Fußball-Bayernliga:101 Trainer

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Blick in eine ungewisse Zukunft: Ismanings Trainer Xhevat Muriqi "sind die Hände gebunden", wie er selbst sagt. Zu viele Spieler sind verletzt. (Foto: Johannes Simon)

Nach fünf Niederlagen steht Ismanings Coach Xhevat Muriqi in der Kritik. Das gilt aber auch für die Spieler

Von Christoph Leischwitz, Ismaning

Xhevat Muriqi gehört seit 17 Jahren dem FC Ismaning an. Wenn er also sagt: "Es war schon immer ein bisschen schwierig bei uns", dann weiß er, wovon er spricht. Doch bei aller Unruhe, die den Traditionsklub immer wieder mal heimsucht, war der 42-Jährige als Spieler oder Co-Trainer selbst nie direkt involviert gewesen. Dieses Mal, als Cheftrainer einer Mannschaft mit fünf Niederlagen in Serie, ist er es. Und Muriqi appelliert an den Vorstand, dieser dürfe sich nicht durch "Nebengeräusche" ablenken lassen. Ob Muriqi nach der Winterpause aber immer noch Trainer des Bayernliga-Aufsteigers sein wird, ist noch nicht zu 100 Prozent geklärt.

Die Stimmung im traditionell unruhigen Umfeld des Vereins ist am vergangenen Wochenende nicht gerade besser geworden. Denn das Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn SV Kirchanschöring darf als neuer sportlicher Tiefpunkt bezeichnet werden, nachdem Muriqis Mannschaft eine Woche zuvor gegen 1865 Dachau noch sehr unglücklich 1:2 verloren hatte. Diesmal aber "hat der Gegner viel mehr für den Sieg getan", so Muriqi. Die Gastgeber agierten zwar sehr geradlinig, mit vielen langen Bällen und Distanzschüssen. Aber das genügte, denn die zahlreichen kollektiven wie individuellen Fehler der Ismaninger entschieden das Spiel. Das 1:0 (18., Florian Hofmann) fiel nach einer Flanke von der linken Abwehrseite, weil niemand rechtzeitig den Gegner stellte; das 2:0 (24., Manuel Omelanowsky) nach einem Torwartfehler von Johann Hipper, das 3:0 (47., ebenfalls Omelanowsky), als Hipper einen Schuss zur Seite lenkte, aber aus der Abwehr keiner dem Ball entgegenlief, um zu klären.

"Mir sind die Hände gebunden", sagte Muriqi. Generell wisse man schon, wo die Probleme lägen. Dagegen etwas zu unternehmen, sei allerdings schwer. Wichtige Spieler seien verletzt, deshalb könne er auch keinen Konkurrenzkampf entfachen, "obwohl das dem einen oder anderen guttun würde", glaubt der Trainer. Zum Saisonstart war ein einfaches Ziel ausgegeben worden: Klassenerhalt. Und im Moment steht die Mannschaft auch noch auf dem elften Tabellenplatz. Doch die allgemeine Unruhe fand in der vergangenen Woche dank einer externen Nachricht neue Nahrung: Der in Ismaning lebende Anton Plattner wurde nach mehr als sieben Jahren beim Landesligisten VfB Hallbergmoos beurlaubt - und galt vielen sofort und quasi automatisch als Nachfolger für Muriqi.

Doch der FC-Vorstand scheint Muriqi erhört zu haben. "Ruhe bewahren", sagt der erste Vorsitzende Roland Boenke, der ebenfalls eine gewisse Aufregung ausgemacht hat: "Wenn du in Ismaning 100 Zuschauer hast, dann hast du 101 Trainer." Vor der Winterpause werde erst einmal gar nichts passieren. Und Plattner sei laut Boenke ohnehin "kein Thema". Dem Vernehmen nach ist der 67-Jährige nur deshalb ins Gespräch gekommen, weil sein Enkel beim FCI spiele und dem Vorstand bekannt sei, dass Plattner eines Tages seinen Enkel trainieren möchte.

Man werde sich in einigen Wochen zusammensetzen, um in Ruhe zu beraten, wie es weitergeht, so Boenke. Es klingt, als stehe der Vorstand tendenziell auf der Seite des Trainers. "Da sind die Spieler in der Pflicht. Vielleicht hat man den Kampf in der Bayernliga noch nicht angenommen und glaubt, man kann alles mit Zauberei und Tiki-Taka lösen", sagt zum Beispiel Vorstandsmitglied Frank Stenner. Aktuell gebe es keinen Plan, Muriqi zu entlassen, man rede derzeit auch nicht mit anderen Trainern, versichert Stenner. Und man werde sich bemühen, im Winter den Kader zu verstärken. Bedarf sieht die Vereinsführung im defensiven Mittelfeld, wo derzeit die meisten Fehler passieren. Und im Angriff, wo Mijo Stijepic recht allein auf sich gestellt ist. In Kirchanschöring gelang dem Routinier übrigens noch ein herrliches, wenngleich letztlich unbedeutendes Fallrückzieher-Tor (48.) zum 1:3-Endstand.

Um aber Muriqi nachhaltig den Rücken zu stärken, wirken viele Aussagen nicht überzeugend. Boenke etwa sagt, auszuschließen sei nichts. Stenner sagt, spätestens die ersten Partien nach der Winterpause, gegen Abstiegskandidaten wie Gundelfingen oder Hankofen, seien "richtungsweisend". Es könnte also sein, dass man beim FC Ismaning durchaus ruhige Weihnachten verlebt. Nach der staden Zeit aber könnte es ganz schnell wieder unruhig werden.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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