugen, auf Strafstoß zu entscheiden. "Ich dachte zuerst, der entscheidet auf gelbe Karte wegen Schwalbe", gab sich Heimstettens Coach Baumgärtner überrascht. Er ärgerte sich vor allem deshalb, weil seiner Meinung nach diese Aktion die Pipinsrieder erst ins Spiel gebracht habe. Serge Yohoua jedenfalls verwandelte den Elfmeter souverän (16.). Und erzielte acht Minuten später sogar die Führung für den FCP. Nach einem energischen Antritt und einem glücklichen Abpraller in den Lauf kamen zwei Gegenspieler nicht hinterher, Yohoua schloss seinen Sprint mit einem coolen Schuss ins ferne Eck ab (24.). Das Toreschießen schien allerdings munter weiter zu gehen, nach zwei Möglichkeiten für die Gastgeber schloss der starke Manuel Duhnke zum Ausgleich ab (35.), Orhan Akkurt hatte einen Flankenball gefühlvoll mit dem Kopf zu ihm verlängert.

Die zweite Halbzeit blieb dann vor allem deshalb torlos, weil beide Keeper sehenswerte Paraden zeigten. Heimstettens Alexander Heep etwa, zum zweiten Mal für den verletzten Marijan Krasnic zwischen den Pfosten, entschärfte in der 73. Minute nach einem Lattentreffer den Nachschuss von Thomas Berger. Noch mehr zu tun hatte Kevin Maschke, dessen Leistung Weiß später schlicht als "sensationell" einstufte. Als bei den Pipinsriedern die Kräfte allmählich nachließen - bekanntlich trainiert die Mannschaft nur zweimal pro Woche -, hielt er die Punkteteilung fest. Für alle neutralen Zuschauer sollte das so auch in Ordnung gewesen sein. Nur dürfte es davon bei diesem Spiel gar nicht so viele gegeben haben.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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