Fußball 3. Liga:Kopf behalten

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Die SpVgg Unterhaching beendet ihre Negativserie mit einem 2:0 gegen Dortmund, Trainer Christian Ziege dankt dem Präsidium für dessen Rückendeckung

Von Stefan Galler, Unterhaching

Dass ein siegreicher Trainer nach dem Spiel seine Mannschaft lobt, ist keine Seltenheit. Christian Ziege allerdings, der Coach des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching, ließ es sich bei seiner Analyse nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Borussia Dortmund II nicht nehmen, auch Präsident Manfred Schwabl in seine Danksagung mit einzuschließen. "Kompliment an die Klubführung", sagte der frühere Nationalspieler also: "Ich habe schon andere Dinge erlebt. Da verlieren dann ahnungslose Leute den Kopf, können nicht mehr klar denken und lassen sich von anderen Dingen leiten", so Ziege weiter. "Das ist hier nicht der Fall, und dafür bin ich dankbar."

Klingt beinahe so, als hätte der 42-Jährige nach der jüngsten Talfahrt seiner Mannschaft mit einem Gespräch unter Männern gerechnet. Doch Schwabl ließ den Coach trotz sechs Niederlagen aus den vergangenen sieben sieglosen Spielen in Ruhe weiterarbeiten und baute keinen Druck auf - mit Erfolg: Der Sieg im wichtigen Kellerduell mit der Borussia, die nun schon seit neun Spielen auf einen Dreier wartet, verschaffte den Rot-Blauen ein wenig Luft im Tabellenkeller.

"Oft sind wir in den letzten Wochen hier gesessen und durften uns anhören, dass wir richtig guten Fußball gespielt haben. Und trotzdem sind wir immer mit nichts nach Hause gegangen", sagte Ziege. Und so sei "das Selbstvertrauen nicht besonders groß" gewesen. "Die Jungs hätten durchaus anfangen können zu flattern, aber davon habe ich nichts gesehen", so der SpVgg-Coach weiter.

In der Tat war die Heimmannschaft bei herbstlichen Bedingungen vor offiziell 1500 Zuschauern im Sportpark vom Start weg die aktivere Elf. Nach Pass von Andreas Voglsammer gab Sascha Bigalke den ersten Schuss ab, BVB-Torwart Zlatan Alomerović fing die Kugel ohne Schwierigkeiten (18.). Es folgte der erste größere Jubel im Unterhachinger Lager, als Voglsammer eine Freistoßflanke von Alon Abelski in den Winkel köpfelte (25.). Dem Treffer wurde von Schiedsrichter Alexander Sather allerdings die Anerkennung verweigert: Voglsammer soll im Abseits gestanden haben - eine durchaus strittige Entscheidung, wie die Fernsehbilder zeigten.

Sie haben sich noch alle lieb: Andreas Voglsammer grüßt als Schütze des 2:0 gegen Dortmund II. (Foto: Buthmann/Imago)

Auch der Borussia-Nachwuchs hatte die ein oder andere kleinere Gelegenheit, vor allem als Tammo Harder eine unübersichtliche Situation in der Hachinger Deckung um ein Haar hätte nutzen können. Sein Schuss flog jedoch über den Kasten. An dieser Szene war auch Dong-Won Ji beteiligt, der südkoreanische Nationalspieler sammelte nach längerer Verletzungspause wegen eines Muskelfaserrisses in der Reserve Spielpraxis.

Doch auch die prominente Unterstützung konnte Dortmund nicht vor einem Halbzeitrückstand bewahren: Pascal Köpke selbst initiierte durch einen Ballgewinn jenen Angriff, den er schließlich mit dem 1:0 vollenden sollte. Voglsammer ließ die Kugel tropfen, Abelski spielte sie durch die BVB-Schnittstelle und der durchgelaufene Köpke ließ Alomerović eine Woche nach seinem Hattrick als Einwechselspieler beim 3:4 gegen Osnabrück keine Abwehrchance - 1:0 (34.). Bigalke hätte die Sache schon vor dem Wechsel noch klarer gestalten können, doch er traf mit kläglichem Abschluss nur das Außennetz (44.).

SpVgg-Geschäftsführer Florian Rensch orakelte in der Pause, dass man bei einem Klassemann wie Ji nie sicher sein könne, ob der nicht womöglich mit einer einzigen Aktion das Spiel drehe. Doch seine einzige Chance vergab der frühere Augsburger gleich nach Wiederanpfiff, als er von rechts am zweiten Pfosten vorbeizielte. Obwohl sich der BVB nun verbessert zeigte, gelang Haching in der 67. Minute die Vorentscheidung: Eine schnelle Kombination nach einer Balleroberung im Mittelfeld über Köpke, Bigalke und Markus Schwabl schloss Voglsammer mit dem 2:0 ab.

Dortmund versuchte alles, einmal klärte Schwabl auf der Linie gegen David Solga (72.), fünf Minuten später parierte Torwart Felix Ruml, der den gesperrten Michael Zetterer ersetzte, gegen Evans Nyarko. Und erhielt hernach ein Sonderlob von Ziege: "Wir haben ihn reingeschmissen, er hat eine super Partie gespielt und dem Team den Rücken gestärkt."

Und so konnte der erleichterte Coach seiner Mannschaft zwei freie Tage verabreichen; wobei am Sonntag zunächst mal der gemeinsame Wiesnbesuch auf dem Programm stand. "Ich denke, dass es da mal richtig kracht", sagte Ziege. Torschütze Köpke ergänzte: "Mit einer Niederlage wäre es ein ungutes Gefühl gewesen. So ist es umso schöner."

© SZ vom 06.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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