Fußball-Bayernliga:Abgehakt nach zehn Minuten

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"Sie haben alles probiert": Trainer Patrik Peltram muss in Wolfratshausen kräftig improvisieren. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die einen wollen nicht, die anderen können kaum: Der FC Unterföhring setzt sich mit zwei frühen Treffern beim ersatzgeschwächten BCF Wolfratshausen durch

Von Andreas Liebmann, Wolfratshausen

Christopher Korkor lächelte bei seiner Auswechslung, sein Trainer Patrik Peltram schnitt ihm den Weg ab und umarmte ihn. Eigentlich ein gutes Zeichen. Allerdings waren in dieser Bayernligapartie erst 15 Minuten gespielt, Korkors BCF Wolfratshausen lag gegen Unterföhring 0:2 zurück, und der 21-Jährige lächelte eher gequält. Peltram hatte ihn früh vom Feld geholt. Er sei sonst kein Freund solcher Reaktionen, erklärte der Coach später, er habe gleich versucht, den Rechtsverteidiger wieder aufzubauen: "Ein junger Kerl, der macht das nicht mit Absicht."

Als Unterföhrings Michael Krabler nach einer Stunde raus musste, lächelte auch er. Der Stürmer ist erst 19, aber hat für die SpVgg Unterhaching schon dritte Liga und U19-Bundesliga gespielt. Ob er schon häufig zweimal binnen weniger Minuten so frei im Strafraum zum Abschluss gekommen sei? "Selten", sagte er, und sein breites Grinsen bedeutete: das dürfe gerne öfter geschehen. Krabler stand häufig direkt an der Seitenlinie, "wir wollten das Spiel breit machen", erläuterte er, dort draußen hatte ihn sein Gegenspieler Korkor zweimal übersehen. Einmal flankte Atilla Arkadas von rechts, einmal Uwe Schlottner, Krabler war jeweils in die Mitte gespurtet und schloss aus kürzester Distanz ab, einmal per Fuß (2.), einmal per Kopf (10.). Am Wochenende beim 0:1 in Bogen hatte der BCF das Gegentor schon nach 20 Sekunden kassiert.

Am Ende stand es 1:3. Richtig zufrieden war niemand: Nicht die Zuschauer, die in der Hitze viel erdulden mussten; nicht die Gastgeber, die nach der Pause durch Florian Scheck (56.) auf 1:2 verkürzten; nicht mal die Gäste: Man habe sich vom Wolfratshauser Spiel anstecken lassen, vermutete Krabler. Sein Trainer Andreas Pummer schimpfte: "Was die letzten 75 Minuten abgelaufen ist, hat mir gar nicht gefallen, wir haben viel aufzuarbeiten." Zwei Gänge habe man nach der Führung zurückgeschaltet. "Wir wollten nicht mehr, und der Gegner konnte nicht", sagte er. "Wenn das heute nicht Wolfratshausen gewesen wäre, hätten wir nicht gewonnen." Das 1:3 durch Alexander Hollering fiel kurz vor Schluss.

Pummer klang fast unzufriedener als sein Gegenüber. Es war viel schiefgelaufen, Föhrings Coach wirkte bisweilen fassungslos. Etwa als er den nach vorne gelaufenen Verteidiger Schlottner mehrmals vergeblich aufforderte, sich in ordentlichem Tempo zurückzubewegen; oder als er Leonard Mayer ermahnte, er möge auf seiner Position bleiben, und dieser fragte: "Wo ist die denn?" Natürlich hatte beim BCF noch viel weniger gepasst. Angefangen bei Kleinigkeiten, etwa dass er in Rückstand liegend niemanden zum Ballholen hinter des Gegners Tor schickte. Also erledigte Föhrings Schlussmann Sebastian Fritz diesen Job nur allzu gerne selbst: Er legte den weiten Weg in Richtung eines Wäldchens in einer Schrittlänge zurück, wie man sie von Pinguinen auf Glatteis kennt. Die Uhr lief.

Wolfratshausen hat zurzeit ganz andere Sorgen. Wegen diverser Verletzungen fehlten - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - Abwehrchef Lech Kasperek, der spielende Co-Trainer Sebastian Pummer, Stürmer Werner Schuhmann, Christian Duswald, Leon Brudy, Sandro Wolfinger und Florian Langenegger. Die Angreifer Michael Marinkovic und Jona Lehr befinden sich im Urlaub - und Onur Misirlioglu im Ausstand. Kaspereks Nebenmann in der Innenverteidigung hat sich vor einigen Tagen grollend in die zweite Mannschaft verzogen, nach einem Gespräch mit dem Trainerteam über seine zukünftige Rolle. Er habe da wohl überreagiert, vermuten Mitspieler. "Ich werde noch mal mit ihm reden", kündigte BCF-Chef Manfred Fleischer an, er schätze den 32-Jährigen sehr. Trainer Peltram indes sagte nach der Niederlage am Mittwoch: "Das Thema ist für mich durch."

Bayernliga-Fußball habe sein Team natürlich nicht gezeigt, so Peltram, es hätten ja kaum gestandene Spieler mitgewirkt. Aber sie hätten alles probiert. "Nach dem 0:2 kannst du auch den Kopf verlieren und noch drei Dinger kriegen." Vor allem Michael Rödl im Zentrum und der emsige Linksverteidiger Michael Rauch, der im Sprint das 1:2 vorbereitete, brachten Ordnung ins Spiel. Schon vor der Pause hätte Rauch fast das 1:2 vorbereitet, doch Felix Gellner brauchte zu lange, um das Zuspiel vor dem Tor zu verarbeiten. Der Stürmer kommt frisch aus der Kreisklasse. "Man kann den Jungs keinen Vorwurf machen", findet Peltram. "Ohne die Neuen hätten wir gar keine Mannschaft gehabt." Nach einer Stunde musste Mustafa Kantar verletzt raus, ein weiterer Innenverteidiger. Nicht die beste Ausgangslage für das Duell am Samstag beim SV Pullach.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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