Fußball-Bayernliga:Andere Liga

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Auf die Lage kommt es an: Dachaus Christian Lippert und der Ball bereiten sich auf einen Eckstoß vor. (Foto: Jørgensen)

Dachau 65 träumt nach dem 5:1 gegen Hankofen vom Aufstieg

Von Christian Bernhard, Dachau

Konrad Kirschberger war am Sonntag wunschlos glücklich, wenn er auf "seinen" TSV 1865 Dachau angesprochen wurde. "Vom Allerfeinsten" sei das gewesen, was der TSV am Samstag gezeigt habe, "wirklich traumhaft", schwärmte der Dachauer Abteilungsleiter und setzte noch einen drauf: "Das war Regionalliga-Fußball". Keine Sorge, der TSV spielt immer noch in der Bayernliga Süd, doch Kirschberger war vom 5:1 seiner Mannschaft am elften Spieltag gegen die SpVgg Hankofen-Hailing derart euphorisiert, dass er bereits in höheren Kategorien dachte.

Da zu einem Spiel immer zwei gehören, fiel die Analyse des Gegners wenig überraschend diametral entgegengesetzt aus. Hankofens Trainer Vitus Nagorny bescheinigte seiner Mannschaft eine "unterirdische Leistung", sein Team sei vom Anpfiff weg "nie ins Spiel gekommen". "Erschreckend schwach" sei der Auftritt seiner Elf gewesen, so schwach, dass er mit den fünf Gegentoren sogar noch froh sein musste: "Wir können uns beim Gegner bedanken, dass es am Ende nur 5:1 stand", unterstrich er, schließlich sei auch eine höhere Niederlage "durchaus möglich" gewesen.

Christian Lippert hatte Dachau gegen die Niederbayern, die in der Woche zuvor Tabellenführer Landsberg 3:1 geschlagen hatten, bereits in der elften Spielminute mit 1:0 in Führung gebracht. Da 1865-Kapitän Alexander Weiser nach seiner Oberschenkelzerrung sein Comeback feierte, standen Dachaus Trainer Marcel Richter bis auf die Langzeitverletzten alle Spieler zur Verfügung. In die Halbzeit ging es allerdings nicht mit einer TSV-Führung, Hankofens Michael Gröschl hatte nach einer Standardsituation per Kopf zum 1:1 ausgeglichen (27.). Nach der Pause spielte aber Dachau groß auf. Innerhalb von 25 Minuten trafen die 65-er viermal, und setzten damit Richters Forderung ("Wir müssen nur noch vor dem gegnerischen Tor entschlossener werden, da fehlen uns noch 15 Prozent") eindrucksvoll um.

"Endlich haben wir uns vorne belohnt", meinte Kirschberger nach den Toren von Sebastian Brey (47.), Fabian Negele (54., 72.) und Wilson Onyemaeke (69.). Die mangelnde Chancenverwertung war das größte TSV-Problem in den vergangenen Wochen gewesen, dank der elf Tore in den letzten vier Spielen scheint er aber auch das mittlerweile in den Griff bekommen zu haben. Eine wichtige Rolle spielt dabei Negele, was er am Samstag einmal mehr eindrucksvoll demonstrierte: Er avancierte zum Mann des Spiels, denn neben seinen zwei Treffern bereitete er auch die ersten beiden Dachauer Tore vor und untermauerte damit, dass er mit seiner Schnelligkeit einer der gefährlichsten Offensivspieler der Liga ist.

Dachau ist nun mit elf Punkten aus den letzten fünf Spielen das Team der Stunde und hat sich sehr nahe an die vordersten Plätze herangepirscht. Nur noch drei Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellen-Zweiten Unterföhring, Absteiger Heimstetten, der nach sechs Spieltagen noch neun Zähler vor dem TSV gewesen war, ist nur noch einen Punkt entfernt. "Wir sind jetzt da, wo wir hinwollten: im vorderen Drittel", sagt Kirschberger. Bei so einer Serie darf man aber auch noch weiter nach oben schielen. Kirschberger ist davon überzeugt, dass sein Team "ganz vorne mit dabei" sein könne, wenn es verletzungsfrei bleibt. "Spielerisch kann uns kaum jemand das Wasser reichen", unterstreicht er. Bei der Ausgeglichenheit der Liga, gerade im vorderen Bereich, scheint selbst die Spitze nicht außer Reichweite zu sein.

Richter hatte kürzlich erklärt, der TSV könne "aufgrund der Auflagen" nicht aufsteigen. Kirschberger ist da nicht so drastisch. "Prinzipiell" sei die Regionalliga nicht undenkbar, erklärt er. "Wenn wir vorne dabei sein sollten, warum nicht?". Die Gegebenheiten, sprich Stadion, "könnten wir anpassen", erklärt er. Dennoch wäre noch allerhand zu erledigen, Kirschberger spricht im Zusammenhang mit der Regionalliga von einem "Kraftakt" und einem "finanziellen Abenteuer". Angenehmer ist es derzeit also, den sportlichen Höhenflug auszukosten.

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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