Fußball-Bayernliga:Alm-Auftrieb

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Verpasste Chance: Dachaus Christian Doll (li.). (Foto: Toni Heigl)

Abstiegskandidat Ismaning schlägt Aufstiegskandidat 1865 Dachau im Nachholspiel mit 1:0 und verbessert sich auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Die Dachauer trauern einer verpassten Chance nach.

Von Christoph Leischwitz, Dachau

Den Hugo, "den kennt auch jeder", war sich der Stadionsprecher sicher, und falls nicht, so lernten ihn die Spieler von 1865 Dachau am Dienstagabend noch einmal richtig kennen. "Druck, jaaaaaaa, Druck", rief Hugo da Silva Lopes in den ersten Spielminuten über das Feld, ein bisschen wirkte er wie ein Schäfer, der seine Herde vor sich trieb, immer tief in die gegnerische Hälfte hinein. Wobei: Eine richtige Hierarchie gab es da nicht, unter den Blauen feuerte eigentlich jeder jeden an. Ein Dachauer Befreiungsschuss landete im Seitenaus. "Jaaaa", rief Hugo, das Pressing schien offensichtlich Spaß zu machen. "Sie müssen Gras fressen", sagte später noch Mijo Stijepic über seine Ismaninger Herde, und da sei es wichtig, dass sie das Gefühl bekämen, dass sich der ganze Aufwand lohnt. Diesmal lohnte er sich, der Abstiegskandidat Ismaning besiegte den Aufstiegskandidaten Dachau 1:0 dank eines Foulelfmeters. Einer der Fleißigsten, Bastian Fischer, verwandelte (18.). Vorausgegangen war ein Foul von Alexander Weiser an Robin Volland.

"Wir hatten vorher kein einziges Mal 1:0 gewonnen. Jetzt gleich zweimal. Dreckig", freute sich Stijepic. Auch vier Gegentore in den sechs Partien seit der Winterpause könnten sich sehen lassen, "das war früher anders, da haben wir auch mal fünf Gegentore bekommen", sagt er. Stijepic war stolz auf sein Team, das offensichtlich den Ernst der Lage erkannt hat und nun punktgleich mit Sonthofen auf dem ersten Nichtabstiegsplatz steht. Der ehemalige Angreifer räumte zugleich ein, dass man sich "das Glück schwerstens erarbeitet" habe. In der ersten Halbzeit war Ismaning besser ins Spiel gekommen, doch der Plan war riskant. Denn die Frage war, ob bei gestiegenen Temperaturen und laufintensivem Spiel die Puste reichen würde. David Tomasevic verpasste mit einem Kopfball an die Latte die Vorentscheidung (54.), dann mussten Gäste sogar noch mehr laufen, weil Volland nach einem ungestümen Einsatz Gelb-Rot sah (70.).

Dachau hatte zuletzt oft Probleme, klare Chancen herauszuspielen. So auch diesmal, doch mit der zweiten Halbzeit war Trainer Fabian Lamotte zufrieden, auch wenn der Ball nicht im Tor landete. Noch vor dem Ismaninger Platzverweis hatte Onur Korkmaz den Pfosten getroffen (63.). In der 77. Minute ging dann ein Raunen durchs Stadion, als Angreifer Christian Doll seine beste Aktion hatte: Mit dem Rücken zum Tor tunnelte er Markus Neuber, drehte sich flink um ihn herum, schlug noch einen Haken - und drosch im vollen Lauf knapp über das Tor. "Er hat ein bisschen die Seuche am Fuß im Moment", sagte Lamotte später, der 31-Jährige hat 2019 noch kein Ligator geschossen.

Aufgrund der verpassten Chancen handele es sich auch insgesamt um eine "verpasste Chance", sagte der Spielertrainer, der sich selbst diesmal wegen Knieproblemen schonte. Mit einem Sieg hätte man "ganz oben ranschnuppern" können. Gelegenheiten zum Aufstieg müsse man eben ergreifen, wenn sie sich bieten, und in diesem Jahr ist Dachau, das fast immer oben mitspielt, besonders nah dran. "Es wäre mit Sicherheit ein Traum und eine klasse Sache, wenn wir das mal erreichen sollten", sagt der frühere Profi von 1860 und Schalke 04 - mit "das" meint er den Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse.

Mit dem Ergebnis im Nachholspiel sind indes die Chancen gestiegen, dass sich beide Klubs auch kommende Saison treffen. Stijepic war sich allerdings bewusst, dass eine englische Woche in Kombination mit dem laufintensiven Spiel seinen Tribut zollen wird. Am Samstag müssen sie gegen Kirchanschöring dann wieder heimisches Gras fressen, doch immerhin, sagt Stijepic, stünden dann in Clemens Kubina oder Nils Ehret auch wieder zusätzliche gestandene Spieler in der Herde - pardon, im Kader.

© SZ vom 18.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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